Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
Streit zusammenhing, den ich mit Michael Lee gehabt hatte, aber ich konnte mir nicht erlauben, so zu denken und ihm diese Art von Macht über mich geben. Ich hatte etwas viel, viel Besseres verdient als das.
Ich wusste nicht recht, was ich mit mir anfangen sollte. Obwohl – eigentlich schon. Ich wollte mit Bethan reden, denn sogar wenn ich gar nicht sagen wollte, was mich bedrückte, Bethan spürte immer, dass ich traurig war, und sie wusste immer einen Weg, um mich da wieder herauszuholen. Aber Bethan war in Chicago, und diese Woche fingen ihre Schichten immer genau dann an, wenn ich gerade aus der Schule kam, sodass ich sie über Skype nicht erreichen konnte.
Klar, es gab schon Leute, die ich anrufen konnte, sogar Barney, aber zuzugeben, dass ich wütend war, weil ich jemandem wie Michael Lee gestattet hatte, mich zu benutzen, um mich dann wegzuschmeißen wie ein Taschentuch, das von getrocknetem Rotz ganz steif geworden war (iiiiiiiiieeeh!), das konnte ich einfach nicht.
Was ich aber konnte, war, ganz laut Duckie aufzulegen und zu versuchen, mich aus meiner existenziellen Krise herauszutanzen. Das half normalerweise immer.
If you think I’m going to give you another chance
Hang around waiting until you ask me to dance
Then, baby, you’re dumb, dumb, so very dumb
Not going to waste time baking a cake for you
I’m not going to put on my best dress for you
Cause baby, you’re dumb, dumb, so very dumb
Der Song sank ab (oder stieg an?) zu einer Kakofonie kreischender Gitarren und einem schnellen Rhythmus, als Molly, die Sängerin, völlig übertrieben schrie: Dumb, dumb, why are you so dumb? , und ich schrie mit, während ich auf dem Sofa auf und ab sprang, und das alles war irgendwie sehr kathartisch, bis der Song endete und ich hörte, dass jemand laut an die Tür klopfte.
Es war vermutlich Gustav, mein Nachbar. Wir hatten, was laute Musik anging, eine ganz klare Vereinbarung, die besagte, dass ich nach einer halben Stunde eine Pause einlegen musste, aber ich hatte den gleichen Song immer wieder und wieder abgespielt, sodass ich völlig den Überblick verloren hatte.
Ich sprang mit einem Satz vom Sofa. »Tut mir leid«, sagte ich atemlos, als ich die Tür öffnete. »Ich werde zur Wiedergutmachung eine Stunde lang deine allergrässlichste Tanzmusik ertragen, dann sind wir quitt.«
»Okay, gut zu wissen.« Oh Gott, es war gar nicht Gustav, es war Michael Dead Man Walking Lee. Ich hätte ihm gleich die Tür vor der Nase zuknallen sollen, aber andererseits – was hätte das gebracht, da ich ihn doch anschreien wollte?
Bevor ich das erste »Was fällt dir ein hierherzukommen?« über die Lippen bringen konnte, wurde mir bewusst, dass mir der verführerische Duft heißer Pommes in die Nase stieg, und Michael Lee hielt mir eine fest verschlossene Tüte entgegen.
»Es tut mir leid«, sagte Michael Lee schnell. »Es tut mir leid, dass heute Mittag alles irgendwie falsch aus meinem Mund gekommen ist. Und ich entschuldige mich, wenn ich dich beleidigt und verärgert habe, und es tut mir leid, wenn es so geklungen haben sollte, als könnte ich etwas Besseres finden, weil es darum gar nicht geht, und ich dachte, ich könnte es vielleicht wiedergutmachen, indem ich dich, ääähm, indem ich dich zum Abendessen einlade, falls du noch nicht gegessen hast.« Er schob mir mit etwas mehr Nachdruck die Tüte in die Hände, sodass ich quasi gezwungen war, sie zu nehmen. »Und überhaupt, es tut mir einfach leid, okay? Ausgenommen ist, und dafür entschuldige ich mich auch nicht noch einmal, dass ich dich vom Fahrrad geworfen habe, weil ich dich nämlich nicht von deinem Fahrrad geworfen habe. Es war ein Unfall, das schwöre ich.«
Es waren so viele Informationen in dieser Rede, dass ich mir nur die Highlights merken konnte. Michael Lee entschuldigte sich für eine ganze Menge Dinge, die meine Gefühle verletzt hatten. Er klang, als ob seine Entschuldigungen wirklich ernst gemeint waren, und er hatte sich wirklich die Zeit genommen, darüber nachzudenken, ob ich schon etwas gegessen hätte, und mir dann etwas zu essen besorgt. Warmes Essen. Es war schon lange her,dass irgendjemand sich genug für mich verantwortlich gefühlt hatte, um sich darum zu kümmern, dass ich etwas Warmes gegessen hatte.
Aus der Tüte waberte der leckere Pommesgeruch, und es wäre so einfach gewesen, ihm alles zu vergeben, aber ich war niemals nur nett und unkompliziert. »Wie hast du überhaupt herausgefunden, wo ich wohne?«, blieb ich
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