Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
muss.«
»Also, es stimmt, dass ich auf dieselbe Schule wie du gehe, undich hatte wirklich das Problem, dass ich eigentlich geplant hatte, heute ohne Abendessen ins Bett zu gehen«, sagte Jeane, während sie ihre halb aufgegessenen Pommes wegschob. »Aber Freunde sind wir nicht, oder?«
Ich betrachtete sie mit einem flüchtigen Blick. Sie trug eine grün geblümte Bluse, eine gelbe Strickjacke, einen grauen Faltenrock, der aussah, als sei er ein Teil von Mellys Schuluniform, und pinkfarbene Strumpfhosen. »Nein, Freunde sind wir wirklich nicht«, sagte ich.
»Also ist das irgendwie verdreht, dass wir uns immer in Situationen bringen, wo wir dem anderen die Zunge in den Rachen stecken«, fuhr sie fort. »Ich meine, wie erklärst du dir das ?«
»Jeane!«
Sie schwang ihre Beine vom Couchtisch herunter und stand auf. »Wenn wir das tun können, können wir auch darüber reden, und ich glaube, wir müssen auch mal darüber reden.« Sie hob die Überreste ihres Abendessens auf. »Aber zuerst tue ich die hier in den Kühlschrank. Möchtest du was trinken?«
Ich wollte nichts trinken, aus Angst, ich könnte mir E.-coli-Bakterien oder eine Magenverstimmung einfangen, aber die Küche war einigermaßen sauber und aufgeräumt, klar, weil Jeane nie kochte. In ihrem Kühlschrank befanden sich tütenweise Haribos, tonnenweise Kosmetik (»Sie halten viel länger, wenn sie gekühlt sind, und außerdem bin ich früher immer versehentlich auf meine Lieblingslippenstifte draufgetreten.«) und ein Glas Gewürzgurken.
Jeane hatte außer Leitungswasser direkt aus dem Hahn sonst nichts Kaltes zu trinken da, aber sie hatte Plastikbecher (»Ich wasche niemals ab.«), und sie schwang sich auf die Küchenarbeitsplatte, während ich mich gegen die Spüle lehnte. Sie hatte recht, es war sicher wichtig, dass wir darüber sprachen, aber ich war mir gar nicht sicher, was ich eigentlich sagen sollte. Auch Jeane öffnete ihren Mund, um zu sprechen, schloss ihn dann aber wieder.
»Die Sache ist die, Michael«, sagte sie schließlich, »die Sache ist die, dass du wirklich sehr, sehr gut küssen kannst.«
»Da musst du aber nicht so überrascht klingen«, sagte ich und musste mir Mühe geben, nicht zu lächeln. Ich nickte in ihre Richtung. »Du bist auch nicht übel.«
»Ja, ich habe ganz irrsinnige Kussfähigkeiten«, stimmte sie zu, und diesmal war es ganz unmöglich, nicht zu lächeln. Meine anderen Freunde waren alle so berechenbar. Ich wusste immer genau, was sie sagen würden, schon bevor sie überhaupt nur den Mund aufgemacht hatten. Mit ihr, mit Jeane Smith, bot jede Minute eine neue Überraschung.
»Also, machen wir jetzt mit unserem Kuss-Ding weiter?«, fragte sie. »Ein diskretes kleines Arrangement, von dem niemand etwas wissen muss?«
Ich wusste nicht genau, wie ich mich dabei fühlte, aber überwiegend war ich wohl erleichtert. Sie küsste wirklich toll, aber mit ihr rumzuhängen, ihr zuhören zu müssen, wie sie alle meine Freunde blöd anmachte, um dann von meinen Freunden immer wieder gefragt zu werden, warum zur Hölle ich ausgerechnet mit ihr abhing, gehörte nicht zu den Dingen, mit denen ich umgehen konnte. Das konnte ich Jeane so aber natürlich nicht sagen. »Aber wenn du lieber in der Schule abhängen würdest … Ich meine, es ist cool, dass du das nicht willst, aber ist das nicht ziemlich einsam … dass du immer alleine bist?«
Sie schüttelte ihren Kopf und lächelte strahlend. »Nein, wirklich nicht. Ich hasse die Schule, aber ich habe meinen Eltern versprochen, dass ich, wenn sie mich alleine wohnen lassen, mein Abitur mache.« Sie verschränkte die Arme. »Es ist nicht so, dass ich wegen der beschissenen Partys, zu denen ich nicht eingeladen werde, und all den Pausen, in denen ich mit anderen rumsitzen und Scheiße über das gestrige Fernsehprogramm reden könnte, schlaflose Nächte habe. Ich kann in der Schule eine Menge meiner Adorkable -Arbeit erledigen, und von Barney mal abgesehen, habe ich in der Schule wirklich mit niemandem etwas gemeinsam. Es geht mir also viel besser alleine. Du musst wirklich kein Mitleid mit mir haben.«
Sie behauptete, dass sie alles super im Griff hätte, aber wenn man siebzehn ist, macht es doch Spaß, auf Partys zu gehen, sogar, wenn sie kacke sind, genauso wie Scheiße über das Fernsehprogramm von gestern Abend zu reden. Es war das, was man eigentlich tun sollte, und nicht, sich die ganze Zeit über auf die Arbeit an einem freakigen Medien-Imperium zu fixieren.
»Nun, für
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