Adorkable - Zwei, die sich hassen und lieben
auf ihren Pommes, andere sind eher Ketchup-Junkies.«
»Also, ich mag beides gleich gern. Ich kann mich nie zwischen Essig und Ketchup entscheiden. Es ist wie der Film Sophies Entscheidung , nur für Gewürze.« Jeane sprach mit gurgelnder Stimme, als sie die Plastikgabel hochhielt, an die ich auch gedacht hatte. »Also wirklich, weißt du, vielen Dank für das alles, und, na ja, ich glaube, ich habe mich vielleicht auch ein bisschen wie ein Arschloch benommen. Tatsächlich denke ich, dass ich mich wie ein absolutes Arschloch verhalten habe, aber vielleicht bist du ja anderer Meinung.«
Ich dachte fünf Sekunden darüber nach. »Nein, du hast recht. Du warst ein absolutes Arschloch.«
In dem Moment, in dem ich es sagte, fragte ich mich schon, ob dies einen weiteren Wutausbruch nach sich ziehen würde, aber Jeane machte nur »hmmmm« und lachte dann mit einem Mund voller Pommes. »Da bin ich ja froh, dass wir das geklärt haben. Willst du den Fernseher anmachen oder Musik hören? Weil mir gerade klar wird, dass ich ganz schön laut kaue?«
Sie hatte diese wirklich komplizierte, aber echt coole Anlage mit einem MiniMac, der mit ihrem Fernsehgerät verbunden war, also konnte ich durch ihr iTunes zischen. Von vielen derBands hatte ich noch nie gehört, also stellte ich die Songs auf Shuffle. So konnte ich wenigstens nichts anmachen, dass sie nur auf iTunes hatte, um bei anderen den Coolnessfaktor zu testen und sich dann anschließend gnadenlos über sie lustig zu machen. Ich fragte mich, warum es mir etwas ausmachte, wenn Jeane Smith sich gnadenlos über mich lustig machte, aber offensichtlich war es so. Ich lehnte mich ganz behutsam auf ihrer Couch zurück und starrte auf ihren Couchtisch und zwei aufgeklappte MacBooks, die beide liefen, ein iPhone, ein iPad und drei Fernbedienungen.
»Das ist so abgefahren. Ich habe mich auf Twitter über meinen Mangel an Abendessensangeboten ausgeheult, und jetzt tauchst du auf«, sagte Jeane plötzlich und mein Herz machte so eine unschöne Stop/Start-Sache. »Bist du auf Twitter?«
Das Einfachste wäre gewesen, Jeane die Wahrheit zu sagen. Dass, ja, ich auf Twitter war und wir sogar Links zu Hunden, die Extremsportarten machten, teilten und einige amüsante Dialoge über seltsames Essen und Jean-Paul Sartre geführt hatten. Es wäre so einfach gewesen. »Ich kapier die ganze Twitter-Sache irgendwie nicht«, war das, was mein Gehirn meinem Mund zu sagen befahl.
Ich erwartete eigentlich, dass Jeane eine leidenschaftliche Verteidigungsrede für Twitter – und alle, die darin herumsegelten –vom Stapel lassen würde, doch sie warf mir stattdessen einen schmunzelnden Blick zu und nahm dann einen gigantischen und enthusiastischen Bissen von den Würstchen im Teigmantel. Ich musste weggucken.
Dabei hatte ich noch nicht mal gelogen. Ich verstand Twitter noch immer nicht, und wenn ich Jeane erzählt hätte, dass ich @winsomedimsum war, hätte das vermutlich zu einem neuen Streit geführt, und zum ersten Mal stritten wir nicht und es war irgendwie … richtig schön. Und überhaupt, wenn (und das war ein wirklich großes WENN ) diese Sache mit Jeane noch ein bisschen weiterging, dann war es praktisch, einen Weg zu haben, um ihre Launen abzuchecken, um zu wissen, wann ich mich besser von ihr fernhielt.
Wenn sie über Essen, Welpen und allgemeine alltägliche Trivialitäten ihres Lebens twitterte, war auf dem Planeten Jeane alles in Ordnung. Twitterte sie jedoch über Politik und Feminismus oder retweetete sie gemeine Sachen, die Leute über sie gesagt hatten, oder fing sie unsinnige Diskussionen an, speziell unsinnige Diskussionen mit irgendwelchen C-Prominenten, dann wusste ich, dass ich sie besser meiden sollte.
Jeane fand scheinbar, dass unser Gespräch über Twitter beendet sei. Sie wühlte unten am Boden der Pommesschachtel nach den knusprigen Stückchen. »Hast du Hunger? Willst du welche hiervon? Dann solltest du es besser jetzt sagen, bevor ich alles wegputze«, sagte sie warnend.
Ich schüttelte den Kopf. »Hab schon gegessen, danke.«
»Also, weiß deine Mutter, dass du hier bist?« Sie klang amüsiert, so als wüsste sie die Meinung meiner Mutter über das Ausgehen an Schultagen schon. Obwohl, um fair zu sein, muss ich sagen, dass ich auch an Schultagen abends bis 22.30 Uhr ausgehen durfte, wenn ich alle Hausaufgaben erledigt hatte und telefonisch erreichbar war.
»So in etwa«, gab ich zu. »Ich habe ihr gesagt, dass ich einem Schulfreund bei einem Problem helfen
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