Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Großstadt gearbeitet. Also weißt du, was ich meine.«
»Ich habe die Fotos gesehen«, sage ich vorsichtig. »Eine schlimme Sache. Deshalb müssen wir sie den Behörden überlassen.«
»Den Behörden ?« Er spuckt dieses Wort beinahe aus. »Hast du nicht gehört, was ich am Telefon gesagt habe? In dieser Sache kannst du keinem trauen, nicht mal der örtlichen Polizei.«
»Ich soll meiner eigenen Polizei nicht trauen?«
»Das ist nicht deine Polizei. Die Cops haben dort schon gearbeitet, bevor du dein Amt angetreten hast, und sie werden noch dort sein, wenn du weg bist. Das Gleiche gilt für den Sheriff und seine Leute. Für die bist du bloß ein politischer Tourist. Ein Durchreisender.«
Tims Einschätzung unserer Vollzugsbehörden verstört mich. »Ich vertraue diesen Männern. Wir sind mit den meisten von ihnen aufgewachsen, oder mit ihren Vätern.«
»Ich behaupte ja nicht, dass die Polizisten Gauner sind, aber sie denken an ihr eigenes Wohl und das ihrer Angehörigen. Außerdem haben sie gerne ein bisschen Spaß, so wie jeder andere auch. Viele von denen drücken ein Auge zu, um zusammen mit irgendeiner Berühmtheit fotografiert zu werden. Ich war auf vielen dieser Partys. Ich weiß, wen ich dort gesehen habe.«
Wie die volle Bedeutung einer Krebsdiagnose werden mir die Konsequenzen von Tims Worten erst allmählich klar. »Du kannst bezeugen, dass Mr. X persönlich bei diesen Hundekämpfen dabei war? Du hast erlebt, wie er die Prostitution von Minderjährigen gefördert hat?«
Jessup schnaubt geringschätzig. »Ist das dein Ernst? Du willst Mr. X wegen der Veranstaltung von Hundekämpfen verhaften lassen? Auf meine Aussage hin? Der Bastard könnte ein Dutzend aufrechter Bürger schwören lassen, dass er an jedem Tag oder Abend, den wir nennen, auf der Queen war.«
»Hundekämpfe sind in Mississippi ein Kapitalverbrechen«, sage ich mit ruhiger Stimme. »Es ist schon ein Verbrechen, bei einem Hundekampf zuzuschauen. Als Höchsturteil können zehn Jahre verhängt werden. Und bei Wiederholungsfällen gibt es schwerste Strafen.«
Tims Aufmerksamkeit scheint geweckt zu sein. Doch während ich die Tatsachen aufzähle, muss ich insgeheim zugeben, dass Jessup tatsächlich ein Problemzeuge wäre. »Natürlich wäre es tödlich, wenn wir jemanden wegen Hinterziehung schnappen könnten. Golden Parachute würde ihre Glücksspiellizenz verlieren, womit auf einen Schlag fünf Casinos schließen müssten. Das Finanzamt würde sie auffressen, und die Partner müssten Hunderte von Millionen Dollar nachzahlen.«
»Das hört sich schon besser an«, sagt Tim bitter.
»Und was schlägst du vor, wie man diese Sache in Angriff nehmen soll? Hast du Beweise, abgesehen von den Fotos?«
Er leckt sich die Lippen. »Okay, ich hab nicht genug. Aber ich arbeite seit einem Monat an einem Plan.«
Eine böse Vorahnung keimt in mir auf. Alles, was Tim mir bisher anvertraut hat, führt zu diesem Punkt. »Tim, ich werde dir nicht helfen, dein Leben zu riskieren. Ich habe Erfahrung mit solchen Dingen. Manchem Informanten wurde die Kehle durchgeschnitten.«
Jessup hat den Blick eines Märtyrers, der in die Flammen schreitet. Unvermittelt packt er mein Handgelenk mit überraschend kräftigem Griff. »Das hier ist unsere Stadt, Mann. Ich werde nicht hinnehmen, wie diese zugereisten Arschlöcher alles ruinieren, was unsere Vorfahren mühsam aufgebaut haben …«
»Pssst!« Ich spüre, wie mir das Blut in die Wangen schießt. »Ich höre dich auch so. Ich verstehe deine Wut, aber dein Leben ist das nicht wert. Es lohnt sich nicht einmal, dafür verprügelt zu werden. Die Männer hier haben schon um Geld gespielt, Sklaven verkauft, Indianerfrauen vergewaltigt und sich gegenseitig die Kehle durchgeschnitten, bevor Paul Revere seinen ersten silbernen Kerzenleuchter verkauft hat.«
Tims Augen glänzen. »Was ist los mit dir, Penn? Es geht um Unschuldige. Um minderjährige Mädchen und schutzlose Tiere. Jede Woche schickt Mr. X vier Pick-ups mit leeren Käfigen hundert Meilen in sämtliche Richtungen. Wenn sie zurückkommen, sind die Käfige voller Cockerspaniels, Pudel, Dalmatiner und Katzen. Die Ausbilder werfen sie in ein Loch mit hungernden Pitbulls, damit die das Töten lernen. Oder sie binden die armen Viecher an eine Spindel, damit die Hunde zum Laufen gebracht werden, und dann verfüttern sie die Tiere an die Kampfhunde. Sie werden in Stücke gerissen.«
Ein Schauder durchrieselt mich. Ich muss an eine Nachbarin denken, die drei
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