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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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und bist darauf vereidigt worden, das Gesetz einzuhalten. Und du hast Menschen in die Todeszelle geschickt, die genau das getan haben, was Kelly jetzt vorschlägt. Willst du ihn wirklich losschicken, damit er einen Mord begeht?«
    »Ich habe Menschen in die Todeszelle geschickt«, räume ich ein. »Aber nicht für so was wie das hier. Wir haben es mit einer einzigartigen Situation zu tun. Tim ist über etwas viel Größeres und Komplizierteres gestolpert, als er ahnen konnte. Wir wissen immer noch nicht genau, worum es geht. Wir wissen nur, dass die Regierung irgendwie in die Sache verwickelt ist und dass Sands und Quinn nicht vor Mord zurückschrecken. Außerdem weiß ich, dass meine Mutter und Annie, wo immer sie sich aufhalten, Todesängste ausstehen. Sie halten sich tapfer, aber sie fürchten, dass jemand anruft und ihnen sagt, dass Dad oder ich tot sind. Und das halte ich für durchaus möglich.«
    »Das klang wie ein Plädoyer, nicht wie eine Antwort.« Ihre Stimme ist immer noch herausfordernd.
    »Caitlin, das hier ist wie ein Stalker-Fall. Als Ankläger habe ich Frauen unnötig sterben sehen, weil die Polizei keine effektive Eingreifmöglichkeit hatte, bevor sie tot waren. Etliche Männer, die gemordet hatten, gingen danach ins Gefängnis. Aber das hat die Frauen nicht wieder lebendig gemacht.«
    Diesmal kommt keine Antwort.
    »In unserem Fall gibt es vier Frauen, die sterben könnten«, fahre ich fort. »Ich liebe sie alle, und eine von ihnen bist du.«
    »Lass das, Penn. Benutze mich nicht, um einen Mord zu rechtfertigen.«
    »Vielleicht sollten wir abstimmen«, schlägt Kelly vor.
    »Nein!«, ruft Caitlin schroff. »Keine Abstimmung. Niemand hier hat das Recht, einen Mord anzuordnen. Wenn du Sands tötest, dann auf eigene Verantwortung.«
    »Und wenn Kelly es täte?«, frage ich. »Würdest du ihn anzeigen?«
    Sie steht auf und blickt meinen Vater an. »Tom, du kannst das doch nicht allen Ernstes dulden?«
    Dad blickt mit traurigen Augen zu ihr auf. »Ich verstehe deine Gefühle, Kate. Ich glaube an den Rechtsstaat. Und Sands hat keinen Angehörigen meiner Familie umgebracht – noch nicht. Aber das war Glückssache. Meine Tochter hätte vor zwei Stunden leicht sterben können.«
    »Aber sie ist nicht gestorben, Tom. Sie wird sich erholen. Und wir haben Zeit, einen anderen Weg einzuschlagen.«
    »Und welchen?«
    »Wir könnten an die Öffentlichkeit gehen. Ich kann diese Story morgen auf der Titelseite von dreiundzwanzig Zeitungen erscheinen lassen. Und es sind noch viel mehr, wenn ich meinen Vater heranziehe. Wenn wir kurz davor stehen, jemanden zu ermorden, wird es Zeit, das Thema landesweit zu behandeln.«
    »Wenn wir die Sache veröffentlichen«, betone ich, »wird Edward Po den Fuß mindestens zehn Jahre lang nicht auf amerikanischen Boden setzen. Welche Verbrechen er hier auch verübt, er wird nicht dafür belangt werden.«
    Caitlin sieht mich an, als wäre ich ein Narr. »Und was wird Po deiner Meinung nach tun, wenn ihr Sands ermordet? Auf diese Weise verliert ihr Po ebenfalls.«
    »Was genau würdest du drucken?«, erkundige ich mich. »Haltlose Beschuldigungen?«
    Kelly beugt sich vor. »Ich weiß, dass es eine perfekte Lösung zu sein scheint, an die Öffentlichkeit zu gehen und das Licht auf Leute zu richten, die im Schatten leben. Aber Männer wie Po sehen die Welt anders als du. Sie sind keine Politiker. Während du deinen Mediensturm auslöst, werden sie handeln. Für sie ist das Krieg. Und wenn sie dich oder Annie oder Peggy umbringen, wird sich keiner von uns getröstet fühlen, dass du Sands’ und Pos Namen in der Zeitung gedruckt hast. Denn dadurch werden die Toten nicht auferstehen.«
    Dad scheint die Argumente abzuwägen. »Hast du die beiden alten Schwarzen dort draußen gesehen?«, fragt er Caitlin. »Die Männer, die auf uns aufpassen?«
    Sie nickt.
    »Bevor sie Polizisten waren – bevor es überhaupt schwarze Polizisten in Natchez gab –, gehörten sie einer Organisation an, die sich ›Diakone der Verteidigung‹ nannte.«
    »Was ist das?«
    »Eine Gruppe von Männern, die es satthatten, dass ihre Freunde und Nachbarn terrorisiert, geschlagen und ermordet wurden. Sie sind in ihrer Gegend mit Pistolen auf Streife gegangen und haben nächtelang mit Schrotflinten in Gräben gelegen, um für die Sicherheit ihrer Gemeinschaft zu sorgen. Ihnen blieb gar nichts anderes übrig, weil sie sich nicht an die Polizei wenden konnten. Da das Gesetz versagt und sie nicht geschützt hat,

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