Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
Während das Tier im Todeskampf auf dem Boden hin und her rollt, bindet Kelly sich seinen Gürtel als Aderpresse um den linken Bizeps.
»Alles in Ordnung?«, frage ich. »Ich konnte den Sack nicht öffnen!«
»Macht nichts. Hol mir einen Stein.«
»Einen Stein?«
»Einen Stein! Gut einen Zentimeter dick und flach, wenn möglich.«
Einen Meter weiter finde ich einen flachen Kiesel, den der Fluss geglättet hat. Kelly keilt ihn unter der Aderpresse ein, vermutlich an der Arterie. Sein Unterarm blutet, und das Fleisch am Ellbogen ist aufgerissen.
»Das ist nicht gut.« Er betrachtet die Wunden. »Ich weiß nicht mal …«
Ein Geräusch wie Hufgetrappel lässt uns herumwirbeln. Diesmal ist der fliegende Schatten nicht weiß, sondern schwarz. Bevor ich zurückweichen kann, höre ich einen Peitschenknall, und der wolfsgroße Hund sackt harmlos vor meinen Füßen zusammen – ein bebender Haufen aus Muskeln und Knochen. Ich springe zurück, doch Kelly schüttelt nur den Kopf und hebt seinen verdrahteten Ohrhörer hoch.
»Der Hund muss ihn mir aus dem Ohr geschlagen haben«, sagt er.
»Was ist gerade passiert?«, frage ich keuchend. »Hast du den Hund erschossen?«
»Ach was.« Kelly zieht seine Pistole aus dem Seesack und zeigt sie mir. »Carl hat ihn vom Hubschrauber aus erledigt.«
Kelly steckt sich den Ohrhörer wieder ein. »Danke, Mann. Das war knapp.«
»Du hast Glück, dass ich das verdammte Vieh überhaupt gesehen habe«, antwortet Carl.
McDavitts Stimme meldet sich. »Wie ist die Lage da unten, Delta? Soll ich dem Fahrzeug folgen, oder brauchst du einen Arzt? Mein Partner meint, ein Hund könnte einen von euch erwischt haben.«
»Kein Problem«, lügt Kelly. »Wir müssen die Fahrzeuge identifizieren.«
»Ich habe schon ein Nummernschild.«
»Ich will wissen, welches Ziel sie ansteuern.«
»Okay.«
»Sind da draußen noch mehr von diesen Ungetümen? Der alte Ranger hatte recht: Ich habe keinen Laut gehört, bevor es mich ansprang.«
»Die beiden Hunde neben dem Gebäude sind noch da. Ich weiß nicht, woher die anderen gekommen sind.«
Kelly lacht finster. »Ich glaube, das waren die ›Rehe‹, die sich deiner Meinung nach zum Schlafen hingelegt hatten. Verdammt große Rehe, Mann.«
»Penn? Bist du da?«
Kelly wirft mir einen scharfen Blick zu, als sich die neue Stimme in unser Gespräch einschaltet, aber ich erkenne sie sofort. Es ist mein Vater.
»Ich bin hier«, erwidere ich. »Was gibt’s?«
»Jenny wurde in Bath soeben von der Straße gedrängt. Ihr Auto hat sich überschlagen.«
Ich schlucke schwer, während mir das Bild meiner Schwester, die tot neben einer englischen Autobahn liegt, durch den Kopf geht. »Ist sie am Leben?«
»Ja. Sie hat mich aus dem Krankenhaus angerufen, und ich habe mit ihrem Arzt gesprochen. Sie hat einen Schock erlitten, hat ansonsten aber großes Glück gehabt.«
»Wann ist es passiert?«
»Vor ungefähr einer Stunde. Sie hatte die Kinder zu einer Freundin gebracht und war unterwegs zur Universität.«
Eine Hitzewelle erfasst mein Gesicht, und Schuldgefühle überkommen mich. »Wo bist du?«
»Auf der Fahrt zum sicheren Haus.« Kelly hat darauf bestanden, dass wir ein leeres Haus benutzen, keine fünfzehn Kilometer entfernt, wo die von uns gesammelten Materialien gesichtet werden sollen. Auf diese Weise brauchen wir keine Unterkunft, von der Sands wissen könnte. »Caitlin ist bei mir«, setzt mein Vater hinzu.
»Doc?«, unterbricht Kelly. »Ich weiß, dass Sie wütend sind, aber könnten Sie vorsichtiger bei der Nennung von Namen sein?«
»Scheiß drauf«, sagt mein Vater. »Ich habe genug von diesen Hurensöhnen.«
»Wann werden Sie das Haus erreichen?«, fragt Kelly. Seine Blicke huschen hin und her.
»In zwanzig Minuten. Und ich möchte, dass Sie dabei sind. Ich möchte, dass alle dabei sind.«
Kelly starrt auf die Leiche des weißen Hundes. Seine linke Hand ist zur Faust geballt, wahrscheinlich vor Schmerz, aber es sieht aus, als würde er dem toten Hund am liebsten einen Tritt versetzen.
»Pave Low?«, sagt er dann in den Star Trek.
»Ja?«
»Hol uns ab.«
»Roger. Soll ich an eurem Standort landen?«
»Nein. Wir können nicht sicher sein, dass das Gebäude leer ist. Am besten suchen wir flussabwärts eine Sandbank. Ein bis zwei Kilometer von hier.«
»Ich werde flussaufwärts direkt übers Wasser fliegen. Out.«
Ich drücke erneut auf die Taste meines Star Trek. »Wir sind unterwegs, Dad.«
»Ich hab’s gehört. Verschwendet keine
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