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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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drei stehen da wie Richter, die von einem Wahnsinnigen verspottet werden, den sie jederzeit zum Schweigen bringen könnten, wenn sie zum letzten Schritt fähig wären.
    Quinn schwadroniert weiter wie jemand, der mit hundert Meilen pro Stunde an einem Klippenrand entlangfährt.
    Caitlin reißt der Geduldsfaden als Erster. Sie springt mit ausgestreckten Händen auf Quinn zu, und plötzlich wird mir klar, was er sich mit seinem Redeschwall verschaffen wollte: eine Geisel.
    Doch meine Gedanken sind viel schneller als meine Muskeln. Bevor ich Caitlin zurückzerren kann, blitzen Quinns Augen triumphierend. Er packt ihren linken Arm mit seinen gefesselten Händen und reißt sie an sich. Sie sind fast verschmolzen, als eine Flamme die beiden Körper wie ein Blitzlicht erhellt und ein betäubender Laut übers Wasser schießt.
    Caitlin stößt einen Schrei aus, stolpert nach hinten und wird von mir aufgehalten. Quinn taumelt wie ein Boxer, der in den Solarplexus getroffen worden ist, und mustert dann das schwarze Loch zwischen seiner Schulter und seinem Herzen. Seine Finger verkrallen sich in seinem T-Shirt. Er grunzt ungläubig und starrt Kelly dann offenen Mundes an. Seine Lider verschwinden hinter den hervorquellenden Augen. Kelly stößt Quinn mit der freien Hand zurück, sodass er über das Schandeck in den See stürzt. Ich nehme das Platschen kaum wahr, so laut dröhnt es mir in den Ohren, doch ich spüre, wie Caitlin wild keucht, während sie sich an mich drängt.
    »Bist du getroffen?«, frage ich, hebe sie hoch und ziehe ihr die Wolljacke aus.
    »Sie ist nicht getroffen«, sagt Kelly und lässt seine Pistole in ein Fach am Armaturenbrett des Bootes gleiten.
    »Ist er tot?« Caitlin lehnt sich ans Schandeck und späht in die Dunkelheit.
    »Wenn ja, hat er Glück gehabt. Eine Kugel ist viel besser als das, was ihn dort draußen erwartet.«
    »Jemand muss den Schuss gehört haben.«
    »Das ist nicht schlimm«, versichere ich ihr, obwohl mir das Herz bis zum Hals schlägt. »Hier wird dauernd auf Schlangen und Gürteltiere geschossen.«
    »Die Jagdsaison hat fast angefangen«, ergänzt Kelly in aller Seelenruhe. »Und die Bogensaison ist schon im Gange. Die Leute werden annehmen, dass Wilderer versuchen, sich einen großen Bock zu sichern. Vielleicht gibt es hier draußen einen Jagdaufseher, aber in zwanzig Minuten wird er nichts mehr finden.«
    Caitlin zittert im Wind. Während ich ihr wieder in die Jacke helfe, fährt Kelly gemächlich dreißig Meter die Rinne hinauf. Nachdem er erneut den Leerlauf eingelegt hat, lässt das Grollen des Motors nach und wird von dem schweren Rauschen des Wassers abgelöst. Kelly holt ein Einblick-Nachtsichtgerät aus der Tasche und sucht das Wasser ab.
    »Siehst du ihn?«, frage ich.
    »Nein.«
    Caitlin dreht sich am Schandeck um, schreitet auf mich zu und legt ihre ausgebreitete Handfläche an meine Brust. »Er hat gelogen.« Sie blickt mir intensiv in die Augen. »Über die Vergewaltigung. Er wollte dir wehtun. Er dachte, wir wollten ihn wirklich töten.«
    »Wollten wir das denn nicht?«, lässt Kelly sich vernehmen.
    Sie wirft einen Blick zu ihm zurück, doch Kelly richtet das Fernrohr weiterhin auf die Wasseroberfläche. Caitlin drückt die Handfläche fester gegen meine Brust.
    »Du glaubst mir doch?«
    »Natürlich.« Was soll ich sonst sagen?
    »Wenn du dir über Quinns Behauptung Gedanken machst, hat er genau das erreicht, was er wollte.«
    »Ich weiß.«
    Ihr ängstlicher Blick verharrt noch mehrere Sekunden auf meinem Gesicht, bevor sie mich umarmt und die Wange an meine Brust legt. Während ich ihr Haar streichle, sind drei rasch aufeinanderfolgende, platschende Geräusche aus der Dunkelheit zu hören.
    Caitlin erstarrt. »Was ist das?«
    »Es fängt an«, sagt Kelly.
    »Er ist doch tot?«
    Ein entsetztes Kreischen durchschneidet die Nacht.
    »Anscheinend nicht.«
    »Haben sie ihn erwischt?«, fragt Caitlin und umfasst mein Handgelenk so fest, als wollte sie den Blutkreislauf stoppen.
    Der nächste Schrei ist trotzig – wie der eines Wanderers, der einen Grizzlybär anbrüllt, um ihn zu verscheuchen. Geräusche können meilenweit über Wasser getragen werden, und es ist, als spiele sich der Albtraum nur in ein paar Metern Entfernung ab. Lautes Rauschen und Platschen hallt über den See, als würde ein Dutzend Kinder von Baumästen herunterspringen. Dann weht ein schriller Schrei aus der Schwärze heran, bis er von einem kehligen Quietschen abgebrochen wird, das abrupt

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