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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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schlimmere Möglichkeiten, sich zu verabschieden.«
    Kelly lächelt anerkennend. »Da hast du recht, Champ.«
    Caitlin blickt misstrauisch zwischen Kelly und mir hin und her. »Meint er das ernst?«
    »Oh, auf jeden Fall.«
    Die Caitlin, die ich von früher kannte, hätte uns jetzt angeschrien, Quinn zurück nach Natchez zu bringen und ihn der Polizei zu übergeben. Aber die Frau, die nun vor mir steht, greift nach der Taschenlampe und lässt den Strahl langsam um das Boot kreisen. Sie beobachtet die Reptilienaugen, die uns beäugen.
    Ich versuche, Kelly auf mich aufmerksam zu machen, doch er betrachtet Caitlin wie ein Ritter, der auf die Entscheidung seiner Königin wartet. Als ich Quinn zuerst auf dem Deck liegen sah, dachte ich, es sei grausam von Kelly, Caitlin einer solchen Situation auszusetzen. Aber nun begreife ich, dass sie schon weit auf einem Weg vorangeschritten ist, den sie früher gar nicht erst betreten hätte. Sie ist nicht mehr die Frau, die ich vor ihrer Gefangenschaft kannte, sondern die Schwester von tausend Frauen, denen ich als Bezirksstaatsanwalt in Houston zu helfen versucht habe. Nun ist sie ein Opfer: verletzt, gedemütigt und für immer verwandelt. Ein Ansturm von Emotionen – so mächtig, dass ich ihn nicht fassen kann – erfüllt mein Inneres und macht mir das Atmen schwer.
    Kelly hat mit diesem Ort eine kluge Wahl getroffen. Es ist kaum möglich, sich innerlich dem Gesetz zu entziehen, wenn man von Zivilisation umgeben ist. Doch hier, in dieser prähistorischen Dunkelheit unter den Zypressen, fällt es leicht zu fragen, weshalb wir uns die Mühe machen sollten, Seamus Quinn in die Welt der Polizisten, Anwälte und juristischen Absprachen zurückzubefördern. Verstandesmäßig kenne ich die Antwort selbstverständlich. Aber die Horrorgestalt hinter dem Vorhang wird für mich deutlicher, obwohl ich weiterhin versuche, den Vorhang nicht zu öffnen.
    »Warum gafft sie mich so an?«, fragt Quinn.
    Caitlin schwenkt die Taschenlampe fort von den roten Augen und hinunter auf Quinn. Dann knipst sie die Lampe aus und bedeckt ihr Gesicht mit einer zitternden Hand. Vor fünf Minuten erschien mir Caitlins Gefangenschaft als flüchtiger Albtraum, dem sie auf wunderbare Weise entkommen ist. Nun jedoch weiß ich, dass sie ihm vielleicht nie entkommen wird. Der Gedanke ist so, als würde ich das Höllentor aufbrechen.
    »Zieh ihn hoch«, sagt sie. »Er soll es sehen.«
    Kelly packt Quinn unter den Armen und hievt ihn auf einen der Sitze. Der Ire späht über Bord, doch um das Boot herum ist nichts als Finsternis. Dann richtet Caitlin den Strahl auf das Zypressenknieholz, und die roten Augen funkeln wie Rubine im Licht.
    »Ach du Scheiße!« Quinns Stimme hat eine höhere Tonlage angenommen. »Was ist das?«
    Ich kann nicht leugnen, dass ich Genugtuung beim Klang von Furcht in seiner Stimme verspüre. »Amerikanische Alligatoren«, kläre ich ihn auf. » Alligator mississippiensis. Ich bin sicher, du kennst sie aus dem Fernsehen.«
    Quinn neigt langsam den Kopf zurück, als ein heiseres Brüllen von unglaublicher Lautstärke aus der Dunkelheit ertönt. Quinns gefesselte Füße scharren auf dem Deck, doch er kann nirgendwohin fliehen.
    »Du findest es doch unterhaltsam, wenn Menschen gegen Tiere kämpfen«, sagt Caitlin. »Hast du mir nicht von den Römern und ihren Spielen erzählt und davon, wie sie Mädchen von Tieren vergewaltigen ließen?«
    Ich strecke die rechte Hand aus und berühre ihre Schulter. »Caitlin … Was hat er getan?«
    Sie dreht den Kopf, und ihre Augen sind nass von Tränen. »Wichtiger ist, was er nicht getan hat.«
    »Und was hat er nicht getan?«
    »Er hat nicht aufgehört. Es war … unverzeihlich.«
    Zorn brennt wie Säure in meinem Herzen.
    »Was ist aus deiner christlichen Barmherzigkeit geworden, Schätzchen?«, fragt Quinn höhnisch, doch seine Augen sind voller Verzweiflung wie die eines in die Enge getriebenen Tieres. Dann starrt er Kelly an. »Immer sind die Weiber schuld. Es sind die blutrünstigsten Kreaturen, die der Herr je geschaffen hat.«
    »Deshalb solltest du sie mit Respekt behandeln, Seamus.«
    Ein weiteres scharfes Klatschen hallt über das Wasser, und Caitlin schwenkt den Lichtstrahl rasch zu den Zypressen hinüber. Quinn kann den Blick nicht von den glühenden Augen losreißen. Als Kelly ihm auf den Rücken klopft, fährt der Ire erschrocken zusammen.
    »Bist du bereit, Großmaul? Nun kannst du beweisen, was für ein knallharter Typ du bist. Ultimate

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