Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl
dass es dich etwas angeht.«
Während ich mich abwende und in die Gondel steige, packt eine kräftige Hand meinen Oberarm von hinten. Ich drehe mich um und erwarte, Neckers rote Visage vor mir zu haben, doch ich blicke in das alternde Astronautengesicht des Hubschrauberpiloten Danny McDavitt.
»Morgen, Major«, sage ich.
Hans Necker zündet den Gasbrenner mit einem Tosen, und McDavitt beugt sich zu mir vor. »Wie ich höre, haben wir einen gemeinsamen Freund. Wenn Sie etwas benötigen, geben Sie mir Bescheid. Ich habe meine Handynummer in Ihre Gesäßtasche gesteckt.«
Ich nicke und bedanke mich im Stillen bei Daniel Kelly.
Der Ballon zerrt an der Gondel wie ein störrisches Pferd. Caitlin, die sich ein paar Meter entfernt hatte, läuft plötzlich auf uns zu und schiebt sich zwischen zwei Männer, die auf dem Korbrand sitzen. »Sobald du landest, möchte ich mit dir sprechen.«
»Ich werde keine Zeit haben. Heute nicht.«
»Mannschaft!«, ruft Necker. »Lasst den Korb auf mein Zeichen hin starten. Drei, zwei, eins, los!«
Die Teammitglieder rutschen fast gleichzeitig vom Rand, und der Ballon steigt auf wie ein Löwenzahn im Wind. Zehn Meter vom Boden beginnen die Schmetterlinge in meinem Magen zu flattern. Meine Existenz hängt nun von ein paar Dutzend Metern Nylon, Korbgeflecht, ein paar Kevlarkabeln und Seilen ab. Caitlins zorniges Gesicht verschwimmt rasch. Sobald wir die Stadionschüssel hinter uns haben, erfassen uns höhere Winde wie eine unsichtbare Hand und schleudern uns westwärts. Wir bewegen uns so schnell wie manche Autos auf der Straße unter uns. Die Fahrer haben ihr Tempo verringert, um den Ballon zu beobachten, dessen Flug von der Erde aus anmutig wirken dürfte. Aber im Innern der Gondel haben wir es nicht mit einem langsamen Walzer von Ballons und Wolken zu tun, sondern mit einer Jagd vor dem Wind wie in einem Segelboot.
Mein Handy vibriert in meiner Tasche. Ich ziehe es heraus und stelle fest, dass Caitlin mir eine SMS geschickt hat.
Irgendwas stimmt nicht. Was ist? Du bist so anders.
Ich stecke das Handy wieder in die Tasche und schaue nach Westen, zum Fluss hinüber.
»Nur die Hälfte der Ballonfahrer nimmt an diesem Rennen teil«, sagt Necker. »Die Winde haben vorhin eine Geschwindigkeit von acht bis zehn Meilen pro Stunde erreicht. So was schreckt viele Leute ab. Das heißt, dass die Höhenwinde ganz schön schnell sein werden.« Er grinst. »Wie Sie ja merken.«
Ich zwinge mich zu einem Lächeln und versuche, freudige Erregung vorzutäuschen, aber für mich ist dieser Flug ein notwendiges Übel, eine Achterbahnfahrt im Namen der Stadt. Meine Strategie ist die gleiche, als wenn ich Annie in einen Vergnügungspark begleite: Steig ein, kneif den Hintern zusammen, klettere benommen raus und küsse die gesegnete Erde. Allerdings krankt dieser Vergleich daran, dass kaum jemand in der Achterbahn stirbt, während eine beträchtliche Zahl von Menschen bei Ballonunfällen umkommt, häufig wenn der Ballon auf Stromkabel trifft. Ich habe Videos solcher Zeitlupentragödien gesehen, und die Erinnerung ist nie ganz verblasst. Die Hülle schwebt jedes Mal mit der Unvermeidlichkeit eines Albtraums auf einen Hochspannungsdraht zu. Die Beobachter auf der Erde werden ängstlich und schnappen ungläubig nach Luft. Dann kommt der Aufprall, ein blau-weißer Blitz und einen Moment lang nichts. Dann explodieren die Treibstofftanks. Die Gondel geht in Flammen auf, als wäre sie von einer Panzerfaust getroffen worden, und die Hitze trägt den Ballon höher, wodurch es für die Passagiere unmöglich wird, den Boden lebend zu erreichen. Manche springen aus dem Korb, andere klammern sich verzweifelt fest, während die Hülle in sich zusammenfällt und das brennende Gerät wie ein zerbrochenes Spielzeug in Richtung Erde rast. Wenn ich mich über diese Unfälle informieren will, erhalte ich stets die gleiche Antwort: Pilotenfehler. Das mag meistens stimmen, aber dadurch wird meine Unruhe heute nicht geringer.
Mein Handy vibriert erneut. Eine weitere SMS von Caitlin: Was habe ich an dem Artikel falsch gemacht? P. S. Warum fliegt Annie nicht mit dir?
Laut stöhnend stelle ich das Gerät ab.
»Probleme mit den Frauen?«, fragt Necker mit einem Zwinkern.
»Kann man wohl sagen.«
Er kichert. »Das war ein hübsches Mädchen da unten am Startplatz. Und sie hat Ihren Freund Labry zur Schnecke gemacht. Wahrscheinlich wird man nicht leicht mit ihr fertig.«
Erstaunlicherweise muss ich lachen. »Sie sind ein
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