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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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bevor ich in den Ballon kletterte, gebeten, mir die Namen der chinesischen Casinopartner zu besorgen. Eine Kleinigkeit. Aber habe ich ihn unnötig und aus egoistischen Gründen einem Risiko ausgesetzt? Wahrscheinlich nicht, wenn er sich an meine Anweisungen hält. Aber wird er das tun? Schließlich weiß er nicht, was auf dem Spiel steht.
    Der Altersunterschied zwischen Labry und mir beträgt nur ein Jahr, aber wir haben verschiedene Schulen besucht, und das kann in Natchez ein Hindernis für enge Freundschaften sein. Nach der erzwungenen Rassenintegration von 1968 verdoppelte sich die Zahl der Privatschulen von zwei auf vier. Labry und ich besuchten die beiden ersten: Immaculate Heart und St. Stephen’s. Die neuen Schulen waren »christliche Akademien«, in denen man konservativer Ideologie und Sport den Vorrang vor Gelehrsamkeit einräumte. Es gab kaum einen Austausch zwischen den vier Einrichtungen, und ich verbrachte wahrscheinlich mehr Zeit mit den Kindern der staatlichen Schulen als mit den »Christen« oder den Katholiken, die wie eine Großfamilie zusammenhielten.
    Labry besuchte die Mississippi State University und kehrte danach heim. Während ich mein Jurastudium an der Rice University absolvierte, arbeitete er bereits im Bürobedarfsgeschäft seines Vaters. Wenn ich mir heute als Bürgermeister frustriert den Stadtrat ansehe, sind es Labrys ständige Anwesenheit und beharrliche, gewissenhafte Arbeit, die mir Hoffnung auf einen Wandel machen. Ursprünglich hatte er selbst davon geträumt, für den Bürgermeisterposten zu kandidieren, aber nachdem ich ihm meine Pläne mitgeteilt hatte, ermutigte er mich und sicherte mir seine volle Unterstützung zu. Er hat zu seinem Wort gestanden, und ich sollte einen loyalen Freund und Familienvater nicht in einen Schlamassel hineinziehen, der bereits Tim Jessup das Leben gekostet hat.
    »Sehen Sie sich das an!«, ruft Necker und zeigt auf eine riesige, sumpfige Insel in einer alten Flusskrümmung. »Das ist Giles Island. Wir werden dieses Rennen gewinnen, Penn, ich spüre es.«
    »Ich hatte nie einen Zweifel«, erwidere ich, und das ist die Wahrheit. Necker hat während seines Rückflugs aus Chicago wahrscheinlich pausenlos Karten dieser Gegend studiert.
    Während wir die Insel überqueren, versetzt mich ein Krachen, wie ich es noch nie gehört habe, in Alarmbereitschaft. Am meisten erschreckt mich Neckers Reaktion: Er ist in weniger als einer Sekunde von einer entspannten Haltung zu völliger Starrheit übergegangen.
    »Was war das?«, frage ich.
    Necker antwortet nicht. Er hat sich zurückgelehnt, um in den Ballonhals zu schauen, und macht ein besorgtes Gesicht.
    »War das ein Schuss?« Fast habe ich Angst, meine Ahnung in Worte zu kleiden.
    »Ja und nein«, erwidert Necker, der immer noch in die Hülle starrt. »Jemand hat gerade ein bisschen Blei durch die Hülle gejagt, aber das Geräusch, das wir gehört haben, stammte nicht von der Waffe, sondern von der Kugel selbst.«
    »Jesses!« Die Ballons im Westen scheinen viel weiter entfernt zu sein als vor zehn Sekunden. »Was ist der Unterschied?«
    Necker überprüft rasch die Digitalinstrumente, die in einem Beutel auf dem Innenrand der Gondel ruhen. Er ist so grimmig wie ein Feuerwehrmann, der in ein brennendes Gebäude eilt. »Das Geräusch muss von einem Präzisionsgewehr verursacht worden sein. Es war eine Ultraschallkugel.«
    Meine Furcht verwandelt sich in Panik. Ich versuche, sie zu unterdrücken, doch manche Reaktionen entziehen sich unserer Kontrolle. »Was bedeutet das für uns?«
    »Eine verirrte Schrotflintenkugel ist eine Sache, aber man trifft einen so großen Ballon wie diesen nicht mit einem Präzisionsgewehr, wenn man nicht auf ihn gezielt hat.«
    Bevor der Wind Neckers letztes Wort davonweht, lässt mich ein weiteres Krachen entsetzt nach dem Korbrand greifen. Diesmal höre ich, wie die Kugel das Nylon über unseren Köpfen aufreißt. Necker schnappt sich den Holzgriff eines Seiles, das bis zum oberen Ende des Ballons reicht. Es ist im Innern eines Karabiners befestigt, den Necker behutsam öffnet, während er den Griff umklammert. Er sieht aus wie jemand, der die Reißleine an einem Fallschirm ziehen will.
    »Was tun Sie?«, frage ich so ruhig ich kann.
    Er starrt mich mit einer Intensität an, die mich bis ins Mark erschüttert. »Wir müssen nach unten. Jemand versucht, uns umzubringen.«
    Ich möchte helfen, aber mein Kopf ist leer. Bevor ich ein weiteres Wort sagen kann, zieht Necker an dem

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