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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Seil, und unser Ballon senkt sich wie ein Lift in einem Tokioter Bürogebäude. Mein Magen steigt mir in die Kehle, und mir kribbeln die Füße, als stünde ich an einem Klippenrand.
    »Wird die Hülle halten?«, frage ich über das Rauschen des Windes hinweg.
    Necker nickt zuversichtlich. »Wir können etliche Löcher verkraften, ohne dass unsere Schwebefähigkeit beeinträchtigt wird. Aber wenn sie ein Kabel treffen oder einen großen Riss verursachen, sind wir in Schwierigkeiten.«
    »Und wenn sie die Treibstofftanks treffen?«
    Necker grinst fatalistisch. »Dann sind wir tot.«
    Das Geräusch des Windes ist nun zweifacher Art. Zum einen bläst die Luft horizontal an uns vorbei, und zum anderen rauscht sie in die Höhe, während wir der Erde entgegenstürzen.
    »Können wir die Tanks abwerfen?«
    Necker beobachtet das obere Ende des Ballons durch die Öffnung in der Hülle. »Das würde in meinem Ballon vier oder fünf Minuten dauern, aber es ist nicht mein Ballon. Ich bringe uns in fünfzig Sekunden auf den Boden.«
    Er zerrt kräftiger an dem Seil, und wir sinken noch schneller. Ich ertrage es nicht, über den Korbrand zu blicken. »Was tun Sie?«
    »Ich lasse heiße Luft oben aus dem Ballon ab. Das ist die einzige Möglichkeit, schnell zu sinken.«
    »Wie schnell sind wir denn?«
    »Dreihundertdreißig Meter pro Minute.«
    »Wie schnell ist das?«
    Necker schürzt die Lippen und rechnet hastig. »Wie ein Vierzig-Meter-Sprint direkt in den Boden. Es wird uns wahrscheinlich nicht umbringen, aber teuflisch wehtun.«
    Scheiße.
    Er drückt meinen Oberarm und zwinkert. »Wir schaffen das schon. Ich werde einen Brenner zünden, bevor wir aufprallen. Zur Milderung.«
    Mein Herz pocht so sehr, dass ich Schmerzen in der Brust habe. »Ich habe das Gefühl, dass wir gerade aus einem Flugzeug gesprungen sind.«
    Necker lacht tatsächlich. »Ein Fallschirmspringer stürzt zehnmal schneller. Behalten Sie den Boden im Auge, und achten Sie auf Mündungsfeuer. Jemand geht für diesen Mist hier in den Knast.«
    Ich reiße mich zusammen und mustere den sumpfigen Boden, der an den schlangenförmigen alten Flusslauf grenzt. Dort unten sind tausend Morgen voller Bäume, zwischen denen sich ein Scharfschütze verbergen könnte. Wir haben keine Chance, ihn zu finden, ohne ihn feuern zu hören.
    Die Erde scheint uns mit surrealer Geschwindigkeit entgegenzurasen. Ich versuche, den Blick abzuwenden, als Necker sein Handy hervorholt und auf eine Kurzwahltaste drückt. »Major McDavitt? Wir werden vom Boden her beschossen … richtig, Gewehrfeuer, würde ich sagen. Könnten Jäger sein, aber das glaube ich nicht. Ich gehe an Ort und Stelle runter, mit maximaler Sicherheitsgeschwindigkeit.« Necker blickt mich rasch an. »Vielleicht schneller.«
    Eine Meile westlich von uns legt sich der Hubschrauber des Sheriff’s Department von Athens Point in die Kurve und beschleunigt in unsere Richtung. Gerade als meine Zuversicht steigt, bohrt sich eine weitere Kugel mit dem Geräusch einer auf Fleisch treffenden Peitsche durch die Hülle.
    »Verdammt noch mal!«, brüllt Necker und deutet auf die Deichstraße. »Ich glaube, das kam von Süden«, ruft er ins Telefon. »Fliegen Sie über die Deichstraße, wenn Sie sich nähern. Vielleicht können Sie etwas entdecken. Versuchen Sie, ein Nummernschild zu erkennen.«
    Der Hubschrauber bewegt sich nicht zum Deich, sondern kommt mit Höchstgeschwindigkeit auf uns zu. Major McDavitt hat beschlossen, dass unser Überleben wichtiger ist als die Bestrafung des Täters.
    Necker presst die Kiefer zusammen, doch ein ironisches Lächeln umspielt seine Lippen. »Also das ist Ihre Meinung«, sagt er ins Handy. »Evakuierung aus medizinischen Gründen. Dann rufen Sie besser das Krankenhaus an. Ich bin AB positiv. Penn, kennen Sie Ihre Blutgruppe?«
    »Null negativ.«
    Unter uns sehe ich einen orangefarbenen Trecker und einen Propantank neben einer Farmbaracke. Ein Ziegenbock steht da und kaut an einem Strauch neben einem Stacheldrahtzaun.
    »Hören Sie auf, nach unten zu gucken«, rät Necker. »Sie werden ja schon grün. Beobachten Sie den Horizont. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn Sie sich anschnallen müssen. Fünfzehn Sekunden. Falls wir übers Ziel hinausschießen und im Wasser landen, bleiben Sie beim Korb. Er wird nicht untergehen. Es sei denn, Sie wollen direkt zum Ufer schwimmen.«
    »Sollten wir nicht auf das Wasser zusteuern?«
    »Vielleicht können wir nach dem Aufprall nicht mehr schwimmen.«
    Großer

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