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Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl

Titel: Adrenalin - Iles, G: Adrenalin - The Devil's Punchbowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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aber es späht nicht über den Fluss hinweg, wie ich zuerst gedacht habe, sondern schaut mich an. Der Hund könnte eine Skulptur der Wachsamkeit sein. Sein großer Kopf ist erhoben, und seine gestutzten Ohren sind aufgerichtet.
    Während ich ihn ansehe, hebt der Hund sein Hinterteil, bis sein mächtiger Körper wie ein Torpedo auf mich zielt. Fast zweihundert Meter trennen uns, aber er könnte diese Entfernung innerhalb von zwanzig Sekunden zurücklegen. Ermutigt durch das mich schützende Auto, halte ich die Hand wie zum Gruß hoch, bevor ich dem Tier, so irrational es ist, den Stinkefinger zeige. Es senkt sofort den Kopf und trabt auf mich zu. Nach einem letzten Blick fahre ich durchs Tor.
    Hundert Meter weiter liegt eine zusammengerollte Zeitung am Fuß einer asphaltierten Auffahrt. Ich halte an, steige aus und löse das Gummiband von der Zeitung. Auf der Titelseite steht das übliche Geschreibsel über das Ballonfestival, aber unterhalb der Falz ist ein kurzer Artikel mit der Überschrift TOD TRÜBT FEIERN NACH DEN RENNEN . Die Verfasserzeile lautet: Caitlin Masters. Ich überfliege den Artikel und stoße auf eine überraschende Zahl von Tatsachen – aber vielleicht ist sie gar nicht so überraschend, wenn man bedenkt, was für ein Netzwerk von Gewährsleuten, darunter Polizisten, Caitlin während ihres Aufenthalts hier geknüpft hat. Im sechsten Absatz entdecke ich etwas, das sogar mir völlig unbekannt war.
    »Aus ermittlungsnahen Kreisen verlautet«, steht da, »dass mehr als ein Pfund Crystal Methamphetamin im Wohnhaus des Opfers von Beamten gefunden wurde, die dorthingeschickt worden waren, um die Witwe über den Tod ihres Mannes zu unterrichten. Die Witwe war verschwunden, und die Haustür stand offen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung wird Julia Stanton Jessup weiterhin vermisst. Wer Informationen über ihren Verbleib besitzt, wird aufgefordert, sich umgehend an die Polizei zu wenden.« Caitlin zitiert nun den leitenden Ermittler: »Bei einer solchen Menge von Rauschmitteln haben wir es höchstwahrscheinlich mit einem Drogenmord zu tun. Wir müssen diese Frau und ihr Kind aufspüren, bevor jemand anders es tut.«
    Wutentbrannt rolle ich die Zeitung wieder straff zusammen und streife das Gummiband darüber. Ein Pfund Crystal Meth? Ich selbst habe Tims Haus durchsucht und keine Drogen gefunden. Und ich war vor der Polizei dort. Wenn die beiden Cops, die nach mir eintrafen, das Meth »fanden«, haben sie es Tim entweder untergeschoben, oder es handelt sich um Drogen, die derjenige, der das Haus vor meiner Ankunft durchwühlte, dort sorgfältig versteckt hat.
    »He!«, ruft ein Mann im Bademantel oben auf der Auffahrt. »Arbeiten Sie für den Examiner ?«
    »Nein, tut mir leid«, erwidere ich und schleudere die Zeitung in seine Richtung.
    »Und wer zum Teufel sind Sie?«
    »Niemand«, sage ich und steige wieder in mein Auto.
    »He, sind Sie nicht der Bürgermeister?«
    »Eigentlich schon«, murmle ich und lasse dreißig Zentimeter rauchenden Gummi auf dem Bürgersteig zurück, bevor ich auf die Fahrbahn schlingere.

19
    Z wei Dutzend Ballons ziehen majestätisch, aber schnell über mein Auto hinweg, als ich von Sands’ Villa zur St. Stephen’s Preparatory School unterwegs bin, dem heutigen neuen Startplatz. Als ich in die Auffahrt einbiege – sie ist mit königsblauen Rehspuren von der Größe eines Brontosaurierfußabdrucks bemalt –, steigt eine riesige gelbe Kugel hinter dem Gebäude auf und segelt über meinen Kopf hinweg, wobei sie Feuer aus den Gasbrennern speit.
    Ich umrunde die Grundschule und folge der Zugangsstraße zum Buck Stadium, einem gewaltigen ovalen Loch im Boden, das von modernen Zuschauerbänken gesäumt ist. Das Stadion ist ein idealer Startplatz, weil es vom Wind abgeschirmt ist und seine Beleuchtungsmasten durch unterirdische Stromkabel gespeist werden, wodurch eines der Hauptrisiken für Ballonfahrten beseitigt wird.
    Über ein Dutzend Pick-ups parkt auf dem Footballfeld, doch nur zwei schlaffe Ballons sind wie leere Schlauchsocken auf dem Gras ausgebreitet. Der Hubschrauber des Sheriff’s Department von Athens Point, dessen Rotoren sich langsam drehen, steht auf der Fünfzig-Yard-Linie. Dahinter halten mehrere Teammitglieder die Öffnung eines teilweise aufgeblasenen Ballons auf, während ein großer Föhn kühle Luft hineinpumpt. Sie werden damit weitermachen, bis der Ballon so rund ist, dass man die Brenner ohne Risiko für die Hülle zünden kann. Am anderen Ende des Feldes,

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