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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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«
    »Nun, dein Alibi ist tot.«
    Diese Feststellung ist so unverblümt und ehrlich, dass ich es aufgebe, ihn überzeugen zu wollen. Die Tatsachen sind ausgebreitet und enthüllen die Hoffnungslosigkeit meiner Lage. Selbst mein Leugnen klingt hohl.
    Mein Vater steht in seinem Trainingsanzug in der Tür. Durch die offenen Vorhänge im Wohnzimmer hinter ihm sehe ich die beiden Polizeiwagen, die in der Einfahrt vorgefahren sind.

BUCH DREI
    In der wahrhaft dunklen Nacht der Seele ist es
immer drei Uhr morgens, Tag für Tag.
     
    F. Scott Fitzgerald
Der Knacks

1
    Drei Meilen sind weit, wenn man in Gummistiefeln rennt, sogar noch weiter, wenn die Socken heruntergerutscht sind und sich unter den Fußsohlen knubbeln, sodass man läuft wie ein Pinguin.
    Ich stolpere über schlammige Schafsspuren und springe über Steine, während ich einem halb zugefrorenen Bach folge, der durch die Felder schneidet. Trotz der Stiefel halte ich ein gutes Tempo und sehe mich nur gelegentlich um. Im Augenblick mache ich alles automatisch. Wenn ich für irgendetwas stehen bleibe, bin ich erledigt.
    Ich habe diese Felder in den Ferien meiner Kindheit erkundet. Früher kannte ich jedes Wäldchen und jeden Hügel, die besten Angelplätze und Verstecke. Hier habe ich Ethelwyn Jones an ihrem dreizehnten Geburtstag auf dem Heuboden der Scheune ihres Onkels geküsst. Es war mein erster Zungenkuss, und ich hatte sofort einen Steifen. Sie lehnte sich direkt dagegen, stieß einen Schrei aus und biss mir fest auf die Unterlippe. Sie trug eine Klammer und hatte einen Mund wie Beißer aus den James-Bond-Filmen. Ich hatte zwei Wochen lang eine blutige Blase auf der Unterlippe, aber es hat sich gelohnt.
    An der A55 ducke ich mich unter die Betonpfeiler einer Brücke und marschiere am Fluss weiter. Die Ufer werden steiler, und ich rutsche zwei Mal zur Seite ins Wasser, wo ich das dünne Eis an den Rändern aufbreche.
    An einem drei Meter hohen Wasserfall hangele ich mich an Grasbüscheln und Steinen einen Abhang hinauf. Meine Knie sind schlammig, meine Hose ist nass. Zehn Minuten später schlüpfe ich unter einem Zaun hindurch und folge einem Wanderweg.

    Meine Lunge hat angefangen zu brennen, aber mein Kopf ist klar. So klar wie die kalte Luft. So lange Julianne und Charlie sicher sind, ist es mir egal, was mit mir passiert. Ich fühle mich wie ein Lumpen, auf dem ein Hund herumgekaut hat. Irgendjemand spielt mit mir und reißt mich in Fetzen, meine Familie, mein Leben, meine Karriere … Warum? Das ist doch alles Mist. So als würde man versuchen, Spiegelschrift zu lesen, von hinten nach vorne.
    Nach weiteren hundert Metern und einem überkletterten Tor stoße ich auf die Straße nach Llanrhos. Die schmale Asphaltstraße ist auf beiden Seiten von dichten Hecken bewachsen, die nur von den Toren der Bauernhöfe und Schotterwegen mit Schlaglöchern unterbrochen werden. Ich wandere immer dicht an der Böschung an der Straße entlang auf einen Kirchturm in der Ferne zu. Am Boden haben sich Nebelschwaden gebildet wie kleine Pfützen vergossener Milch. Zweimal springe ich von der Straße, als ich Fahrzeuge kommen höre. Das zweite ist ein Polizeitransporter, hinter dessen vergittertem Fenster Hunde bellen.
    Das Dorf scheint menschenleer. Die einzigen geöffneten Läden sind ein Café und ein Immobilienmakler, an dessen Tür ein »Bin in 10 Minuten zurück«-Schild hängt. Einige der Fenster sind mit bunten Lichtern dekoriert, und auf dem Platz steht ein Weihnachtsbaum gegenüber dem Kriegerdenkmal. Ein Mann, der seinen Hund ausführt, nickt mir zu, doch ich habe die Zähne so fest zusammengebissen, dass ich keine Antwort herausbringe.
    Ich suche eine Parkbank und setze mich. Von meiner Wachsjacke steigt Dampf auf. Meine Knie sind mit Schlamm und Blut verschmiert. Meine Handflächen sind zerkratzt, und meine Nagelbetten bluten. Ich möchte die Augen schließen, aber ich muss wachsam bleiben.
    Die Häuser um den Platz sehen aus wie aus einem Bilderbuch mit Gartenzäunen und gusseisernen Lauben. Neben jeder Haustür steht in schnörkeliger Schrift ein walisischer Name geschrieben.
Am anderen Ende des Platzes sind weiße Banner an das Geländer der Kirche gebunden, auf deren Treppe durchgeweichtes Konfetti klebt.
    Walisische Hochzeiten sind wie walisische Beerdigungen. Sie verwenden dieselben Autos, Floristen und Gemeindesäle mit vorzeitlichen Teemaschinen, die von derselben vollbusigen Frau in einem weiten Blumenkleid und Stützstrumpfhose bedient werden.
    Die

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