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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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er den Hörer unters Kinn klemmt, während er seinen Reißverschluss zuzieht.
    »Hast du der Polizei von den Briefen erzählt?«
    »Ja. Sie haben mir nicht geglaubt.«
    »Dann überzeug sie. Du musst doch irgendwas von Catherine haben, was beweist, dass du mit ihr geschlafen hast.«
    »Ja. Klar. Ich habe Polaroids gemacht, damit ich sie den Scheidungsanwälten meiner Frauen zeigen konnte.«
    Manchmal ist er wirklich ein selbstgefälliger Sack.
    Dafür habe ich keine Zeit. Aber ich lächele stumm. Ich habe mich in Jock geirrt. Er ist kein Mörder.
    »Der Patient, den du an mich überwiesen hast, Bobby.«
    »Was ist mit ihm?«
    »Wie hast du ihn kennen gelernt?«
    »Wie ich es dir erzählt habe – sein Anwalt wollte einen neurologischen Test.«
    »Wer hat meinen Namen ins Spiel gebracht – du oder Eddie Barrett?«
    »Eddie hat dich vorgeschlagen.«
    Es hat angefangen, heftig zu regnen, doch die Scheibenwischer kennen nur ein Tempo – langsam.
    »Es gibt in Liverpool eine Krebsklinik namens Clatterbridge. Ich möchte wissen, ob sie Unterlagen über eine Patientin namens Bridget Morgan haben. Vielleicht verwendet sie auch ihren Mädchennamen Bridget Aherne. Sie hat Brustkrebs, offenbar ziemlich weit fortgeschritten. Vielleicht ist sie eine ambulante
Patientin, vielleicht liegt sie auch im Hospiz. Ich muss sie finden. «
    Ich bitte ihn nicht um einen Gefallen. Entweder er macht es oder unsere lange Verbindung ist unwiderruflich beendet. Jock sucht nach einer Ausrede, findet jedoch keine. Er will vor allem in Deckung gehen. Er war schon immer ein Feigling, es sei denn, er konnte jemanden körperlich einschüchtern. Ich werde ihm keine Gelegenheit bieten, sich aus der Sache herauszuwinden. Ich weiß, dass er die Polizei belogen hat. Außerdem kenne ich zu viele Einzelheiten über die Rücklagen, die er vor seinen Exfrauen versteckt hat.
    »Sie werden dich kriegen, Joe«, sagt er scharf.
    »Sie kriegen uns alle«, gebe ich zurück. »Ruf mich unter dieser Nummer an, sobald du kannst.«

2
    In der dritten Klasse habe ich während eines Urlaubs in Wales aus einer Porzellanschale auf dem Kaminsims Streichhölzer gestohlen, um ein Lagerfeuer zu entzünden. Es war gegen Ende eines trockenen Sommers, das Gras war trocken und braun. Habe ich den Wind schon erwähnt?
    Mein glühender Haufen aus Ästen entfachte einen Wiesenbrand, der zwei Zäune und eine 200 Jahre alte Hecke zerstörte und eine Scheune in der Nachbarschaft bedrohte, die schon mit Winterfutter gefüllt war. Ich schlug Alarm, indem ich aus Leibeskräften schrie, als ich mit verrußten Wangen und verrauchtem Haar nach Hause lief.
    Ich kroch in eine entlegene Ecke des Heubodens in den Ställen und kauerte mich unter das Schrägdach. Ich wusste, dass mein Vater zu groß war, um mich dort zu erreichen. Ich lag ganz still, atmete den Staub ein und lauschte den Sirenen der
Feuerwehrwagen. Ich malte mir alle möglichen Katastrophen aus, sah vor meinem inneren Auge ganze Gehöfte und Dörfer in Flammen aufgehen. Man würde mich ins Gefängnis schicken. Carey Moynihans Bruder war ins Gefängnis gekommen, weil er einen Eisenbahnwaggon in Brand gesetzt hatte. Als er zurückkam, war er noch bösartiger als vorher.
    Ich verbrachte fünf Stunden auf dem Heuboden. Niemand brüllte oder drohte mir. Dad sagte, ich solle herunterkommen und meine Strafe wie ein Mann entgegennehmen. Warum müssen Jungen sich wie Männer benehmen? Der enttäuschte Gesichtsausdruck meiner Mutter war schmerzhafter als das Brennen der Schläge, die mein Vater mir mit seinem Gürtel verpasste. Was würden die Nachbarn sagen?
    Das Gefängnis erscheint mir jetzt sehr viel näher als damals. Ich stelle mir vor, wie Julianne unser Baby über den Tisch hält. »Mach winke, winke zu Daddy«, sagt sie zu ihm (es ist natürlich ein Junge), während sie verlegen ihren Rocksaum herunterzieht, weil ein Dutzend Insassen auf ihre Beine starren.
    Ich stelle mir ein rotes Backsteingebäude in einer Asphaltwüste vor. Eisentüren mit Schlüsseln von der Größe einer männlichen Hand. Ich sehe Metallkorridore, Essensschlangen, Sportplätze auf dem Hof, vergitterte Fenster und eine Hand voll Schnappschüsse an der Wand.
    Was passiert mit jemandem wie mir im Gefängnis?
     
    Simon hat Recht. Ich kann nicht weglaufen. Und ich kann mich, wie ich in der dritten Klasse gelernt habe, auch nicht für immer verstecken. Bobby will mich zerstören. Er will mich tot sehen. Er hätte mich schon ein Dutzend Mal umbringen können, doch

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