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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Gelegenheiten an. Ich weiß nicht, worauf er hinauswill.
    Schließlich erzählt er von seinem Medizinstudium.
    »… danach habe ich zwei Jahre Verhaltenswissenschaften gemacht. Ich wollte mich auf Erziehungspsychologie spezialisieren …«
    Moment mal! Verhaltenswissenschaften? Psychologie? Er sieht mich wehmütig an, und ich erkenne, dass er es ernst meint.
    »… mein Vater hat herausgefunden, was ich machte. Er war
im Aufsichtsrat der Universität und ein Freund des Vizekanzlers. Er ist eigens angereist, um mich zu treffen, und hat mir gedroht, meine monatliche Unterstützung zu kappen.«
    »Was hast du getan?«
    »Ich habe getan, was er wollte. Ich bin Chirurg geworden.«
    Bevor ich eine weitere Frage stellen kann, hebt er die Hand. Er will nicht unterbrochen werden.
    »Meine Karriere war perfekt vorgeplant. Ich bekam meine Stellungen, Professuren und Ernennungen wie von selbst. Türen wurden geöffnet. Beförderungen unterstützt …« Er senkt seine Stimme zu einem Flüstern. »Was ich wohl sagen will, ist, dass ich stolz auf dich bin. Du hast zu deiner Sache gestanden und getan, was du wolltest. Du hattest Erfolg zu deinen eigenen Bedingungen. Ich weiß, es ist nicht leicht, mich zu lieben, Joe, weil ich nichts zurückgebe. Aber ich habe dich immer geliebt. Und ich werde immer für dich da sein.«
    Er hält an einer Parkbucht und steigt bei laufendem Motor aus, um eine Tasche von der Rückbank zu holen.
    »Das ist alles, was ich dir mitbringen konnte«, sagt er, als er mir den Inhalt zeigt. Es handelt sich um ein sauberes Hemd, Obst, eine Thermoskanne, Schuhe und einen Umschlang mit Fünfzig-Pfund-Scheinen.
    »Außerdem habe ich dein Handy mitgebracht.«
    »Der Akku ist leer.«
    »Na, dann nimm meins. Ich benutze das verdammte Ding sowieso nie.«
    Er wartet, dass ich hinters Steuer rutsche, und wirft die Tasche dann auf den Beifahrersitz.
    »Den Landrover werden die nie vermissen … jedenfalls für eine ganze Weile nicht. Er ist nicht mal angemeldet.«
    Ich blicke auf die untere Ecke der Windschutzscheibe, wo anstelle der amtlichen Plakette das Etikett einer Bierflasche klebt. Er grinst. »Ich fahre damit sowieso nur auf den Feldern herum. Wird der Maschine gut tun, mal ausgefahren zu werden.«

    »Und wie kommst du nach Hause?«
    »Ich trampe.«
    Ich bezweifle, dass er je zuvor in seinem Leben getrampt ist, aber was weiß ich schon? Er war heute voller Überraschungen. Er sieht immer noch aus wie mein Vater, aber gleichzeitig ist er anders.
    »Viel Glück«, sagt er und gibt mir durchs Fenster die Hand. Wenn wir beide gestanden hätten, hätten wir uns vielleicht umarmt. Ich möchte es jedenfalls glauben.
    Ich lege mühsam den ersten Gang ein und fahre zurück auf die Straße. Im Rückspiegel sehe ich ihn am Straßenrand stehen. Ich erinnere mich an etwas, das er mir gesagt hat, als Tante Gracie gestorben war und die Trauer mir das Herz zerriss.
    »Vergiss nie, Joe, die schwärzeste Stunde unseres Lebens dauert nur sechzig Minuten.«
     
    Die Polizei wird meine Spur an dem Fluss entlang zu Fuß verfolgen. Die Errichtung von Straßensperren wird länger dauern. Mit ein bisschen Glück werde ich dann schon außerhalb des Rings sein, den sie bilden. Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir das bringt. Morgen wird mein Bild in allen Zeitungen und im Fernsehen sein.
    Mein Verstand scheint in dem Maße in Fahrt zu kommen, in dem mein Körper erlahmt. Ich darf nicht das tun, was sie erwarten. Stattdessen muss ich bluffen und doppelt bluffen. Es ist eines dieser Er-denkt-dass-ich-denke-dass-er-denkt-Szenarios, wo jeder Beteiligte versucht, den nächsten Schritt seines Gegenübers vorauszuahnen. Ich habe es dabei mit zwei verschiedenen Gegnern zu tun. Der eine ist ein stinkwütender Polizist, der denkt, dass ich ihn für dumm verkauft habe, der andere ein sadistischer Mörder, der weiß, wie er an meine Frau und meine Tochter herankommt.
    Der Motor des Landrover setzt alle paar Sekunden aus. Der vierte Gang ist praktisch gar nicht zu finden, und als es mir
doch gelingt, muss ich den Schaltknüppel mit einer Hand festhalten, damit er nicht zurück in den Leerlauf springt.
    Ich taste nach dem Handy auf dem Rücksitz. Ich brauche Jocks Hilfe. Ich weiß, dass ich damit ein Risiko eingehe. Er ist ein verlogenes Schwein, aber mir gehen die Menschen aus, denen ich vertrauen kann.
    Er nimmt umständlich ab und meldet sich. Ich höre ihn fluchen. »Warum rufen die Leute immer an, wenn ich gerade pinkele? « Ich stelle mir vor, wie

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