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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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dir gefragt.«
    Bobby erstarrt kurz, und sein Atem geht schneller.
    »Ich glaube nicht, dass ich Bridget schon mal getroffen habe, aber sie muss früher sehr schön gewesen sein. Alkohol und Zigaretten sind ungnädig zur Haut. Ich glaube, deinen Vater habe ich auch nie getroffen, aber ich hätte ihn wahrscheinlich gemocht.«
    »Sie wissen nichts über ihn.« Er spuckt die Worte förmlich aus.

    »Das stimmt nicht. Ich glaube, ich habe etwas mit Lenny gemeinsam … und mit dir. Ich muss die Dinge auseinander nehmen – um zu verstehen, wie sie funktionieren. Deshalb habe ich auch dich gesucht. Ich dachte, du könntest mir vielleicht helfen, etwas zu verstehen.«
    Er antwortet nicht.
    »Ich kenne mittlerweile fast die ganze Geschichte – ich weiß Bescheid über Erskine und Lucas Dutton, über Richter McBride und Mel Cossimo. Was ich allerdings nicht begreifen kann, ist, warum du alle bestraft hast bis auf den einen Menschen, den du am meisten hasst.«
    Bobby ist aufgesprungen und bläst sich auf wie einer dieser Fische mit giftigen Stacheln. Er hält sein Gesicht ganz dicht vor meins, und ich sehe eine Vene, einen blassblauen pulsierenden Knoten über seinem linken Augenlid.
    »Du bringst es nicht mal über dich, ihren Namen auszusprechen, oder? Sie sagt, du sähest aus wie dein Vater, aber das stimmt nicht ganz. Jedes Mal wenn du in den Spiegel blickst, musst du die Augen deiner Mutter sehen…«
    Er hat ein Messer in der Hand und hält die Spitze der Klinge an meine Unterlippe. Wenn ich den Mund öffne, werde ich mich blutig stechen, aber ich kann jetzt nicht aufhören.
    »Ich werde dir erzählen, was ich bisher herausgefunden habe. Ich sehe einen kleinen Jungen, der sich von den Träumen seines Vaters nährt, aber von der Gewalt seiner Mutter verdorben wird…« Die Klinge ist so scharf, dass ich nichts spüre. Blut sickert über mein Kinn und tropft auf meine immer noch an meinen Hals gepressten Finger. »… er gibt sich selber die Schuld. Das tun die meisten Opfer von Misshandlungen. Er hält sich für einen Feigling – immer auf der Flucht, stolpernd, Entschuldigungen murmelnd; nie gut genug, immer zu spät, eine einzige Enttäuschung. Er denkt, dass er seinen Vater hätte retten können, aber er hat erst begriffen, was vor sich ging, als es bereits zu spät war.«

    »Halten Sie Ihre beschissene Klappe! Sie waren einer von ihnen. Sie haben ihn getötet! Sie mit Ihrer Scheißgehirnwäsche! «
    »Ich kannte ihn gar nicht.«
    »Ja, das stimmt. Sie haben einen Mann verurteilt, den Sie gar nicht kannten. Wie willkürlich ist das? Ich treffe zumindest eine Wahl. Sie haben keine Ahnung. Sie haben kein Herz.«
    Bobbys Gesicht ist nach wie vor nur Zentimeter von meinem entfernt. Ich sehe die Verletzung in seinem Blick und den Hass auf seinen gekräuselten Lippen.
    »Dieser Junge, der ohnehin schon zu schnell wächst und linkisch und unkoordiniert ist, gibt sich also selber die Schuld. Er ist zart besaitet und schüchtern, wütend und verbittert, und er kann diese Gefühle nicht entwirren. Er kann nicht vergeben. Er hasst die Welt genauso, wie er sich selbst hasst. Er ritzt sich die Arme auf, um das Gift loszuwerden. Er klammert sich an die Erinnerung an seinen Vater und daran, wie es früher war. Nicht perfekt, aber okay. Sie waren zusammen.
    Was macht er also? Er zieht sich von seiner Umgebung zurück und isoliert sich. Er macht sich kleiner, hofft, dass man ihn vergisst, und lebt in seinem eigenen Kopf. Erzähl mir von deiner Fantasiewelt, Bobby. Es muss schön gewesen sein, irgendwohin gehen zu können.«
    »Sie würden nur versuchen, sie kaputtzumachen.« Sein Gesicht ist gerötet. Er will nicht mit mir reden, ist jedoch gleichzeitig stolz auf seine Leistung. Das ist etwas, was er gemacht hat. Und auf einer Ebene will er mich in seine Welt ziehen – damit ich sein Hochgefühl teile.
    Die Klinge drückt immer noch gegen meine Lippe. Er zieht sie weg und schwenkt die Waffe vor meinen Augen. Es soll beiläufig aussehen, doch er fühlt sich mit dem Messer sichtlich nicht wohl.
    »Wie fühlt es sich an, allmächtig zu sein, Bobby? Richter, Geschworene und Henker in einem zu sein und all jene zu bestrafen,
die die Strafe verdient haben? Du musst das alles jahrelang vorbereitet haben. Aber für wen genau hast du es getan?«
    Bobby bückt sich und hebt ein Brett auf. Er murmelt, dass ich das Maul halten soll.
    »Oh, richtig, für deinen Vater. Für einen Mann, an den du dich kaum erinnern kannst. Ich wette, du kennst

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