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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Kopf.
    »Nun, Sie sind der Psychologe! Sie verstehen doch angeblich die Welt, in der wir leben. Ich bin Detective und habe keinen beschissenen Schimmer.«

7
    Soweit ich mich erinnern kann, war ich seit Charlies Geburt nicht mehr betrunken, und damals hat Jock es persönlich übernommen, mich komplett abzufüllen, weil es offenbar das ist, was intelligente, vernünftige und gewissenhafte Väter tun, wenn sie mit einem Kind gesegnet werden.
    Bei einem neuen Auto verzichtet man vollkommen auf Alkohol, bei einem Haus kann man sich das Trinken nicht leisten, aber ein neues Baby muss man ›begießen‹, um sich wie in meinem Fall anschließend in einem Taxi zu übergeben, das um den Marble Arch fährt.

    Ich habe mich nicht einmal betrunken, als Jock mir erklärt hat, dass ich unter der Parkinsonschen Krankheit leide. Stattdessen bin ich ausgegangen und habe mit einer Frau geschlafen, die nicht meine Frau ist. Der Kater hat nicht lange gedauert. Die Schuld bleibt.
    Heute habe ich mir zum Mittagessen zwei doppelte Wodka genehmigt – eine Premiere für mich. Mir war danach, mich zu betrinken, weil mir das Bild von Catherine McBride nicht aus dem Kopf gehen will. Ich sehe nicht ihr Gesicht, sondern ihren nackten Körper, aller Würde beraubt; nicht einmal einen bescheidenen Slip oder ein strategisch platziertes Laken hat man ihr gegönnt. Ich möchte sie beschützen, sie vor dem Blick der Öffentlichkeit abschirmen.
    Jetzt verstehe ich Ruiz – nicht seine Worte, aber seinen Gesichtsausdruck. Dies war nicht das schreckliche Ende einer großen Leidenschaft und auch kein von Gier oder Eifersucht motiviertes Allerweltsverbrechen. Catherine McBride hatte furchtbar gelitten. Jeder Schnitt hatte sie ein bisschen mehr entkräftet wie die Widerhaken der Banderillos im Rücken eines Stieres.
    1987 führte ein amerikanischer Psychologe namens Daniel Wegner ein berühmtes Experiment zur Unterdrückung von Gedanken durch. In einem Versuch, der von Dostojewski erdacht gewesen sein könnte, forderte er eine Gruppe von Versuchspersonen auf, nicht an einen weißen Bären zu denken. Jedes Mal wenn der weiße Bär in ihr Bewusstsein drang, mussten sie eine Glocke betätigen. Und egal wie sehr sie sich auch bemühten, konnte keiner von ihnen den verbotenen Gedanken länger als ein paar Minuten vermeiden.
    Wegner sprach von zwei einander entgegenwirkenden Gedankenprozessen. Der eine versucht an alles außer einem weißen Bären zu denken, während der andere unterschwellig genau das ins Bewusstsein drängt, was wir unterdrücken wollen.
    Catherine McBride ist mein weißer Bär. Sie geht mir nicht aus dem Kopf.

    Ich hätte nach dem Mittagessen nach Hause gehen und meine Nachmittagstermine absagen sollen. Stattdessen warte ich auf Bobby Moran, der wieder zu spät kommt. Meena behandelt ihn kühl und kurz angebunden. Es ist sechs Uhr, und sie will nach Hause.
    »Ich fände es schrecklich, mit Ihrer Sekretärin verheiratet zu sein«, sagt er unbedacht, stockt und fragt: »Sie ist doch nicht Ihre Frau, oder?«
    »Nein.«
    Ich fordere ihn mit einer Geste auf, Platz zu nehmen. Sein Hintern breitet sich auf dem Stuhl aus. Er zupft an den Ärmeln seiner Jacke und wirkt abgelenkt und ängstlich.
    »Wie war dein Tag?«
    »Nein, danke. Ich hab gerade einen getrunken.«
    Ich mache eine Pause, um abzuwarten, ob er merkt, dass seine Antwort sinnlos ist, doch er reagiert nicht.
    »Weißt du, was ich dich gerade gefragt habe, Bobby?«
    »Ob ich einen Tee oder einen Kaffee will.«
    »Nein.«
    Ein Zweifel huscht über sein Gesicht. »Aber das wollten Sie mich als Nächstes fragen.«
    »Du hast also meine Gedanken gelesen?«
    Mit einem nervösen Lächeln schüttelt er den Kopf. »Glauben Sie an Gott?«, fragt er.
    »Glaubst du an ihn?«
    »Früher schon.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich konnte ihn nicht finden. Er soll doch angeblich überall sein. Ich meine, er soll doch nicht Verstecken mit einem spielen. « Er betrachtet sein Spiegelbild in der dunklen Fensterscheibe.
    »Was für einen Gott würdest du dir denn wünschen, Bobby – einen rachsüchtigen oder einen barmherzigen?«
    »Einen rachsüchtigen Gott.«

    »Warum?«
    »Die Menschen sollten für ihre Sünden bezahlen. Sie sollten nicht einfach alles vergeben bekommen, bloß weil sie auf ihrem Sterbebett Reue zeigen oder irgendwann behaupten, es täte ihnen Leid. Wenn wir etwas Falsches tun, sollten wir bestraft werden. «
    Der letzte Satz klappert in der Luft wie ein Kupferpenny, der auf einen Tisch

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