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Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Flur auf und beginnt mit einem bärtigen Mann zu diskutieren, der einen blutigen
Lappen an die Stirn drückt und eine Decke um die Schultern trägt.
    »Und Sie werden noch die ganze Nacht warten, wenn Sie sich nicht hinsetzen«, sagt der Arzt. Er wendet sich ab und sieht mich an.
    »Ich bin Professor O’Loughlin.«
    Es dauert einen Moment, bis er den Namen sortiert hat. Die Zahnräder rasten ein. Der Arzt hat an einer Seite des Halses ein Muttermal und den Kragen seines Kittels hochgeschlagen.
    Ein paar Minuten später folge ich seinem Kittel einen leeren Korridor hinunter, vorbei an abgestellten Rollwagen und Tragen.
    »Ist er okay?«
    »Es sind vor allem Schnitte und Blutergüsse. Er könnte aus einem Wagen oder von einem Fahrrad gefallen sein.«
    »Ist er stationär aufgenommen worden?«
    »Nein, aber er weigert sich zu gehen, bis er Sie gesprochen hat. Er redet die ganze Zeit davon, das Blut von seinen Händen zu waschen. Deswegen habe ich ihn im Beobachtungsraum untergebracht. Ich wollte nicht, dass er die anderen Patienten aufregt.«
    »Gehirnerschütterung?«
    »Nein, er ist sehr erregt. Die Polizisten meinten, dass er möglicherweise selbstmordgefährdet ist.« Der Arzt sieht sich um. »Ist Ihr Vater Chirurg?«
    »Im Ruhestand.«
    »Ich habe ihn einmal sprechen hören. Er ist sehr beeindruckend. «
    »Ja. Als Vortragender.«
    Das Beobachtungszimmer hat ein kleines Fenster in Kopfhöhe. Ich sehe Bobby, der kerzengerade mit beiden Füßen auf dem Boden auf einem Stuhl sitzt. Er trägt schlammige Jeans und einen Armee-Parka. Er zieht an den Ärmeln seines Mantels und zupft an einem losen Faden. Seine Augen sind blutunterlaufen und starr auf die gegenüberliegende Wand gerichtet, als
würde er ein unsichtbares Drama verfolgen, das auf einer Bühne gespielt wird, die sonst niemand sehen kann. Er dreht sich nicht um, als ich eintrete.
    »Bobby, ich bin’s, Professor O’Loughlin. Weißt du, wo du bist?«
    Er nickt.
    »Kannst du mir erzählen, was passiert ist?«
    »Ich weiß es nicht mehr.«
    »Wie fühlst du dich?«
    Er zuckt die Achseln und sieht mich nach wie vor nicht an. Die Wand ist interessanter. Ich rieche seinen Schweiß, die modrige Muffigkeit seiner Kleidung und noch etwas anderes – etwas Vertrautes, das ich nicht recht unterzubringen weiß. Ein medizinischer Geruch.
    »Was hast du auf der Hammersmith Bridge gemacht?«
    »Ich weiß nicht.« Seine Stimme zittert. »Ich bin gefallen.«
    »Woran kannst du dich denn erinnern?«
    »Ich bin mit Arky ins Bett gegangen und dann … Manchmal kann ich es nicht ertragen, ich selbst zu sein. Kennen Sie das Gefühl? Mir geht es dauernd so. Ich folge Arky durchs Haus. Ich renne ihr hinterher und rede ununterbrochen über mich selbst. Ich erzähle ihr, was ich denke …«
    Endlich sieht er mich an. Seine Augen wirken gehetzt. Hohl. Ich habe diesen Blick schon einmal gesehen. Einer meiner Patienten, ein Feuerwehrmann, ist dazu verurteilt, die Schreie eines fünfjährigen Mädchens zu hören, das in einem brennenden Auto gestorben ist. Er hat die Mutter gerettet und ihren kleinen Bruder, schaffte es dann jedoch nicht noch einmal durch die Flammen.
    »Hören Sie manchmal die Windmühlen?«, fragt Bobby.
    »Was für ein Geräusch machen sie?«
    »Es ist ein metallisches Klappern, aber wenn der Wind wirklich kräftig bläst, verschwimmen die Flügel und die Luft schreit vor Schmerz.« Er erschaudert.

    »Wozu sind die Windmühlen da?«
    »Sie halten alles am Laufen. Wenn Sie Ihr Ohr an den Boden legen, können Sie sie hören.«
    »Was meinst du mit alles?«
    »Das Licht, die Fabriken, die Züge. Ohne die Windmühlen bleibt alles stehen.«
    »Sind diese Windmühlen Gott?«
    »Sie wissen gar nichts«, sagt er abschätzig.
    »Hast du die Windmühlen je gesehen?«
    »Nein. Ich höre sie wie gesagt nur.«
    »Und was glaubst du, wo sie sind?«
    »In der Mitte der Ozeane auf riesigen Plattformen wie Ölbohrtürme. Sie ziehen Energie aus dem Mittelpunkt der Erde – aus ihrem Kern. Wir verbrauchen zu viel Energie. Wir vergeuden sie. Deswegen müssen wir das Licht ausmachen und Strom sparen. Sonst stören wir das Gleichgewicht. Wenn man zu viel aus dem Kern entnimmt, entsteht ein Vakuum. Die Welt wird implodieren.«
    »Warum entnehmen wir zu viel Energie?«
    »Mach das Licht aus, links, rechts, links, rechts. Tu das Richtige. « Er salutiert. »Früher war ich Rechtshänder, aber ich habe mir beigebracht, die Linke zu benutzen… Der Druck baut sich auf. Ich spüre

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