Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect

Titel: Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
zu analysieren, was los ist. Warum? Ich verbringe den ganzen Tag im Kopf anderer Menschen. Wenn ich nach Hause komme, möchte ich über nichts Schwierigeres nachdenken, als Charlie bei ihren Hausaufgaben zu helfen.
    Julianne ist anders. Sie teilt alles mit anderen und arbeitet die Dinge gründlich durch. Nicht, dass ich Angst hätte, meine Gefühle zu zeigen. Ich habe Angst, dass ich nicht mehr damit aufhören kann.
    Ich versuche, einen Abzweig zu nehmen. »Wenn man so lange verheiratet ist wie wir, muss man nicht mehr so viel reden«, sage ich matt. »Wir können gegenseitig unsere Gedanken lesen.«
    »Tatsächlich? Was denke ich denn gerade?«
    Ich tue so, als hätte ich sie nicht gehört. »Wir fühlen uns wohl miteinander. Das nennt man Vertrautheit.«
    »Und die erzeugt bekanntlich Verachtung.«
    »Nein!«
    Sie legt von hinten ihre Arme um mich, streicht über meine Brust und faltet die Hände auf meinem Bauch. »Welchen Sinn hat es, sein Leben mit einem Menschen zu teilen, wenn man mit ihm nicht über die Dinge sprechen kann, auf die es ankommt?« Sie lehnt ihren Kopf an meinen Rücken. »Das tun verheiratete Paare. Es ist absolut normal. Ich weiß, dass du verletzt bist. Ich weiß, dass du Angst hast. Ich weiß, dass du dir Sorgen darüber machst, was passiert, wenn die Krankheit schlimmer wird… über Charlie und mich… aber du kannst dich nicht zwischen uns und die Welt stellen, Joe. Du kannst uns nicht vor so etwas beschützen.«
    Mein Mund ist trocken, und ich spüre den ersten Anflug eines Katers. Dies ist kein Streit – es ist eine Frage der Wahrnehmung. Ich weiß, dass Julianne die Leere füllen wird, wenn ich nicht antworte.

    »Wovor hast du solche Angst? Du stirbst nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Natürlich ist es ungerecht. Du hast das nicht verdient. Aber schau dir an, was du hast – ein wunderschönes Zuhause, eine Karriere, eine Frau, die dich liebt, und eine Tochter, die den Boden verehrt, auf dem du wandelst. Wenn das deine anderen Probleme nicht überwiegen kann, dann haben wir alle ein Problem.«
    »Ich will nicht, dass sich etwas ändert.« Ich hasse den verletzlichen Klang meiner eigenen Stimme.
    »Es muss sich auch nichts ändern.«
    »Ich sehe, wie du mich beobachtest. Nach Anzeichen Ausschau hältst. Hier ein Tremor, da ein Zucken.«
    »Tut es weh?«, fragt sie plötzlich.
    »Was?«
    »Wenn dein Bein steif wird oder der Arm nicht mitschwingt.«
    »Nein.«
    »Das wusste ich nicht.« Sie schiebt ihre Faust in meine Hand. Dann drängt sie mich, mich umzudrehen, damit sie mir in die Augen sehen kann. »Ist es dir peinlich?«
    »Manchmal.«
    »Gibt es eine bestimmte Diät, die du einhalten solltest?«
    »Nein.«
    »Was ist mit Sport?«
    »Jock sagt, es kann helfen, aber es wird die Krankheit nicht aufhalten.«
    »Das wusste ich nicht«, flüstert sie. »Das hättest du mir sagen sollen.« Sie beugt sich noch näher und drückt ihre Lippen an mein Ohr. Die Wassertropfen auf ihren Wangen sehen aus wie Tränen. Ich streiche über ihr Haar.
    Ihre Hände tasten über meine Brust. Ein Reißverschluss wird geöffnet. Und ihre Finger liebkosen mich. Der Geschmack einer Zunge, ihr Atem in meiner Lunge…
    Danach liegen wir im Bett, und ich sehe zu, wie ihre Brüste
mit ihrem pochenden Herzen zittern. Zum ersten Mal seit sechs Jahren haben wir miteinander geschlafen, ohne auf den Kalender zu gucken.
    Das Telefon klingelt.
    »Professor O’Loughlin?«
    »Ja.«
    »Hier ist das Charing Cross Hospital. Tut uns Leid, Sie zu wecken.« Der Arzt klingt jung. Ich höre die Müdigkeit in seiner Stimme. »Haben Sie einen Patienten namens Bobby Moran?«
    »Ja.«
    »Die Polizei hat ihn gefunden. Er lag auf dem Fußweg über die Hammersmith Bridge. Er fragt nach Ihnen.«

16
    Julianne dreht sich um, schmiegt ihr Gesicht in mein Kissen und zieht die Laken um sich.
    »Was ist los?«, fragt sie verschlafen.
    »Probleme mit einem Patienten.« Ich ziehe ein Sweatshirt über mein T-Shirt und suche meine Jeans.
    »Du fährst doch nicht hin, oder?«
    »Nur kurz.«
    So früh am Morgen brauche ich eine Viertelstunde bis nach Fulham. Als ich durch den Haupteingang spähe, sehe ich eine schwarze Putzfrau, die Eimer und Mob in einem seltsamen Walzer über den Boden schiebt. Am Empfangstresen sitzt ein Wachmann, der mir ein Zeichen macht, zur Notaufnahme zu gehen.
    Hinter einer Plastikschwingtür sitzen Leute in einem Wartezimmer, sie wirken müde und genervt. Die Empfangsschwester ist beschäftigt. Ein junger Arzt taucht auf dem

Weitere Kostenlose Bücher