Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect
Sie diese Telefonzelle benutzt?«
Er kann doch nicht ernsthaft andeuten wollen, dass ich diesen Anruf gemacht habe?
»Sie haben gesagt, dass der Täter die Umgebung sehr gut kennen muss.«
»Ja.«
»Und wie würden Sie Ihre eigene Kenntnis der Gegend bezeichnen? «
»Detective Inspector, ich glaube, ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Aber meinen Sie wirklich, dass ich, selbst wenn ich Catherine ermordet und am Kanal verscharrt hätte, meine Frau und meine Tochter mitbringen würde, um zuzusehen, wie sie ausgegraben wird?«
Ruiz knallt die Mappe zu und knurrt: »Ich stelle die beschissenen Fragen. Sie kümmern sich darum, sie zu beantworten.«
»Vielleicht sollten wir uns alle ein wenig beruhigen«, unterbricht Simon.
Ruiz beugt sich über den Tisch, sodass ich die feinen Äderchen unter der Haut seiner Nase erkennen kann. Ich wette, dass er durch diese Poren atmen kann.
»Sind Sie bereit, ohne Anwesenheit Ihres Anwalts mit mir zu sprechen?«
»Wenn Sie den Kassettenrekorder abstellen.«
Simon protestiert und will mich unter vier Augen sprechen. Im Flur haben wir einen offenen Meinungsaustausch. Er erklärt mir, dass ich dumm wäre. Ich stimme ihm zu. Aber wenn ich Ruiz bewegen kann, mir zuzuhören, kann ich ihn vielleicht auch davon überzeugen, Bobby noch einmal unter die Lupe zu nehmen.
»Ich möchte, dass festgehalten wird, dass ich dir davon abgeraten habe.«
»Keine Angst, Simon. Niemand wird dir die Schuld geben.«
Ruiz wartet auf mich. Er starrt eine Zigarette an, die im Aschenbecher herunterbrennt. Die graue Asche bildet einen schiefen Turm, der beim leisesten Atemzug einstürzen wird.
»Ich dachte, Sie haben aufgehört.«
»Hab ich auch. Ich sehe nur gern zu.«
Die Asche fällt in sich zusammen und Ruiz schiebt den Aschenbecher beiseite. Er nickt.
Nur mit uns beiden wirkt der Raum so viel größer. Ruiz schiebt seinen Stuhl zurück und legt die Füße auf den Tisch. Die Sohlen seiner robusten schwarzen Schuhe sind abgelaufen, und über einem Socken zeichnet sich auf der weißen Haut seines Knöchels ein Streifen schwarzer Schuhcreme ab.
»Wir sind mit Ihrem Foto in jedes Weinlokal und jede Kneipe am Leicester Square und Charing Cross gegangen«, sagt er. »Nicht eine Kellnerin oder ein Barkeeper kann sich an Sie erinnern. «
»Man vergisst mich halt leicht.«
»Heute Abend gehen wir wieder aus. Vielleicht können wir irgendjemandes Gedächtnis auf die Sprünge helfen, aber irgendwie glaube ich das nicht. Ich glaube nicht, dass Sie auch nur in der Nähe des West End waren.«
Ich antworte nicht.
»Wir haben Ihr Foto auch den Angestellten und Stammgästen des Grand Union Hotel gezeigt. Niemand kann sich erinnern, Sie dort gesehen zu haben. An Catherine konnten sie sich gut erinnern. Laut Angaben einiger der Männer war sie sehr nett angezogen. Einer wollte sie sogar auf einen Drink einladen, aber sie hat gesagt, sie würde auf jemand anderen warten. Waren Sie das?«
»Nein.«
»Wer war es dann?«
»Ich glaube nach wie vor, dass es Bobby Moran war.« Ruiz stößt ein leises Knurren aus, das sich zu einem bellenden Husten auswächst. »Sie geben nicht so leicht auf, was?«
»Catherine ist nicht am Abend ihres Verschwindens gestorben. Ihre Leiche wurde erst elf Tage später entdeckt. Wer immer sie gefoltert hat, hat lange gebraucht, um ihren Willen zu brechen – möglicherweise Tage. Bobby könnte es getan haben.«
»Nichts weist auf ihn.«
»Ich glaube, er kannte sie.«
Ruiz lacht spöttisch. »Das ist der Unterschied zwischen dem, was Sie machen, und dem, was ich mache. Sie gründen Ihre Schlüsse auf Gauß’sche Kurven und empirische Modelle. Eine Rührstory über eine miese Kindheit, und Sie sind bereit, jemanden für zehn Jahre in Therapie zu schicken. Ich habe es mit Fakten zu tun, und im Augenblick weisen die alle auf Sie.«
»Was ist mit Intuition? Instinkt? Ich dachte, das würden Detectives ständig einsetzen.«
»Nicht, wenn ich aus Kostengründen jede Beschattung einzeln beantragen muss.«
Wir sitzen schweigend und versuchen, die Kluft zwischen uns abzuschätzen. »Ich habe gestern mit Ihrer Frau gesprochen. Laut ihrer Aussage waren Sie in letzter Zeit ein wenig ›distanziert‹. Sie haben vorgeschlagen, dass Ihre Familie eine Reise macht… nach Amerika. Es kam für sie ganz plötzlich, und sie konnte sich nicht erklären, warum.«
»Das hatte nichts mit Catherine zu tun. Ich wollte mehr von der Welt sehen.«
»Bevor es zu spät ist. Erzählen Sie mir von
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