Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect
werden aufgerissen, und Detectives versammeln sich eilig. Einige nehmen einen Pfad, der von hinten in unseren Garten führt.
Julianne macht die Haustür auf. Sie trägt rosa Gummihandschuhe. Ein Schaumwölkchen hängt in ihrem Haar, wo sie den Pony aus dem Gesicht gestrichen hat. Ein Detective überreicht ihr eine Kopie des Durchsuchungsbefehls, doch sie blickt ihn gar nicht an. Sie ist ganz auf mich konzentriert. Sie sieht die Handschellen und meinen Gesichtsausdruck. Sie reißt schockiert und verständnislos die Augen auf.
»Halte Charlie im Haus«, rufe ich.
Ich schaue Ruiz an. »Nicht vor meiner Tochter. Bitte «, flehe ich ihn an.
In seinem Blick lese ich nichts, aber er greift in die Jackentasche und zieht den Schlüssel für meine Handschellen heraus. Zwei Detectives halten meine Arme fest.
Julianne stellt Fragen, ohne die beiden Beamten zu beachten, die sie zurück ins Haus drängen. »Was ist hier los, Joe? Was machst du …?«
»Sie denken, ich hätte etwas mit Catherines Tod zu tun.«
»Wieso? Warum? Das ist doch lächerlich. Du hast ihnen bei ihrer Ermittlung geholfen.«
Im ersten Stock fällt irgendetwas klirrend zu Boden. Julianne sieht kurz nach oben und dann wieder mich an. »Was machen sie in unserem Haus?«, fragt sie den Tränen nahe. »Was hast du getan, Joe?«
Ich sehe Charlie, die durch die Wohnzimmertür späht, jedoch sofort wieder verschwunden ist, als Julianne sich umdreht. »Du bleibst in diesem Zimmer, junge Dame«, brüllt sie und klingt eher verängstigt als wütend.
Die Haustür steht weit offen. Jeder, der vorbeikommt, kann hineinschauen und sehen, was passiert. Ich höre, wie im ersten Stock Schränke und Schubladen aufgerissen werden; Matratzen werden angehoben, Betten verrückt. Julianne weiß nicht,
was sie machen soll. Einerseits möchte sie ihr Haus vor Verwüstung schützen, aber vor allem will sie Antworten von mir. Ich habe keine.
Die Detectives führen mich in die Küche, wo Ruiz durch die Hintertür in den Garten späht. Männer mit Hacken und Schaufeln reißen den Rasen auf. D.J. lehnt eine Zigarette im Mund an Charlies Schaukel und sieht mich durch den Qualm an, neugierig, unverschämt. Der Hauch eines Lächelns umspielt seine Mundwinkel – als würde er zugucken, wie ein Porsche ein Protokoll wegen Falschparkens bekommt.
Er wendet sich nur widerwillig ab und lässt die Zigarette auf den Kies fallen, wo sie weiterglüht. Dann beugt er sich vor und schlitzt die Plastikverpackung eines Heizkörpers auf.
»Wir haben Ihre Nachbarn befragt«, erklärt Ruiz. »Sie wurden dabei beobachtet, wie Sie etwas im Garten vergraben haben.«
»Einen Goldfisch mit Glubschaugen.«
Ruiz wirkt völlig perplex. »Wie bitte?«
Julianne lacht über die Absurdität des Ganzen. Wir leben in einem Monty-Python-Sketch.
»Er hat Charlies Goldfisch begraben«, sagt sie. »Er liegt unter dem Pflaumenbaum neben Harold, dem Hamster.«
Ein paar Detectives hinter uns können ein Kichern nicht unterdrücken. Ruiz hat eine Miene wie Donner. Ich weiß, dass ich ihn nicht reizen sollte, aber das Lachen fühlt sich gut an.
2
Unter meiner Hüfte und Schulter hat sich die Matratze zur Härte von Beton komprimiert. Sobald ich mich hinlege, rauscht das Blut in meinen Ohren und meine Gedanken beginnen zu rasen. Ich möchte in friedliche Leere sinken und jage stattdessen
gefährlichen, von meiner Fantasie vergrößerten Überlegungen nach.
Inzwischen wird Ruiz Julianne befragt haben. Er wird sie gefragt haben, wo ich am 13. November war. Sie wird geantwortet haben, dass ich die Nacht bei Jock verbracht habe. Sie wird nicht wissen, dass das eine Lüge war. Sie wird wiederholen, was ich ihr gesagt habe.
Ruiz wird auch mit Jock gesprochen haben, der ihm erzählt haben wird, dass ich seine Praxis an jenem Tag um fünf Uhr verlassen habe. Er hat mich auf einen Drink eingeladen, aber ich habe abgelehnt. Ich habe gesagt, ich würde nach Hause gehen. Keine unserer Geschichten wird zusammenpassen.
Julianne hat den ganzen Abend im Warteraum der Wache verbracht, in der Hoffnung, mich zu sehen. Ruiz hat ihr erklärt, ihr würden fünf Minuten gewährt werden, aber ich kann ihr nicht in die Augen sehen. Ich weiß, dass das schrecklich ist. Ich weiß, dass sie verängstigt, verwirrt, wütend und krank vor Sorge sein muss. Sie möchte einfach eine Erklärung. Sie möchte, dass ich ihr versichere, dass alles gut werden wird. Ich habe mehr Angst vor der Begegnung mit ihr als vor der Auseinandersetzung mit Ruiz.
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