Adrenalin - Robotham, M: Adrenalin - The Suspect
Mutter Teresa schuldig aussehen . Warum tun Verdächtige das? Bestimmt wäre es besser, zu lächeln und zu winken.
Ich lasse mich auf einen Stuhl sinken und blättere die Artikel durch. Eine Zeitung hat eine mit Teleobjektiv gemachte Aufnahme von mir und dem an meinen Körper gegurteten Malcolm auf dem Dach des Marsden Hospital neben das Foto mit dem Mantel über meinem Kopf gestellt. Meine im Schoß liegenden Hände sind mit Handschellen gefesselt. Die Botschaft ist klar – vom Helden zum Verbrecher.
Julianne setzt den elektrischen Wasserkessel auf und nimmt zwei Becher aus dem Schrank. Sie trägt dunkle Leggins und einen zu großen Pullover, den ich ihr in Camden Market gekauft habe. Ich habe ihr gesagt, er wäre für mich, aber ich wusste, was geschehen würde. Sie leiht sich immer meine Pullover aus. Sie sagt, sie mag ihren Geruch.
»Wo ist Charlie?«
»Sie schläft. Es ist fast elf.«
Als das Wasser kocht, gießt sie die Becher voll und schwenkt die Teebeutel. Ich rieche Pfefferminz. Julianne hat ein ganzes
Regal voller verschiedener Kräutertees. Sie setzt sich mir gegenüber und sieht mich ausdruckslos an. Mit einer kleinen Drehung ihrer Handgelenke breitet sie ihre Hände vor mir aus und sagt mit dieser winzigen Bewegung, dass sie auf meine Erklärung wartet.
Ich möchte sagen, dass alles ein Missverständnis ist, aber ich fürchte, das würde banal klingen. Stattdessen halte ich mich an die Geschichte oder was ich davon weiß. Dass Ruiz denkt, ich hätte etwas mit Catherines Ermordung zu tun, weil mein Name in ihrem Kalender stand, den sie aus dem Grand Union Canal gefischt haben, und dass Catherine zu einem Bewerbungsgespräch als meine Sekretärin nach London gekommen war, ohne dass ich eine Ahnung davon hatte. Meena hatte die engere Auswahl zusammengestellt. Catherine musste die Anzeige gesehen haben.
Julianne ist mir einen Schritt voraus. »Das kann nicht der einzige Grund sein, weshalb sie dich verhaftet haben.«
»Nein. Ihre Telefonunterlagen belegen, dass sie am Abend ihrer Ermordung in meiner Praxis angerufen hat.«
»Hast du mit ihr gesprochen?«
»Nein. Ich hatte einen Termin bei Jock. Das war der Tag, an dem er mir gesagt hat … aber das weißt du ja.«
»Wer hat den Anruf entgegengenommen?«
»Keine Ahnung. Meena ist früher nach Hause gegangen.«
Ich weiche ihrem Blick aus und schlage die Augen nieder. »Sie haben die Beschwerde wegen sexuellen Missbrauchs ausgegraben. Sie denken, ich hätte eine Affäre mit ihr gehabt – und dass sie gedroht hat, meine Karriere und unsere Ehe zu zerstören. «
»Aber sie hat die Anschuldigung doch zurückgezogen.«
»Ich weiß, aber du verstehst doch, wie es aussieht.«
Julianne schiebt ihren Becher in die Mitte des Tisches und steht von ihrem Stuhl auf. Ich spüre, wie ich mich entspanne, weil ihr Blick nicht auf mich gerichtet ist. Auch ohne sie anzusehen,
weiß ich genau, wo sie ist – sie steht an der Tür zum Garten und starrt durch ihr Spiegelbild auf den Mann am Tisch, den sie zu kennen glaubte.
»Du hast mir erzählt, du wärst mit Jock zusammen gewesen. Du hast gesagt, ihr würdet euch betrinken. Ich wusste, dass du gelogen hast. Ich wusste es die ganze Zeit.«
»Ich habe mich betrunken, aber nicht mit Jock.«
»Mit wem warst du zusammen?« Die Frage ist kurz, präzise und auf den Punkt. Und so ist Julianne – spontan und direkt, jeder ihrer Kommunikationskanäle ein breiter Strom.
»Ich habe die Nacht mit Elisa Velasco verbracht.«
»Hast du mit ihr geschlafen?«
»Ja.«
»Du hattest Sex mit einer Prostituierten.«
»Sie ist keine Prostituierte mehr.«
»Hast du ein Kondom benutzt?«
»Hör mal, Julianne. Sie ist schon seit Jahren keine Prostituierte mehr.«
»HAST… DU… EIN… KONDOM… BENUTZT?« Sie artikuliert jedes Wort klar und deutlich. Sie steht neben meinem Stuhl, in ihren Augen schimmern Tränen.
»Nein.«
In ihrer Ohrfeige liegt die ganze Kraft ihres Körpers. Ich drehe mich zur Seite und fasse meine Wange. Ich schmecke Blut im Mund und höre ein schrilles Klingeln.
Julianne legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel. »Habe ich zu fest zugeschlagen? «, fragt sie leise. »Ich bin so was nicht gewöhnt. «
»Alles okay«, versichere ich ihr.
Sie schlägt mich erneut, diesmal noch härter. Ich lande auf den Knien und starre auf die polierten Bodendielen.
»Du egoistischer, dummer, feiger, falscher, verlogener Dreckskerl! « Sie schüttelt ihre schmerzende Hand.
Ich bin jetzt ein unbewegliches Ziel. Mit
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