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Aelita

Aelita

Titel: Aelita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Tolstoi
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auf; dieselben niedergeschlagenen Figuren bewegten sich auf ihnen, mit tief gesenkten Köpfen. Tausendjährige Traurigkeit und Langeweile wehte einen an von diesen ziegelsteinernen, sauber gefegten und einer dem anderen gleichenden Korridoren. Hier, und das war offensichtlich, hoffte man auf nichts mehr.
    Es erschienen die großen Plätze im Mittelpunkt der Stadt: stufenförmig gebaute Häuser, vielgetöntes Grün von Kletterpflanzen, Fensterscheiben, in denen sich die Sonne spiegelte, elegante Frauen; mitten auf der Straße kleine Tische, darauf schmale, mit Blumen gefüllte Vasen; die strudelnde, auf und ab flutende geputzte Menge, die schwarzen weiten Mäntel der Männer, die Fassaden der Häuser – all das wurde von dem parkettartigen grünlichen Straßenpflaster widergespiegelt. Goldene Boote sausten, niedrig fliegend, vorbei, die Schatten ihrer Flügel glitten über die Köpfe, zurückgebogene Gesichter lachten, leichte bunte Schals flatterten….
    Die Stadt lebte ein zweifaches Leben. Gussew hatte das sehr wohl bemerkt. Als ein Mann von großer Erfahrung fühlte er, daß außer diesen beiden Seiten hier auch noch eine dritte vorhanden sein müsse – eine illegale. Und tatsächlich, in den prächtigen Straßen der Stadt, in den Parks – überall schlenderte eine große Anzahl unordentlich gekleideter, abgezehrter junger Marsianer umher. Sie trieben sich ohne jede Beschäftigung herum, die Hände in den Taschen, und schauten um sich. Gussew dachte bei sich: ›Hehe, diese Stückchen kennen wir auch.‹
    Ichoschka erklärte ihm alles ausführlich. Nur zu einem ließ sie sich nicht mehr herbei: sie wollte den Spiegel nicht mehr auf das Haus des Höchsten Rates der Ingenieure einstellen.
    Entsetzt schüttelte sie ihr rotes Haar, legte flehend die Hände zusammen: »Bitten Sie mich nicht darum, Sohn des Himmels, schlagen Sie mich lieber tot, teurer Sohn des Himmels.«
    Eines Morgens, es war der vierzehnte Tag, setzte sich Gussew wie gewöhnlich in den Sessel – die Zifferntafel hatte er sich auf die Knie gelegt – und zog an der Schnur.
    An der Spiegelwand erschien ein sonderbares Bild: Auf dem großen Platz im Mittelpunkt der Stadt standen besorgt aussehende, miteinander flüsternde Gruppen Marsianer umher. Die Tischchen, die Blumen und bunten Sonnenschirme waren vom Straßenpflaster verschwunden. Da kam eine Abteilung Soldaten; sie marschierten in Dreieckformationen, mit steinernen Gesichtern wie schreckliche Puppen. Weiter, in einer der Geschäftsstraßen – eine laufende Volksmenge, ein Zusammenstoß, und dort ein Marsianer, der sich mit Hilfe seiner geflügelten Maschine in schraubenförmigem Flug einer Rauferei entzog. Im Park dieselben aufgeregt flüsternden Grüppchen. In einer der Fabriken durcheinanderredende Haufen von Arbeitern, erregte finstere und wütende Gesichter.
    In der Stadt war offenbar etwas geschehen: ein Ereignis von außerordentlicher Bedeutung. Gussew schüttelte Ichoschka an den Schultern: »Worum handelt es sich?« Sie schwieg und blickte ihn nur mit matten verliebten Augen an.

Tuskub
    Die Stadt war von Unruhe ergriffen. Es murmelten und flackerten die Spiegeltelefone. Auf den Straßen, auf den Plätzen, in den Parks standen flüsternde Marsianer in Gruppen beisammen. Man erwartete Ereignisse, schaute hinauf zum Himmel. Es hieß, irgendwo ständen die Magazine mit getrocknetem Kaktus in Brand. Um die Mittagszeit wurden in der Stadt die Hähne der Wasserleitungen geöffnet, und das Wasser versiegte in ihnen, aber nicht für lange… Viele hörten von Südwesten her eine entfernte Explosion. In den Häusern verklebte man die Fensterscheiben kreuzweise mit Papierstreifen.
    Die Unruhe kam vom Mittelpunkt her und verbreitete sich über die ganze Stadt; sie ging vom Hause des Höchsten Rates der Ingenieure aus.
    Man sprach von der erschütterten Macht Tuskubs, von bevorstehenden Veränderungen. Gerüchte durchschnitten wie Funken die besorgte Erregung der Massen: »In der Nacht wird das Licht verlöschen.«
    »Die Kraftstationen an den Polen werden aussetzen.« »Das Magnetfeld wird verschwinden.«
»In den Kellern des Hauses des Höchsten Rates sind irgendwelche Persönlichkeiten verhaftet worden.«
    In den Randgebieten der Stadt, in den Fabriken, in den Arbeitersiedlungen und in den öffentlichen Magazinen wurden diese Gerüchte anders aufgenommen. Hier wußte man offenbar besser Bescheid über den Grund ihres Auftauchens. Aufgeregt und schadenfroh wurde dort davon gesprochen, daß

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