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Aelita

Aelita

Titel: Aelita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Tolstoi
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Feuer,
Kühner als die phosphoreszierenden Augen des Tscha.
Wisse: die Sonne wird zur erloschenen Kohle,
Es werden verschwinden die Sterne vom Himmel,
Es wird verlöschen der böse Talzetl über der Welt
Du aber, Frau, sitzest am Feuer der Unsterblichkeit, streckst die Hände zu ihm aus
Und lauschest den Stimmen derer, die darauf warten, daß sie zum Leben erwachen dürfen,
Auf die Stimmen im Dunkel deines Schoßes.«
    Das Feuer war dem Verlöschen nahe. Aëlita ließ die Ulla in den Schoß sinken und blickte auf die Kohlen – sie übergossen ihr Gesicht mit rötlicher Glut.
    »Nach dem uralten Brauch«, sprach sie streng, »wird eine Frau, die einem Manne das Lied der Ulla gesungen hat, seine Gattin.«

Losj fliegt Gussew zu Hilfe
    Um Mitternacht sprang Losj im Hof von Tuskubs Landsitz aus dem Boot. Die Fenster des Hauses waren dunkel, also war Gussew noch nicht zurückgekehrt. Die schräge Hauswand war von Sternen beleuchtet, ihre bläulichen Funken spiegelten sich in der Schwärze der Fensterscheiben. Hinter den Zinnen des Daches ragte im spitzen Winkel ein sonderbarer Schatten auf. Losj schaute genauer hin: Was konnte das sein?
    Der kleine Pilot beugte sich zu ihm und flüsterte ängstlich: »Gehen Sie nicht dorthin.«
Losj zog den Revolver aus dem Futteral. Er atmete durch die Nasenflügel die kühle Luft ein. In seinem Gedächtnis erstand das lodernde Feuer über dem Abgrund, der Geruch des brennenden Mooses, Aëlitas dunkel gewordene flammenden Augen… »Kehrst du zurück?« hatte sie, vor dem Feuer stehend, gefragt. »Erfülle deine Pflicht, kämpfe, siege, aber vergiß nicht – das alles ist nur ein Traum, das alles sind Schatten… Hier, am Feuer, lebst du, und du wirst nicht sterben. Vergiß das nicht, kehre zurück….« Sie war nahe an ihn herangetreten. Ihre Augen hatten sich ganz dicht vor den seinen geöffnet und er hatte in bodenlose Nacht voller Sternenstaub geblickt: »Kehre wieder, kehre zurück zu mir, Sohn des Himmels….«
Die Erinnerung versengte ihn wie Feuer und erlosch – nur eine Sekunde lang hatte sie gedauert, nur solange Losj das Futteral des Revolvers aufknöpfte. Während er noch aufmerksam den sonderbaren Schatten jenseits des Hauses betrachtete, fühlte Losj, wie seine Muskeln sich spannten, wie das heißpulsierende Blut sein Herz erbeben ließ: Kampf, Kampf.
Leicht, in Sprüngen, lief er zum Haus. Er horchte, glitt an der Seitenwand entlang und schaute um die Ecke. Nicht weit vom Eingang des Hauses erblickte er ein auf der Seite liegendes zerschlagenes Luftschiff. Der eine Flügel ragte bis über das Dach zu den Sternen empor… Losj unterschied etwas wie Säcke, die im Grase lagen: das waren Leichen. Im Hause alles dunkel und still.
Sollte es möglich sein – Gussew? Losj lief zu den Getöteten. Nein, das waren Marsianer. Einer lag mit dem Gesicht nach unten auf den Hausstufen. Noch einer hing zwischen den Trümmern des Luftschiffes. Offenbar waren sie durch Schüsse aus dem Hause getötet worden.
Losj lief die Treppe hinauf. Die Tür war nur angelehnt. Er trat ins Haus.
    »Alexej Iwanowitsch«, rief Losj.
    Es war still. Er schaltete die Beleuchtung ein, da wurde es sofort im ganzen Hause hell. Er dachte: ›Wie unvorsichtig‹, und vergaß gleich wieder, daran zu denken. Als er unter den Rundbögen hindurchging, glitt er in einer klebrigen Lache aus.
    »Alexej Iwanowitsch!« schrie Losj laut.
    Er lauschte wiederum – Stille. Da begab er sich in den schmalen Saal mit dem Mattspiegel, setzte sich in einen Sessel und packte sich mit den Fingernägeln am Kinn. ›Soll ich hier auf ihn warten? Soll ich ihm zu Hilfe fliegen? Aber wohin? Wem gehört dieses zerschlagene Luftschiff? Die Toten sehen nicht wie Soldaten aus… eher wie Arbeiter. Wer hat hier gekämpft? Gussew? Tuskubs Leute? Ja, es darf nicht gezögert werden.‹
    Er nahm die Zifferntafel zur Hand und schaltete den Spiegel auf »Platz vor dem Hause des Höchsten Rates der Ingenieure« ein. Dann zog er die Schnur und prallte sogleich vom Spiegel zurück, vor dem Getöse, das ihm entgegenschallte: dort, im rötlichen Schein der Laternen flogen Rauchwolken hoch, sprühten Funken und loderten Flammen auf. Jetzt flog eine Gestalt mit ausgebreiteten Armen und blutunterlaufenen Augen mitten in den Spiegel hinein.
    Losj zog wieder an der Schnur. Er wandte sich von dem Sehschirm ab.
›Wollte er mich wirklich nicht wissen lassen, wo ich ihn in diesem Durcheinander suchen soll?‹
    Losj legte die Hände auf den Rücken und

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