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Aelita

Aelita

Titel: Aelita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Tolstoi
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Der Wind zauste an dem schneeigen Pelzwerk von Aëlitas Mantel. Ihre Augen blickten verzückt in den Ozean des himmlischen Lichts.
    Der kleine Pilot steckte seine spitze Nase in den Mantelkragen und begann lautlos zu lachen. Dann legte er das Boot auf einen Flügel und landete, in steilem Fall die Luft durchschneidend, vor dem Hause.
    Aëlita erwachte und begann ihren Pelzmantel aufzuknöpfen, aber ihre Finger glitten nur über die Vogelköpfe auf den großen Knöpfen. Losj hob sie aus dem Boot und stellte sie auf das Gras; gebeugt blieb er vor ihr stehen. Aëlita sagte zu dem kleinen Piloten: »Mach das geschlossene Boot fertig.«
    Sie bemerkte weder Ichoschkas gerötete Augen noch das kürbisgelbe, vor Angst verzerrte Gesicht des Hausmeisters – lächelnd und zerstreut wendete sie sich nach Losj um und ging vor ihm her in das Innere des Hauses, in ihre Gemächer.
    Losj erblickte zum erstenmal Aëlitas Zimmer: niedrige goldene Gewölbe, Wände, die mit Schattenbildern bedeckt waren, ähnlich den Figürchen auf einem chinesischen Schirm, und er spürte den leicht bitteren, warmen Duft, der ihm ein Schwindelgefühl verursachte.
    Aëlita sagte leise: »Setz dich.«
Losj setzte sich. Sie ließ sich zu seinen Füßen nieder, legte ihren Kopf auf seine Knie und die erhobenen Hände auf seine Brust und rührte sich nicht mehr.
Voller Zärtlichkeit blickte er auf ihr aschgraues, im Nakken hochgekämmtes Haar und hielt ihre Hände. Ihre Kehle begann zu beben. Losj beugte sich vor. Sie sagte: »Langweilst du dich vielleicht mit mir? Verzeih. Ich verstehe noch nicht zu lieben. Ich bin so verwirrt. Ich sagte zu Icha: › Stell recht viel Blumen in das Speisezimmer und laß die Ulla ihm vorspielen, wenn er allein bleibt!‹«
Aëlita stützte sich mit den Ellbogen auf Losjs Knie. Ihr Gesicht hatte einen schwärmerischen Ausdruck. »Hast du zugehört? Hast du verstanden? Hast du an mich gedacht?«
»Du siehst und weißt«, sagte Losj, »daß ich vor Unruhe den Verstand verliere, wenn ich dich nicht sehe. Und wenn ich dich sehe, ist meine Unruhe noch schrecklicher. Mir kommt es jetzt vor, als hätte mich die Sehnsucht nach dir durch den Sternenraum getrieben.«
Aëlita seufzte tief auf. Ihr Gesicht schien glücklich zu sein. »Der Vater hat mir ein Gift gegeben, aber ich sah es – er vertraut mir nicht. Er sagte: ›Ich werde dich und ihn töten.‹ Es bleibt uns nicht mehr lange zu leben. Doch du fühlst: wir haben endlose, glückselige Minuten vor uns.«
Sie stockte und sah, wie Losjs Augen in kalter Entschlossenheit aufloderten, seine Lippen preßten sich eigensinnig aufeinander.
»Gut«, sagte er, »ich werde kämpfen.«
Aëlita rückte näher an ihn heran und flüsterte: »Du bist der Riese aus den Träumen meiner Kindheit. Dein Gesicht ist herrlich schön. Du bist stark, Sohn des Himmels. Du bist mannhaft und gut. Deine Arme sind von Eisen, deine Knie von Stein. Dein Blick ist tödlich. Von deinem Blick verspüren die Frauen ein Beben im Herzen.«
Kraftlos legte Aëlita ihren Kopf auf seine Schulter. Ihr Murmeln wurde undeutlich und war kaum zu vernehmen. Losj strich ihr das Haar aus dem Gesicht.
»Was ist mit dir?«
Da umschlang sie heftig seinen Hals, wie ein Kind. Große Tränen traten aus ihren Augen und liefen über ihr schmales Gesicht.
»Ich verstehe nicht zu lieben«, sagte sie, »ich habe das nie gekannt…. Habe Mitleid mit mir, verschmähe mich nicht. Ich werde dir interessante Geschichten erzählen. Ich erzähle dir von schrecklichen Kometen, von der Schlacht der Luftschiffe, vom Untergang des schönen Landes jenseits der Berge. Es wird dich nicht langweilen, mich zu lieben. Mich hat noch nie jemand liebgehabt. Als du das erstemal kamst, da habe ich gedacht: ›Ich habe ihn in der Kindheit gesehen, das ist mein lieber Riese.‹ Ich wünschte, daß du mich auf die Arme nähmest und mich forttrügest von hier. Hier ist es düster, hoffnungslos, hier ist der Tod, nichts als Tod. Die Sonne wärmt nur kärglich. Das Eis an den Polen taut nicht mehr auf. Die Meere trocknen aus. Endlose Wüsten und kupferroter Sand bedecken den Tuma… Die Erde, die grüne Erde… bringe mich weit fort auf die Erde. Ich möchte die grünen Berge sehen, das strömende Wasser, die Wolken, fette Tiere, Riesen… Ich will nicht sterben.«
Aëlita zerfloß in Tränen. Sie erschien Losj jetzt ganz und gar wie ein kleines Mädchen. Es war komisch und zugleich rührend, wenn sie von Riesen sprach und dabei die Hände zusammenschlug.
Losj

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