Aelita
schritt in dem niedrigen kleinen Saal auf und ab. Plötzlich fuhr er zusammen, blieb stehen und drehte sich blitzschnell um; die Sicherung seiner Mauserpistole knackte. Hinter der Tür, ganz unten am Boden, streckte sich ein Kopf vor – ein roter Schöpf, ein rotes runzliges Gesicht.
Mit einem Sprung war Losj an der Tür. Dahinter, an der Wand, lag in einer Blutlache ein Marsianer. Losj nahm ihn auf die Arme und trug ihn zu einem Sessel, wo er ihn niederlegte. Sein Bauch war aufgerissen.
Der Marsianer fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und sagte mit kaum hörbarer Stimme: »Eile, wir gehen zugrunde, Sohn des Himmels, rette uns…. öffne mir die Hand….«
Losj bog die erstarrende Faust des Sterbenden auseinander und entriß seiner Hand ein Zettelchen. Mit Mühe entzifferte er: »Ich schicke ein Militärluftschiff, um Sie zu holen, und sieben Arbeiter, es sind zuverlässige Leute. Ich belagere das Haus des Höchsten Rates der Ingenieure. Landen Sie neben dem Platz, dort wo der Turm ist. Gussew.«
Losj beugte sich zu dem Verwundeten hinab, er wollte ihn fragen, was hier geschehen sei. Doch der Marsianer röchelte nur und zuckte im Sessel.
Da nahm Losj seinen Kopf in die Hände. Der Marsianer hörte auf zu röcheln. Seine Augen wölbten sich vor. Entsetzen und Seligkeit leuchteten in ihnen: »Rette…« Schatten legten sich auf die Augen, der Mund öffnete sich und ließ die Zähne sehen.
Losj knöpfte seine Jacke zu, schlang den Schal um den Hals und begab sich zum Ausgang des Raumes. Doch kaum hatte er die Tür geöffnet, als hinter dem Rumpf des Luftschiffes bläuliche Funken aufsprühten und ein schwaches, aber scharfes Knattern ertönte. Eine Kugel riß Losj den Tuchhelm vom Kopf.
Mit zusammengebissenen Zähnen rannte Losj die Stufen hinunter, sprang auf das Luftschiff zu und kippte den Rumpf auf diejenigen, die sich dahinter auf die Lauer gelegt hatten.
Man hörte das Krachen von brechendem Metall, die schrillen Vogelschreie der Marsianer; der riesige Flügel schwang durch die Luft und zerquetschte im Fallen auch noch die Marsianer, die unter den Trümmern hervorkriechen wollten. Einige gebückte Gestalten liefen im Zickzack über die Wiese. Losj holte sie mit einem Sprung ein und schoß. Der Donner der Mauserpistole war fürchterlich. Der nächststehende Marsianer warf sich ins Gras. Ein anderer ließ das Gewehr fallen, hockte nieder und bedeckte das Gesicht mit den Händen.
Losj packte ihn am Kragen seiner silbergrauen Jacke und hob ihn hoch wie einen jungen Hund. Es war ein Soldat. Losj fragte: »Bist du von Tuskub hierhergesandt?«
»Ja, Sohn des Himmels.«
»Ich werde dich töten.«
»Gut, Sohn des Himmels.«
»Womit seid ihr hergeflogen? Wo ist das Luftschiff?« Vor dem schreckenerregenden Gesicht des Himmelssohnes in der Luft hängend, zeigte der Marsianer mit den vor Entsetzen geweiteten Augen auf die Bäume: in ihrem Schatten stand ein kleines Militärboot.
»Hast du den Sohn des Himmels in der Stadt gesehen?
Kannst du ihn finden?«
»Ja.«
»Bring mich zu ihm!«
Losj sprang in das Militärboot. Der Marsianer setzte sich
ans Steuer. Die Luftschrauben heulten auf. Ein kalter Nachtwind schlug ihnen entgegen. Über ihnen, in der schwarzen Höhe, schwankten ungeheure, seltsame Sterne.
Was Gussew am vergangenen Tag getan hatte
Um zehn Uhr morgens war Gussew von dem Landgut Tuskubs nach Soazera geflogen; an Bord hatte er eine Aviationskarte, Waffen, Proviant und sechs Handgranaten, die er von Petrograd insgeheim, ohne daß Losj es wußte, mitgenommen hatte.
Um die Mittagsstunde erblickte Gussew unter sich Soazera. Die Hauptstraßen der Stadt waren menschenleer. Vor dem Hause des Rates der Ingenieure, auf dem riesigen sternförmigen Platz, standen Militärflugzeuge und Truppen; sie waren in drei konzentrischen Halbkreisen aufgestellt.
Gussew begann abwärts zu gleiten. Und da hatte man ihn offenbar auch schon bemerkt. Auf dem Platz startete ein funkelndes Luftschiff mit sechs Flügeln: zitternd in den Strahlen der Sonne, stieg es steil in die Höhe. Längs seiner Bordwände standen silbrige Figürchen. Gussew beschrieb einen Kreis über dem Luftschiff. Behutsam holte er aus dem Sack eine Granate heraus.
Auf dem Luftschiff drehten sich die farbigen Räder und bewegten sich die Drahtenden auf dem Mast.
Gussew beugte sich aus dem Boot und drohte mit der Faust. Vom Schiff her ertönte ein schwacher Schrei. Die silbrigen Figürchen hoben ihre kurzen Gewehre. Kleine gelbe Rauchwölkchen
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