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Aelita

Aelita

Titel: Aelita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexej Tolstoi
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Tropfen von den im Hintergrund kaum erkennbaren Gewölben.
    Aëlita schritt voraus. Der Schatten ihres schwarzen Mantels mit der spitzen Kapuze glitt über einen See, und manchmal verschwand sie hinter den Dampf wölken. Sie rief aus dem Dunkeln: »Vorsichtig!« und erschien plötzlich auf dem schmalen, steilen Bogen einer uralten Brücke. Losj fühlte, wie das Brückengewölbe unter seinen Füßen zitterte, doch er blickte nur auf den leichten, im Dämmerlicht vor ihm hergleitenden Mantel.
    Es fing an heller zu werden. Über ihren Köpfen blinkten Kristalle. Die Höhle schloß mit einem Kolonnadengang von niedrigen Pfeilern aus Stein. Dahinter bot sich die Aussicht auf die von der Abendsonne überfluteten Felsgrate und die Gletschermühlen von Lysiasira.
    Jenseits der Kolonnaden lag eine breite, mit rostigem Moos bewachsene Felsenterrasse. Ihre Ränder fielen steil ab. Kaum erkennbare Treppchen und Pfade führten hinauf in die Höhlenstadt. Mitten auf der Terrasse lag, bis zur Hälfte in den Boden eingesunken und vom Moos überwuchert, die Heilige Schwelle. Das war ein großer Sarkophag aus massivem Gold. Grob ausgeführte Darstellungen von Tieren und Vögeln bedeckten ihn auf allen vier Seiten. Obenauf ruhte die Gestalt eines schlafenden Marsianers – die eine Hand war unter den Kopf geschoben, die andere drückte eine Ulla an die Brust. Steinbrocken des zerfallenden Kolonnadenganges umgaben diese merkwürdige Skulptur.
    Aëlita ließ sich vor der Schwelle auf die Knie nieder und küßte das Bildnis des Schlafenden auf die Stelle, wo das Herz ist. Als sie sich erhob, trug ihr Gesicht einen versonnenen und sanften Ausdruck. Icha kniete ebenfalls nieder, umschlang die Füße des Schlafenden und schmiegte sich mit dem Gesicht an sie.
    Links von dem Sarkophag, im Felsen, umgeben von halb verwischten Aufschriften, war eine kleine goldene, dreieckige Tür zu sehen. Losj kratzte das Moos ab und öffnete sie mit Mühe. Das war die uralte Wohnung des Hüters der Schwelle: eine kleine dunkle Höhle mit steinernen Bänken, einem Herd und einer Ruhestatt, die aus dem Granit herausgehauen waren. Hierher wurden die Körbe gebracht. Icha bedeckte den Boden mit einer Matte und machte für Aëlita ein Lager zurecht, goß Öl in ein von der Decke herabhängendes Lämpchen und zündete es an. Der junge Pilot ging fort, um das Boot zu bewachen.
    Aëlita und Losj saßen an Rande des Abgrunds. Die Sonne versank allmählich hinter den spitzen Gipfeln. Die scharfumrissenen langen Schatten der Berge brachen sich an den jäh abfallenden Schluchten. Düster, unfruchtbar und wild war dieses Gebiet, wohin sich einstmals der alte Stamm der Aolen vor den Magazitlen, den Menschen, gerettet hatte.
    »Einst waren diese Berge von Wachstum bedeckt«, sagte Aëlita, »hier weideten die Herden der Chaschi, und in den Schluchten rauschten Wasserfälle. Der Tuma stirbt. Der Kreis von langen, langen Jahrtausenden schließt sich. Vielleicht sind wir die letzten; wenn wir davongehen, wird der Tuma leer sein.«
    Aëlita schwieg eine Weile. Die Sonne war hinter dem unweit gelegenen Drachenkamm der Felsen versunken. Eine blutigrote zornige Lohe schlug hoch hinauf bis in das violette Dunkel.
    »Aber mein Herz spricht anders.« Aëlita erhob sich und schritt am Abgrund entlang; sie suchte trockene Zweige und Büschel von trockenem Moos zusammen und legte sie in den hochgehobenen Saum ihres Mantels, Dann kehrte sie zu Losj zurück, schichtete alles zu einem Haufen, holte die Leuchte aus der Höhle, kniete nieder und zündete die Zweige an. Das Feuer begann knisternd zu lodern.
Jetzt zog Aëlita unter ihren Mantel eine kleine Ulla hervor und begann die Saiten zu schlagen, indem sie sich mit den Ellbogen auf das eine hochgestellte Knie stützte. Die Saiten erklangen und ihr Ton war zart wie Bienengesumm. Aëlita hob den Kopf zu den im Dunkel der Nacht hervortretenden Sternen und sang halblaut, mit tiefer, trauriger Stimme:
    »Suche trockene Gräser, den Mist von Tieren und abgebrochene Zweige,
Lege sie fleißig zusammen,
Schlage Stein gegen Stein, Frau, Lenkerin zweier Seelen.
Schlage heraus den Funken und entzünde den Scheiterhaufen.
Setze dich an das Feuer und strecke die Hände zur Flamme.
Dein Gatte sitzt auf der anderen Seite der tanzenden Feuerzungen.
Durch die Wolken des zu den Sternen aufsteigenden Rauches
Schauen die Augen des Mannes in das Dunkel deines Schoßes,
auf den Grund der Seele.
Seine Augen sind heller als die Sterne, heißer als das

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