Aengste verstehen und hinter sich lassen
Situation ausging. Das Angstgefühl war für diese Frau nicht kontrollierbar und auch nicht durch ihre Gedanken und vernunftmäßigen Einschätzungen zu begrenzen. Sie fühlte sich der Angst relativ schutzlos ausgeliefert. Dieses Beispiel zeigt, dass die Angstreaktion rational nicht einfach beeinflussbar ist. Sie ist tief verankert und wird regelmäßig durch Situationen hervorgerufen in denen sie sich hilflos fühlt.
Körperliche Stressreaktionen
Körperliche Stressreaktionen sind fast immer wichtige Bestandteile der Angst. Um eine bedrohliche Situation zu überstehen, stellt sich der Körper darauf ein, entweder zu kämpfen oder zu fliehen oder, wenn beides auf den ersten Blick nicht möglich erscheint, sich tot zu stellen. Um möglichst gut auf Kampf oder Flucht eingestellt zu sein, mobilisiert der Körper seine Energiereserven. Somit ist die körperliche Stressreaktion eine Notfallreaktion, die es dem Körper ermöglicht, sich auf eine bedrohliche Situation einzustellen und ihr mit entsprechenden Verhaltensweisen zu begegnen.
Das autonome Nervensystem steuert die Stressreaktion
Diese Stressreaktionen werden ohne unsere willkürliche Entscheidung gesteuert: Wir können sie nicht direkt beeinflussen, denn sie werden durch das „autonome Nervensystem“ (bedeutungsgleich mit dem vegetativen Nervensystem) gesteuert. Das autonome Nervensystem wird wiederum in den sympathischen und parasympathischen Teil unterteilt. Während der sympathische Teil des vegetativen Nervensystems für die Mobilisierung von Energie verantwortlich ist und damit im Extremfall Kampf- und Fluchtreaktionen ermöglicht, ist der parasympathische Teil für die Einspeicherung von Energie und die Wiederherstellung der Kräfte zuständig.
Menschen unterscheiden sich voneinander in dem Ausmaß, wie stark die Teile des vegetativen Nervensystems aktiviert werden. Bei manchen Menschen sind die sympathisch gesteuerten Komponenten der Angstreaktion besonders leicht auslösbar und besonders ausgeprägt. In einer klassischen Prüfungssituation reagieren diese mit einer sehr deutlichen Steigerung von Herzfrequenz und Blutdruck. Bereits wenig intensive Belastungen führen zu einer ausgeprägten körperlichen Angstantwort. Wird diese körperliche Reaktion als bedrohlich wahrgenommen und bewertet, steigt die Angst im Sinne des Angst-Teufelskreises weiter an und ist damit ein angstfördernder Faktor.
Die kontrollierte Stressreaktion
Wenn wir eine aktuelle Belastung als Herausforderung erleben, weil wir über die notwendigen Bewältigungsfähigkeiten verfügen, wird im Körper eine kontrollierte Stressreaktion ausgelöst. Wenn wir die Situation gemeistert haben, wachsen unser Vertrauen und unsere Selbstwirksamkeitserwartung. Die gute neue Erfahrung hat uns stärker gemacht.
Während der belastenden Situation bringt das Gehirn bestimmte Signalstoffe in Umlauf: Stresshormone wie Adrenalin und Noradrenalin sorgen dafür, dass unser Herz schneller schlägt, wir schneller atmen. Oberflächliche Blutgefäße verengen sich, Blutgefäße, die die Muskulatur versorgen, erweitern sich, der Blutdruck steigt. Die Durchblutung der Muskulatur nimmt zu, damit werden Energie und Sauerstoff bereitgestellt. Der Körper stellt sich auf Kampf oder Flucht ein und ist auf große Kraftanstrengungen vorbereitet. Durch die vermehrte Durchblutung entsteht Wärme; die Schweißdrüsen an den Handinnenflächen werden aktiviert. Trotz des Angstschweißes werden wir womöglich blass und haben kalte Hände und Füße. Wenn sich die ganz feinen Blutgefäße verengen, kommt an der Körperoberfläche nicht mehr viel Blut an. Somit kommt es in der Stressreaktion zu einer Umverteilung des Blutes („Zentralisierung“): Während die Durchblutung von Herz, Lunge, Arm- und Beinmuskulatur sowie Gehirn steigt, sinkt sie in den Verdauungsorganen, Sexualorganen und allem, was in der akuten Situation nicht so wichtig ist.
Nach der Belastungssituation sinken die Stresshormone wieder, der Blutdruck geht runter, Herzschlag und Atmung normalisieren sich. Verdauungs- und Sexualorgane sowie die Haut werden wieder besser durchblutet, der Körper erholt sich. Wir können wieder essen und schlafen und uns im Sinne der Arterhaltung fortpflanzen. Diese Prozesse haben sich im Verlauf der Evolution entwickelt und kommen in allen Kulturen ebenso wie im Tierreich vor.
Die Stresshormone beschleunigen das Lernen
Die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin haben nicht nur eine Bedeutung für die sofortige
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