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Aengste verstehen und hinter sich lassen

Aengste verstehen und hinter sich lassen

Titel: Aengste verstehen und hinter sich lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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loszuwerden, ist es hilfreich, die biologischen Mechanismen der Angstentstehung zu kennen.

Ablauf einer Angstattacke
    Zunächst einmal ist es wichtig, die positive Bedeutung der Angst zu erkennen: Die Angst kann sehr wichtig, ja sogar lebenswichtig sein: Die Angst der Maus vor der Katze als ihrer natürlichen Feindin kann ihr Überleben sichern. Für die Maus ist sogar ganz besonders wichtig, dass sich die Angst sehr schnell entwickelt und sie nicht erst häufige (negative) Erfahrungen mit Katzen machen muss. Außerdem ist wichtig, dass diese Angst möglichst lebenslang erhalten bleibt.
    Ähnlich ist es bei uns Menschen: Es ist wichtig, dass Kinder Gefahren recht schnell erkennen und künftig vermeiden lernen. In der Erziehung ist es eine zentrale Aufgabe der Eltern, ihren Kindern beizubringen, welche Situationen gefährlich sind, wie sie vermieden oder bewältigt werden können und auch, welche Möglichkeiten existieren, mit solchen Herausforderungen umzugehen.
Die Angstgedanken verselbstständigen sich
    Anfänglich sind die Auslöser von Angstsymptomen häufig tatsächliche Gefahren. Durch die Assoziation mit diesen tatsächlichen Gefahren können aber alle äußeren und inneren Signale selbst Auslöser der Angstsymptome werden. Dieser Mechanismus wird zum Thema „Angstgedächtnis“ (siehe →  S. 50 ff.) näher ausgeführt.
    Bei der Panikstörung ist bekannt, dass über 90 Prozent der Betroffenen ihren ersten Panikanfall an einem öffentlichen Ort erlitten haben. In den meisten Fällen geht die Panikstörung mit einer Agoraphobie einher, also dem gezielten Vermeiden bestimmter Situationen, wie zum Beispiel öffentlicher Orte. Das wesentliche Leiden wird in der Mehrzahl der Fälle jedoch nicht nur durch die aktuellen Panikanfälle bestimmt, sondern insbesondere durch das entstehende Vermeidungsverhalten, den Rückzug und die gedankliche Beschäftigung mit der Angst.
    Bei fast allen Angsterkrankungen spielen die ursprünglichen Gefahren eine nur noch untergeordnete Rolle. Unser Denken, Wahrnehmen, Fühlen und Verhalten im Zusammenhang mit der Angst verselbstständigen sich immer mehr und halten die Angstsymptomatik aufrecht.
    WISSEN
    Auslösende und aufrechterhaltende Faktoren
    Wichtig für das Verständnis und die Behandlung der Angstsymptome ist, dass die ursprünglichen Auslöser für die aktuelle Angstsymptomatik in vielen Fällen weniger bedeutsam sind als die aktuellen aufrechterhaltenden Faktoren. Eine intensive Beschäftigung mit den ursprünglichen Auslösern führt deshalb häufig nicht zu einer schnellen Veränderung der Symptome. Aus diesem Grund zielen die auch in diesem Buch vorgeschlagenen Übungen insbesondere darauf ab, aufrechterhaltende Faktoren zu erkennen und zu verändern.
    Da die meisten dieser aufrechterhaltenden Faktoren Gewohnheitsbildungen umfassen, ist es das Hauptanliegen dieses Buches, Gewohnheiten zu erkennen und zu verändern. Ungünstige Gewohnheiten sollen geschwächt, günstige Gewohnheiten dagegen im Alltag gestärkt werden.
Die Bewertung der Angstsituation ist wichtig
    Die Angstreaktion setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen. Eine wesentliche Rolle spielen die Gedanken und Bewertungen in der Angstsituation. Die Bewertung der Situation als bedrohlich beeinflusst direkt auch körperliche Reaktionen und deren Ausprägung. Aus diesem Grund ist es für die Angstbewältigung wichtig, solche Gedanken zu erkennen und durch „Gegenübungen“ auch zu verändern.
    Typische Bewertungen und Gedanken in Angstsituationen:
„Jetzt passiert es mir wieder.“
„Ich bin jetzt wieder eingeengt, kann nicht fliehen, bin der Situation gänzlich ausgeliefert.“
„O Gott, hoffentlich geht das bald vorüber.“
„Ich verliere die Kontrolle“
„Mir geht es elend, ich spüre die Panik in mir hochkommen. Ich selbst kann mir jetzt nicht mehr helfen.“
„Hoffentlich merken die anderen nicht, wie es mir jetzt geht.“
Übung
    Hilfreiche Gedanken bei einer Angstattacke können zum Beispiel sein:
„Jetzt bin ich mal gespannt, was kommt.“
„Ich kann lernen, auf die Situation Einfluss zu nehmen.“
„Das gibt mir Gelegenheit, mal eine andere Strategie auszuprobieren.“
„Das ist jetzt richtig schlimm, aber ich weiß, dass es wieder von alleine aufhören wird.“
„Auch wenn mir die anderen anmerken, dass es mir schlecht geht, ist das keine Katastrophe.“
    Nutzen Sie doch Ihre nächste Angstattacke dazu, einen dieser Gedanken einzusetzenund zu beobachten, was dieser Gedanke mit Ihrer

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