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Aengste verstehen und hinter sich lassen

Aengste verstehen und hinter sich lassen

Titel: Aengste verstehen und hinter sich lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Dehner-Rau , Harald Rau
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Reaktionsbereitschaft des Organismus. Unter dem Einfluss von Adrenalin und Noradrenalin werden wir wachgerüttelt, was uns ermöglicht, Neues schnell und effizient zu lernen. Die Verschaltungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn, mit denen wir eine Belastung erfolgreich bewältigen, werden „gebahnt“ und bei erneuten Stresssituationen schneller nutzbar gemacht. Wir brauchen also Herausforderungen und die dadurch ausgelöste Stressreaktion, um Neues dazuzulernen und um uns veränderten Lebensbedingungen anzupassen.
Was passiert bei einer unkontrollierbaren Situation?
    Was passiert, wenn eine Situation als unkontrollierbar erlebt wird? Wenn eine Überforderung eintritt? Tritt eine bedrohliche Situation auf, die so noch nicht da gewesen ist, funktionieren bisherige Auswege nicht. Mit den bisherigen Bewältigungsstrategien ist die Situa tion nicht kontrollierbar. Sieht man keine Möglichkeit, durch eigenes Handeln eine Lösung herbeizuführen, kommt es zur unkontrollierten Stressreaktion.
    Während der unkontrollierten Stressreaktion wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet, was zu einer tiefer greifenden Stressreaktion führt als das Adrenalin. Es kommt zu Gefühlen von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Ist kein Ausweg möglich und schlägt die Angst in ohnmächtige Wut und Verzweiflung um, wird das Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit sinken.
    Durch die anhaltende Anflutung von Stresshormonen, insbesondere Cortisol, wird das Immunsystem unterdrückt. Wir kennen Cortison auch als Medikament bei der Behandlung von Erkrankungen, bei denen das Immunsystem überschießt und den eigenen Körper angreift (z. B. Allergien, Asthma bronchiale). In diesen Fällen ist eine Unterdrückung des Immunsystems erwünscht, um den Entzündungsprozess zu durchbrechen. Im Gehirn führt Cortisol zum Untergang von Nervenzellen. Bereits ausgebildete Strukturen und Spezialisierungen können wieder aufgelöst werden. Darin liegt allerdings auch die Chance, neue Wege zu bahnen.
    Stellen Sie sich vor, jemand war immer leistungsfähig und erfolgreich im Beruf und hat darüber andere Lebensbereiche vernachlässigt (z. B. Hobbys, Sozialkontakte). Jetzt ändert sich plötzlich die Lebenssituation durch eine körperliche Erkrankung. Das bisherige Lebenskonzept passt nicht mehr. Nun geht es darum, eingefahrene Verhaltensweisen zu verlassen und einen geeigneteren Weg zu finden. Wird diese Chance genutzt, kann eine anfangs unkontrollierbare Stressreaktion kontrollierbar gemacht werden. Im negativen Fall führt das Festhalten am bisherigen Lebenskonzept zu einer Einengung des Denkens, Fühlens und Handelns. Dauert dieunkontrollierte Stressreaktion zu lange an, wird sie zu einer wachsenden Gefahr für unsere geistige, emotionale und körperliche Integrität.
    Die Erfahrungen aus der Psychologie und der Pädagogik lehren unmissverständlich: Wachstum und Entwicklung benötigen Herausforderungen. Die Erfahrung, mit neuen Situationen fertig zu werden, führt zu einer Steigerung der Selbstwirksamkeitserwartung. Es setzt eine „Aufwärtsspirale“ in Gang: Die vergangene positive Erfahrung lässt uns zuversichtlicher und neugieriger auf andere neue Situationen blicken, sofern diese neue Situationen ebenfalls bewältigbare Schwierigkeiten enthalten.
    Sind die Herausforderungen zu gering, werden wir zu wenig gefordert. Ständige Unterforderung wiederum behindert Kreativität und Neugier, die Entwicklung von Problemlösestrategien und die Weiterentwicklung der Selbstwirksamkeitserwartung. Unterforderung ist damit lebenslang als Entwicklungshindernis zu betrachten. Ständig unterforderte Menschen haben dann, wenn es einmal darauf ankommt, wenn neue Wege gefragt sind, keine Routine im Umgang mit „echten“ Herausforderungen und scheitern deshalb.
    Umgekehrt sind ständig zu große Herausforderungen ebenfalls problematisch: Sie lehren das Scheitern und Versagen. Die Selbstwirksamkeitserwartung nimmt ab. Der Körper befindet sich in einer ständigen biologischen Überforderungssituation; Körper und Geist resignieren, geben auf, lassen sich nicht mehr aktivieren durch neue Herausforderungen.
    Die biologischen Bewältigungsprogramme unseres Körpers sind unterschiedlich zwischen Situationen, die unterfordern und solchen, die eine angemessene Herausforderung darstellen und schließlich solchen, die ständig überfordern. Die ständige Überforderung führt zu einer chronischen körperlichen Stressreaktion, die unterschiedliche psychische und

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