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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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größte Durchmesser betrug einundneunzig Kilometer, die Länge zweihundertzweiundneunzig. Gestein und Nickel und Eisen, aber längst nicht nur das.
    »Wir nähern uns dem Südpol«, erklärte die Blondine, die sich herumdrehte und über den Sitz hinter zu Vasquez blickte. »Eine kleine Einweisung, falls man sie nicht schon aufgeklärt hat. Tja, Blinde unter Blinden.« Sie blickte vielsagend auf ihre Teamkameraden. »Zuerst einige Fakten und Zahlen, die bloß für die Navigation wichtig sind. Beachten Sie, daß der Stein um seine Längsachse rotiert. Das ist keine Überraschung – das weiß jeder. Aber die Rotationszeit beträgt etwa sieben Minuten…«
    »Sechs-Komma-acht-zwei-vier Minuten«, korrigierte James oder Jack.
    »Das heißt«, fuhr die Blondine unbeeindruckt fort, »daß alles Lose an der Außenfläche mit einem Mordszahn davonfliegt, so daß wir dort nicht landen können. Wir müssen durch den Pol gehn.«
    »Ist da was drin im Stein?« fragte Patricia.
    »Eine ganze Menge, wenn sie alles an Menschen und Material zusammenrechnen, das wir in den letzten Jahren raufgeschippert haben«, sagte James oder Jack.
    »Die Albedo des Steins entspricht kieselerdehaltigen Asteroiden. Das ist der Stein offenbar mal gewesen. So, da ist der Südpol«, sagte Rita.
    In der Mitte des großen Polkraters befand sich eine Ausbuchtung – ziemlich klein, im Verhältnis zum Stein selbst schätzungsweise nicht mehr als einen Kilometer tief und drei bis vier breit.
    Die Rotation des Steins war ohne weiteres erkennbar. Als das OTV seinen Kurs mit dem Stein in Übereinstimmung brachte und sich dann in Richtung Achse näherte, wurde der Krater größer, und weitere Details wurden erkennbar. Beinahe wie selbstverständlich nahm Patricia davon Kenntnis, daß der Boden wie eine Bienenwabe hexagonal strukturiert war.
    In der Mitte der Ausbuchtung befand sich ein kreisrunder Punkt von etwa hundert Metern Durchmesser. Ein Loch. Ein Eingang. Das Loch gähnte, wurde immer größer, blieb aber pechschwarz.
    Das OTV glitt ins Loch.
    »Wir müssen zirka fünf Minuten unsere Position halten, bis sie die rotierende Landeschleuse hochbeschleunigt haben«, sagte James oder Jack.
    »Haben wir das alles gemacht?« fragte Patricia unsicher. »In den fünf Jahren?«
    »Nein, meine Gute«, sagte die Blondine. »Es war schon da. Sie werden gehört haben, daß der Stein innen hohl ist und sieben Kammern hat. Wir haben Tausende Tonnen von Ausrüstung da drin und eine ganze Menge Personal. Weiß Gott, was die da tun. Jedenfalls entdecken die Zeug, für das wir ein Auge hergeben würden. Mehr wissen wir allerdings nicht, und wir dürfen keine Gerüchte weiterverbreiten. Aber die werden Sie ja nicht brauchen.«
    »Wir senden seit sieben Minuten ein Landesignal«, sagte James oder Jack. »Kriegen jeden Moment Sprechkontakt.«
    Der Funk schnarrte. »OTV drei-sieben«, sagte ein ruhiger, männlicher Tenor. »Die Landedockrotation ist okay. Mit Null-Kommaeins Meter pro Sekunde anfliegen.«
    Rita drückte einen Schalter, und die Scheinwerfer des OTV gingen an und erleuchteten das Innere eines grauen Zylinders, der das Schiff winzig wirken ließ. Vier Lichterreihen tauchten vor ihnen auf, die etwas wackelten, während das rotierende Landedock seine Geschwindigkeit anpaßte. »Los geht’s!« Das OTV näherte sich langsam.
    Patricia nickte und vergrub die Hände im Schoß. Der Ruck war kaum wahrnehmbar, als die OTV-Lagekontrolldüsen ringsum klingelten und das Schiff im Tunnel zum Stillstand brachten. Eine Luke vor dem Schiff öffnete sich, und heraus kamen drei Männer im Raumanzug, die Taue trugen. Mit Hilfe der Anzugtriebwerke flogen sie um das Schiff herum und machten es fest.
    »Festgemacht, OTV drei-sieben«, sagte die Stimme über Funk wenige Minuten später. »Willkommen auf dem Stein!«
    »Danke«, erwiderte James oder Jack. »Wir haben schwere Lasten im Bauch und eine wertvolle Ladung vorndran. Gehen Sie vorsichtig damit um!«
    »Inland oder Ausland?«
    »Inland. Beste kalifornische Lage.«
    Patricia wußte nicht, ob sie von einer Ladung Wein oder von ihr sprachen, und zum Fragen war sie viel zu aufgeregt.
    »Alles klar.«
    »Noch mehr Geheimnisse für uns, Lotse?« fragte die Blondine.
    »Wir wollen die Ladung in fünf Minuten gelöscht haben.«
    »Zeit läuft.«
    »Noch mehr Geheimnisse? Mal sehn. Was hat ein Rabe mit einem Schreibtisch gemeinsam?«
    »Ich denke scharf nach«, sagte James oder Jack. Er schaltete das Mikro ab und schwenkte von seinem

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