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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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ständiger Partisanengeplänkel und finanzieller Zwistigkeiten.
    »Du bist bestimmt auf dem Drachen«, sagte Lanier.
    »Ja, aber das hier ist ein DST-Bild. [i] Der Drache ist noch auf Perseus eingestellt.«
    »Und die schwenken nicht auf den Stein?«
    Sie schüttelte den Kopf und grinste füchsisch. »Die alten Schlauköpfe haben einen straffen Stundenplan – wollen nicht mal einen kurzen Schwenk auf das wichtigste Ereignis des einundzwanzigsten Jahrhunderts machen.«
    Lanier runzelte die Stirn. Der Stein war seines Wissens nur ein Asteroid. Das längliche Objekt würde nicht gegen die Erde prallen, sondern sie im Orbit umkreisen, was eine ideale Position zur wissenschaftlichen Erforschung wäre. Interessante Aussichten, die aber kaum so viel Begeisterung rechtfertigten.
    »Das Einundzwanzigste dauert noch diesen Monat«, gab er zu bedenken.
    »Und dann kriegen wir alle Hände voll zu tun.« Sie wandte sich ihm zu und verschränkte die Arme. »Garry, wir arbeiten schon ‘ne Weile zusammen. Ich vertraue dir.«
    Er spürte, daß sich in seinem Kreuz etwas zusammenzog. Hoffman wirkte den ganzen Abend schon verkrampft. Er hatte die nervöse Zappelei abgetan – nicht seine Sache. Jetzt machte sie seine Sache daraus.
    »Was weißt du über den Stein?« fragte sie.
    Er überlegte kurz vor der Antwort. »DST lokalisierte ihn vor acht Monaten. Er ist ungefähr dreihundert Kilometer lang und hat in der Mitte hundert Kilometer Durchmesser. Mittlere Albedo [ii] , vermutlich Silikatkörper mit Nickeleisenkern. Hatte bei der Entdeckung eine Art von Halo, der sich allerdings auflöste. Daraus folgerten einige Wissenschaftler, daß es sich um einen außerordentlich großen, alten Kometenkern handle. Einige widersprüchliche Meldungen über die geringe Dichte belebten die alte Schklovskijsche Marsmond-Spekulation wieder.«
    »Wo hast du die Meldungen über die Dichte gehört?«
    »Hab’ ich vergessen.«
    »Das beruhigt mich etwas. Wenn du nicht recht viel mehr erfahren hast, dann hat wohl keiner mehr erfahren. Bei DST gab’s ein Leck, aber das haben wir inzwischen abgedichtet.«
    »Warum die Geheimnistuerei?«
    »DST ist beauftragt, alle Daten zu beschönigen, die der Allgemeinheit gegeben werden.« Womit sie die Wissenschaft meinte.
    »Aber warum nur? Das Verhältnis zwischen Regierung und Wissenschaft ist seit ein paar Jahren gespannt. Dadurch wird’s nun bestimmt nicht besser.«
    »Richtig, aber diesmal stimme ich zu.«
    Wieder schauderte er. Hoffman war der Wissenschaft sehr ergeben.
    »Wie weißt du es, wenn alles verschleiert wird?«
    »Verbindungen durch ISCCOM. Mir wurde vom Präsidenten die Aufsicht übertragen.«
    »Du meine Güte!«
    »Während unsre Freunde draußen also feiern, muß ich von dir wissen, ob ich mich auf dich verlassen kann.«
    »Judith, ich bin nur ein zweitrangiger PR-Typ.«
    »Unsinn! Orbicom hält dich für den besten Personal-Manager, den es gibt. Ich mußte drei Monate mit Parker um deine Versetzung nach Washington kämpfen. Weißt du, daß dir eine Beförderung bevorstand?«
    Offengestanden hatte er gehofft, um eine neue Beförderung herumzukommen. Er hatte das Gefühl, sich immer mehr von der richtigen Arbeit zu entfernen, je höher er in der Pyramide der Macht aufstieg. »Und du hast es geschafft, daß ich statt dessen versetzt worden bin?«
    »Ich hab’ genügend Fäden gezogen, um mir den Anschein des Drahtziehers zu geben, der ich bin. Ich brauche dich vielleicht. Du weißt, ich such’ mir einen Kandidaten nur aus, wenn ich sicher bin, daß er irgendwann später meinen Arsch aus dem Feuer zieht.«
    Lanier nickte. Wenn man zu Hoffmans Kreis gehörte, war man zwangsläufig wichtig. Bis jetzt hatte er versucht, über diese Binsenwahrheit hinwegzusehen.
    »Erinnerst du dich an die Supernova, die in etwa zur gleichen Zeit wie der Stein gesichtet wurde?«
    Er nickte; es hatte einige Wogen in der Presse geschlagen. Freilich war er damals zu beschäftigt gewesen, um sich über das spärliche Echo in den Medien zu wundern.
    »War keine Supernova. War zwar hell genug, aber es wurde keine der Voraussetzungen erfüllt. Zunächst wurde es von DST als infrarotes Objekt an der Grenze unseres Sonnensystems registriert. Binnen zweier Tage wurde der Feuerschein sichtbar, und DST entdeckte Strahlen mit Frequenzen im atomaren Bereich. Die Brenntemperatur begann bei einer Million Kelvin und erreichte etwas über eine Milliarde. Inzwischen verzeichneten satellitengestützte Detektoren für Nuklearexplosionen

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