Äon
und einige Minuten später noch einen, die allesamt durch vier gerade, leere Straßen und das überfüllte Straßengeflecht mit dem Lichterstrom verbunden waren.
Lanier trat den Pilotensitz an Carrolson ab und legte sich aufs Ohr, während Heineman der Frau die Feinheiten des Röhrenflugs beibrachte. Lanier träumte, in einer leichten Maschine dichten Urwald und ein Netz von Flüssen zu überfliegen. Er erwachte mit einem Nachgeschmack von Tee im Mund, löste den Sitzgurt und zog sich nach vorne. Farley hantierte an den Instrumenten in den Luken und versorgte die Tafeln zur Datenaufzeichnung mit frischen Memoblöcken. Volle Blöcke verstaute sie in einem Plastikfach. Dann hielt sie eins der Meßgeräte hoch, das die Technik noch vor dem Tod gebaut hatte, so daß Lanier das Anzeigefeld sehen konnte.
»Ja?« fragte er beim Anblick der aufleuchtenden Ziffern.
»Kaputt«, sagte sie. »Im Ernst. Wie der Großteil unserer Instrumente. Wir haben Glück, wenn wir nur die Hälfte der gewonnenen Daten auswerten können.«
»Was hat das für Gründe?«
Sie schüttelte den Kopf. »Kann nur raten. Unser elektrisches System arbeitet anscheinend tadellos; demnach ist denkbar, daß wir uns durch Kraftfelder bewegen, Kraftfelder, wie sie auf dem Stein selektiv die Massenträgheit puffern. Diese Felder lösen anderweitige Effekte aus. Die verzerrte Geometrie wirkt sich auf die Kernaktivität aus, verändert h quer… Oder aber die ganze Ausrüstung taugt nichts. Heute läuft wohl die Garantie aus – haha!«
»An der Ausrüstung liegt’s nicht«, rief Heineman vom Pilotensitz. »Gebt bloß nicht meinem Gerät die Schuld!«
»Mann, ist der von sich eingenommen«, staunte Farley. »Sobald ich die Qualitätskontrolle in Frage stelle, nörgeleit er schon.«
»Nörgelt, nicht nörgeleit«, verbesserte Lanier.
»Egal.«
»Du bist an der Reihe«, sagte Lanier zu Heineman und deutete mit dem Daumen in den hinteren Teil der Kabine. »Schlafzeit. Wir müssen alle frisch und ausgeruht sein.«
Heineman hob sich aus dem Sitz und schwebte an Lanier vorbei. »Halt«, sagte Carrolson. »Was ist das?«
Die Singularität vor dem Röhrengleiter war keine glänzende zylindrische Oberfläche mehr. Sie leuchtete zeitweise orangefarben und dann weiß wie ein glühendes Stahlseil.
»Mir ist keine Ruhe vergönnt«, sagte Heineman und löste Lanier im Pilotensitz ab. Er legte die Klammern des Gleiters zum Bremsen an die Singularität an. Das Schiff rüttelte und buckelte plötzlich, so daß Lanier und Farley gegen das gestapelte Gerät geworfen wurden, wo sie festhingen, bis Heineman die Klammern löste.
»Wir beschleunigen«, übertönte Heineman das Brausen von Röhrengleiter und Flugzeug. »Hab’ sie nicht mehr unter Kontrolle.«
Lanier glitt in der Kabine nach hinten, wo er gegen Sitze prallte, während er versuchte, irgendwo einen Halt zu erwischen. Farley klammerte sich hartnäckig an einen Sitz und plagte sich damit, sich zu drehen und hineinzusetzen.
Die Singularität verlief nun als rote Linie. Lanier gurtete sich in den Sitz und half Farley, auf den Platz zu kommen. Geräte flogen nach hinten und knallten gegen die Rückwand, wo in Regalen Waren und weiteres Gerät gestapelt waren.
»Kannst du umkehren?« schrie Lanier in dem Tumult.
»Nein«, antwortete Heineman. »Wenn ich die Klammern reinkralle, buckeln wir. Dreißigtausend – und wird immer schneller.« Der Röhrengleiter schlingerte wieder, und Lanier und Farley schirmten sich gegen ein Bombardement von abprallenden Memoblockboxen, Meßgeräten und Kabelrollen ab.
»Vierzig«, sagte Heineman wenige Augenblicke später. »Fünfzig.«
Das Funkgerät knisterte und knackste, und eine melodiöse Stimme setzte mitten im Satz ein:
»… verstößt gegen das Gesetz des Weges. Ihr Fahrzeug verstößt gegen das Gesetz des Weges. Leisten Sie keinen Widerstand, sonst wird Ihr Fahrzeug zerstört. Sie unterstehen der Weisung des Hexamon Nexus und werden in sechs Minuten vom Defekt entfernt. Versuchen Sie nicht, zu beschleunigen oder zu bremsen.«
41. Kapitel
Belozerski stand steif hinter Jazikow am Konferenztisch und hatte die Hände am Rücken verschränkt. Jazikow saß mit gefalteten Händen am Tisch. Hoffman überflog die Forderungen und übersetzte sie rasch auf der Tafel für Gerhardt. Gerhardt las sie und schüttelte den Kopf.
»Wir lehnen Ihre Forderungen ab«, erklärte Hoffman in Russisch. Auch sie hatte der Bibliothek der dritten Kammer einige Besuche
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