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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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albern.«
    Mirski trat hinter den Sitz und griff nach dem Tastenfeld. »Möchten Sie gern Englisch lernen, Französisch, Deutsch?«
    Vielgorski gab keine Antwort.
    »Nein? Dann möchten Sie vielleicht ein wenig Geschichte lernen? Nicht aus amerikanischer Sicht, sondern aus der Sicht unserer Nachkommen – der Russen, die den Tod überlebt haben.«
    »Interessiert mich nicht«, sagte Vielgorski, dessen blasses, feuchtes Gesicht sich im Chromkügelchen fast nur als Nase spiegelte.
    »Das ist’s, was die Amerikaner uns vorenthalten haben«, erklärte Mirski. »Ist es nicht Ihre Pflicht, den Schatz zu inspizieren, um den wir gekämpft haben? Ihre Vorgesetzten haben dazu nicht mehr Gelegenheit. Sie sind entweder tot oder so gut wie tot. Die gesamte Erde ist auf Jahre hinaus in Rauch gehüllt. Millionen werden verhungern oder erfrieren. Gegen Ende dieses Jahrzehnts werden von unseren Landsleuten knappe zehn Millionen noch am Leben sein.«
    »Alles Unsinn«, sagte Vielgorski und wischte sich mit dem Ärmel das Gesicht ab.
    »Unsere Nachkommen haben dieses Raumschiff gebaut«, erklärte Mirski. »Das ist keine Propaganda. Es klingt wie ein Märchen, aber es ist die Wahrheit, Vielgorski, und unsere Zwistigkeiten können die Wahrheit nicht verbergen. Wir sind ausgebildet und hierher geschickt worden, wir haben gekämpft und unser Leben geopfert, um die Wahrheit zu finden. Es wäre Verrat, nun der Wahrheit den Rücken zu kehren.«
    »Soll das heißen, daß wir die Macht teilen?« fragte Vielgorski und sah zu ihm auf. Mirski fluchte leise und schaltete das Gerät an.
    »Es spricht Russisch mit Ihnen«, sagte er. »Es beantwortet Ihre Fragen und weist Sie in die Benutzung ein. Nun fragen Sie schon!«
    Vielgorski starrte mit großen Augen auf das schwebende Bibliothekssymbol.
    »Fragen Sie!«
    »Wo soll ich anfangen?«
    »Beginnen Sie bei unserer Vergangenheit. Was wir in der Schule gelernt haben.«
    Das Symbol verwandelte sich in ein Fragezeichen.
    »Ich hätte gern Daten über…« Vielgorski sah unsicher zu Mirski auf.
    »Weiter! Es tut nicht weh. Es macht höchstens süchtig.«
    »Daten über Nikolaus I.«
    »Das ist ziemlich eindeutig«, sagte Mirski. »Zu weit zurück. Trauen Sie sich nur! Fragen Sie nach dem gesamtstrategischen Plan der russischen Arme in der Zeit von 1960 bis 2005!« Mirski lächelte. »Noch nie neugierig gewesen?«
    »Also gut, Daten darüber, bitte«, sagte Vielgorski.
    Die Bibliothek suchte und stellte einschlägiges Material zusammen, wobei zahllose bunte Benutzungssymbole vor Vielgorski aufleuchteten. Dann ging es los.
    Nach einer Stunde wandte sich Mirski an Pogodin und Pritikin und sagte ihnen, sie sollten in die vierte Kammer zurückkehren. Er deutete auf den faszinierten Vielgorski. »Der macht keinen Ärger mehr. Ich paß auf ihn auf.«
    »Wann bekommen wir Gelegenheit?« wollte Pritikin wissen.
    »Sobald ihr frei habt, Genossen«, antwortete Mirski. »Die Bibliothek steht allen offen.«
     
    Belozerski hob den muskulösen Pletnew vom Sitz und schüttelte ihn mit erstaunlicher Kraft. »Erzählt mir keine Märchen hier!« brummte er.
    »Es läßt sich leicht beweisen«, erwiderte Pletnew, der den Kopf zur Seite drehte, um Belozerskis Händen an seinem Kragen auszuweichen. »Wir müssen hin. Die Genossen Pritikin und Sinowiew haben alles gesagt, was sie wissen. Die siebte Kammer hört nicht auf. Sie geht ewig weiter.«
    Belozerski ließ ihn los und ging mit geballten Fäusten langsam einige Schritte zurück. »Abweichlerisches Volk. Pritikin und Sinowiew sind Intellektuelle. Warum sollte ich ihnen glauben?«
    Jazikow bedeutete den drei Soldaten, Pletnew festzunehmen. »Sie haben uns in die Defensive gedrängt, nur um die eigene Haut zu retten«, sagte er. »Es war Ihre Pflicht, da draußen zu krepieren, nicht sich bei den Amis anzubiedern.«
    »Ich war erledigt«, sagte Pletnew. »Wir hatten keine andere Wahl.«
    »Dieser Fels könnte uns gehören!« schrie Jazikow. »Und wo ist jetzt Mirski?«
    »Ich sagte doch, er ist in der vierten Kammer.«
    »Scheiße! Er steckt in seiner geliebten Bibliothek«, sagte Belozerski.
    »Dann werden wir ihn eben dort verhaften«, meinte Jazikow. »Wir sollten auch Garabedian und Annenkowski finden, die zu Mirskis Männern gehören. Genosse Pletnew, Sie werde ich persönlich an die Wand stellen, an die andere Wand der siebten Kammer. Dort werd’ ich Ihr Blut und kontrarevolutionäres Hirn verspritzen als sichtbaren Gegenbeweis für Ihre Leichtgläubigkeit.« Er

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