Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
abgesehen?« fragte Farley.
    »Das Offensichtliche könnte schlimm genug sein. Ehrlich, es ist mir nicht wohl dabei, über die Singularität anzuschleichen. Die da unten mögen es vielleicht nicht, wenn man diesen Weg benutzt. Vielleicht gibt es andere Fahrzeuge, offiziell zulässige Fahrzeuge. Wenn wir jedenfalls mit achtzig oder neunzig Sachen pro Sekunde andüsen und gegen was prallen, dann ist’s darum geschehen. Reicht auch so schon, meine ich, für einen Strafzettel.«
    »Habe ich gar nicht bedacht«, sagte Lanier, der sich in den Pilotensitz schnallte.
    »Tja, jetzt, wo du wieder klarer im Kopf bist…« Heineman warf ihm einen strengen Blick zu und klopfte ihm dann auf die Schulter. »Also, Mädels, stellen wir fest, was Sache ist.«
    Sie ersetzten diverse Instrumente in den Bodenluken und bestückten bisher unbenutzte Luken mit neuen Sensoren. Lanier blickte auf den Korridorboden über sich und verfolgte fasziniert den Lichterstrom. Auch mit Fernglas war nicht mehr zu sehen als leuchtende Punkte, die sich vom schwarzen Fahrbahnbelag abhoben.
    Etwas Großes, Graues erschien im Blickfeld des Fernglases, das er nun senkte. Eine Scheibe mit mindestens einem halben Kilometer Durchmesser schwebte langsam über den Fahrbahnen in südliche Richtung. Eine zweite Scheibe beschrieb etwa zwanzig bis dreißig Grad westlich den gleichen Kurs.
    »Absolut keine zusammenhängenden Funksignale«, stellte Heineman fest. »Mikrowellen, Wärme und etwas Röntgen- und Gammastrahlung, das ist alles. Radar – mein Schirm zeigt etwas Massives ungefähr eine Viertel Million Kilometer weiter vorne mit einer Oberfläche von wenigstens fünfzehn Quadratkilometern; es sitzt direkt auf der Achse.«
    »Ich seh’s«, sagte Lanier nach einem Blick auf seinen Schirm.
    »Frag mich nicht, was das für Dinger sind«, sagte Heineman, der durchs Fenster auf die grauen Scheiben blickte und dann skeptisch dreinschaute. »Und frag mich nicht, wie lange wir hier oben unbehelligt bleiben.«
    »Wenigstens sind wir klein«, sagte Farley. »Vielleicht werden wir gar nicht gesehen.«
    »Das große Ding da vorne wird uns entdecken«, meinte Heineman. »Ich wette, daß es auch auf der Singularität fährt.«
    Fünfhundert Kilometer nach der Wand erhoben sich über das Straßengewirr vier große, ziegelbraune Spiralpyramiden. Ihrer Position – in gleichen Abständen auf dem Korridorumfang – entnahm Lanier, daß sie über Schächten errichtet waren.
    »Schätze, das übersteigt unseren Horizont«, flüsterte Lanier.
    Farley legte die Hand auf seine Schulter und zog sich in den Copilotensitz. »Tut es das nicht schon seit Jahren?«
    »Ich habe immer geglaubt, der Korridor sei leer – warum, weiß ich nicht. Vielleicht weil ich mir so was nicht vorstellen konnte.«
    Heineman schwebte zwischen sie und hielt sich an einer Leiste am Armaturenbrett fest, während er einen Flugplan einprogrammierte. »Wir beschleunigen auf zehntausend Sachen pro Stunde, nähern uns dem großen Ding auf der Singularität so weit wie möglich, wobei wir abbremsen, damit es nicht meint, wir wollten es rammen, drehen dann um und düsen Richtung Heimat. Das heißt natürlich, falls es dir recht ist.« Er zog, an Lanier gewandt, die Brauen hoch.
    Lanier wägte die Risiken ab und mußte feststellen, daß er keine Ahnung hatte.
    »Wenn wir jetzt umkehren, was wollen wir den Leuten daheim dann erzählen?« hakte Heineman nach. »Natürlich ist dieser Ort wichtig. Aber wir haben keine Ahnung, was das hier ist oder was es für uns bedeutet, wenn wir jetzt kehrtmachen.«
    »Selbstverständlich, Larry«, erwiderte Lanier. »Was meinst du, werden wir lebend wieder herauskommen?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete Heineman. »Aber bis jetzt amüsiere ich mich prächtig. Wie steht’s mit dem Rest von euch?«
    Carrolson lachte. »Du spinnst, du verrückter Flugakrobat.«
    Heineman wackelte mit dem Kopf und spreizte mit den Daumen stolz die Brusttaschen seines Overalls ab. »Garry?«
    »Wir müssen es wohl oder übel rauskriegen«, räumte er ein. »Also packen wir’s an!« Heineman fütterte den Bordcomputer, und der Röhrengleiter beschleunigte, was in der V/STOL-Kabine wiederum ein Gefühl für Richtung auslöste.
    Als auf zehntausend Stundenkilometer hochbeschleunigt war, teilte Heineman das Abendessen aus – folienverpackte Sandwiches und heißen Tee in Tüten. Sie aßen schweigend, während der Korridor an ihnen vorüberhuschte.
    Sie passierten einen weiteren Kreis mit eckigen Bauten

Weitere Kostenlose Bücher