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Äon

Äon

Titel: Äon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Stein abbremsten für den Schwenk in die jetzige Umlaufbahn. Sie verwendeten Materialbrocken, die Roboter von der Außenhülle des Steins – zumeist aus den tiefen Furchen – abbauten. Das Zeug wurde an eine Stelle auf dem nördlichen Krater geschafft. Dieses Ende ist abgedichtet – dafür wirst du bald einen zweiten Grund erfahren. Wie’s mit dem Zeug an dieser Stelle weiterging, das wissen wir nicht; die Dokumentation gestaltet sich schwierig.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    Der Laster brummte durchs Tor und rollte auf eine Piste, die anhand von Fahrspuren und am fehlenden Gras erkennbar war.
    »Der viele Maschendrahtzaun«, sagte Patricia. »Wenn man jeden, der hier raufkommt, im voraus überprüft und durchleuchtet, so sollte das ausreichende Sicherheit gewährleisten, möchte man meinen. Muß doch eine Unsumme gekostet haben, das Zeug heraufzuschaffen. Hättet ihr mal lieber Material für die Wissenschaft raufgeschafft.«
    »Der Maschendrahtzaun wurde nicht heraufgeschafft. Den haben wir vorgefunden.«
    »Maschendrahtzaun?«
    »Und Statuetten«, sagte Lanier.
    »Was soll das bedeuten?«
    »Menschen haben den Stein gebaut, Patricia. Menschen von der Erde.«
    Sie starrte ihn verdutzt an und versuchte dann zu lächeln.
    »Vor zwölfhundert Jahren. Er ist mindestens zwölfhundert Jahre alt.«
    »Oh«, sagte sie. »Du willst mich wohl vergackeiern.«
    »Nee du, im Ernst!«
    »Ich mag es nicht, wenn man mich auf den Arm nimmt«, betonte sie ruhig und setzte sich aufrecht hin.
    »Ich nehm’ dich nicht auf den Arm. Glaubst du, wir würden acht oder neun Kilometer Maschendrahtzaun herauftransportieren?«
    »Das glaube ich aber eher als daran, daß Karl der Große oder sonst wer den Stein in Auftrag gegeben hätte.«
    »Ich sage nicht, er komme aus unserer Vergangenheit. Aber belassen wir es dabei, Patricia. Bitte, hab Geduld! Du wirst schon sehen.«
    Sie nickte zwar, ärgerte sich aber innerlich ungemein. Das war eine Art Einweihungsritus. Nimm die junge Dame auf eine Geländetour mit, verängstige sie entsprechend, steck ihre Hand in einen der Ausgänge eines Schlahgennests, bring sie wieder heim und lach dir eins ins Fäustchen. Jetzt ist sie ein echter Steinler. Prima!
    Diese Art von Behandlung hatte sie noch nie ausstehen können, nicht mal als dreizehnjährige Range in der Schule.
    »Guck, das Gras!« sagte Lanier. »Richtiges Gras. Das haben wir nicht mitgebracht.«
    »Sieht aus wie Gras«, pflichtete sie ihm bei.
    Die Fahrt durchs Tal dauerte eine halbe Stunde. Sie näherten sich der schiefergrauen Kappe. Ein silbriger Metallbogen stand vor dem Eingang zum Tunnel, der ungefähr zwanzig Meter breit war und zu dem vom Boden aus eine Rampe hinaufführte. Lanier jagte den Laster die Rampe hinauf.
    »Wie wird die Luftversorgung bewerkstelligt?« erkundigte sich Patricia. Die Stille machte sie nervös. Lanier schaltete inzwischen die Autoscheinwerfer an.
    »Die mittleren drei Kammern verfügen über große, unterirdische Seen. Die Seen sind seicht und voller Wasserlinsen, Wasserhyazinthen und Algen verschiedenster Art. Dazu kommen andere Pflanzen, die wir noch nicht kennen. Der größte See hat die Form eines Rings und umkreist die vierte Kammer. Es befinden sich Lüftungskanäle in den Kappen, bei ungefähr drei Kilometern – mit dem Fernglas zu erkennen oder mit bloßem Auge, wenn man gut sieht. Des weitern ist der Stein wabenartig von Kanälen und Gängen durchzogen.«
    Patricia, die seine Blicke mied, nickte. Bald ist sie zu…, dachte Lanier. Widerwille war das erste Anzeichen. Widerwille und Unglaube fielen einem leichter als das Akzeptieren der Tatsachen. Auch die behutsamste Einführung in den Stein konnte diese Entwicklung nicht verhindern. Hier war ein jeder neugierig. Hier wollte ein jeder zuerst mal alles gezeigt bekommen. Weitere Lern- und Klärungsprozesse setzten erst später ein.
    Sechs Minuten nach Einfahrt in den Tunnel gelangten sie an einen hohen, hurrikansicheren Maschendrahtzaun, womit der ganze Tunnel verschlossen war. Wiederum öffnete Lanier mit seinem Schlüssel ein Tor, und sie fuhren in die zweite Kammer.
    Die Rampe, die vom Tunnel hinunterführte, war beidseitig mit Stützmauern verstärkt. Zwischen den Mauern war wiederum ein Zaun gezogen, und neben dem nächsten Tor stand ein Wachhäuschen. Drei Marinesoldaten in schwarzem Overall salutierten vor dem Wachhaus, als der Laster auf sie zurollte und auf dem Pflaster der Rampe knirschend zu stehen kam. Lanier zog die Feststellbremse an,

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