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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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an.
    »Kessler«, meldete er sich.
    »Ich habe etwas für Sie«, erklang die Stimme eines Mannes. Wolfgang erkannte sie sofort. Dieser Anruf bedeutete vermutlich, dass er auf den Sonderfonds von Zack! zurückgreifen und vielleicht noch etwas aus eigener Tasche hinzuschießen musste.
    »Was?«
    »Eine hochbrisante Angelegenheit. Sie dürfte mindestens fünftausend wert sein.«
    »Das ist viel Geld.«
    Der Mann am anderen Ende der Verbindung lachte kurz. »Sind Sie im Büro?«
    »Nein, ich laufe gerade.«
    »Gut für die Gesundheit, ich weiß. Im Gegensatz zu anderen Dingen, die derzeit geschehen. Ich habe Ihnen eine verschlüsselte Datei geschickt. Entscheiden Sie selbst, ob sie ihr Geld wert ist. Ich weiß, dass Sie mich nicht enttäuschen werden. Und Sie wissen, dass Sie sich auf mich verlassen können, nicht wahr?«
    »Ja, ich weiß. Sie hören von mir.«
    Ein Klicken wies Kessler darauf hin, dass der Mann die Verbindung unterbrochen hatte. Er steckte das Handy ein und lief
wieder los, schneller als vorher - er war neugierig darauf, was ihn in der Redaktion erwartete.
     
    Kessler schloss die Tür seines Büros, setzte sich an den Computer und stellte fest, dass sein elektronisches Postfach mehrere Mails enthielt. Eine stammte von »Krokus«, wie sich der Informant nannte, dem er nie persönlich begegnet war. Der Text lautete: »Verwenden Sie den üblichen Code, für heute aktualisiert. R.« Der Anhang bestand aus einer komprimierten Datei, »info.exe«. Ein Doppelklick darauf, und ein Bildschirmfenster öffnete sich mit der Code-Abfrage. Kessler holte seine Brieftasche hervor und entnahm ihr den Zettel, auf dem er die Zahlen- und Buchstabenkombination notiert hatte. Er multiplizierte die letzten beiden Ziffern mit dem aktuellen Datum, und vorn fügte er die Zahl des Monats abzüglich der Anzahl der Monate hinzu, die noch bis zum Jahresende blieben.
    Die Datei entpackte sich automatisch, und Kessler scrollte durch eine fast fünfzig Seiten lange Liste. Sie gab Auskunft über Verbrechen mit starken selbstzerstörerischen Elementen, zu denen es in den letzten sechs Monaten gekommen war, nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Hinzu kamen Ereignisse wie der bewusst herbeigeführte Absturz eines Passagierflugzeugs über dem Atlantik und der Versuch, eine Bohrinsel bei den Shetlandinseln in die Luft zu jagen. Es gab insgesamt mehr als siebzig solche Vorfälle, und die ansteigende Kurve einer graphischen Darstellung machte deutlich, dass sie sich in letzter Zeit häuften. Eine Übersicht zeigte die Häufigkeitsverteilung: Europa, USA und Kanada, einige wenige Fälle in Japan - Kessler sah auf den ersten Blick, dass allein die westliche Welt betroffen war. Was auch immer
Menschen veranlasste, plötzlich Amok zu laufen und sich selbst und andere zu töten: Russen schienen davor genauso geschützt zu sein wie Chinesen und Inder. Auch in der arabischen Welt gab es nicht einen einzigen Fall.
    »Wolfgang?«
    Susanne stand in der offenen Tür.
    Er sah kurz auf. »Nicht jetzt. Ich bin beschäftigt.«
    »Es ist wichtig …«
    Er hob die Hand, die Finger gespreizt: fünf Minuten.
    Die Tür schloss sich wieder.
    Der Liste folgten mehrere Bilddateien, die Fotokopien zeigten. »Lieber Himmel …«, kam es leise von Kesslers Lippen, als er sah, von wem die fotokopierten Dokumente stammten: Bundeskanzleramt, Verteidigungsministerium und Bundesnachrichtendienst. Der Text nahm Bezug auf Interpol, die Central Intelligence Agency, den Mossad und einige andere ausländische Geheimdienste.
    Das Telefon klingelte, aber Kessler achtete nicht darauf. Er hatte plötzlich das Gefühl, hier den größten Scoop seines Lebens vor sich zu haben. Aus einer internen Mitteilung des Bundesnachrichtendienstes ging hervor, dass der BND eine neue Art von Terror vermutete, und bei der CIA schien man diese Ansicht zu teilen. Internationale und auch nationale Sonderkommissionen waren gebildet und mit Ermittlungen beauftragt worden. Die Untersuchungen gingen in alle Richtungen: spezielle Viren, Gehirnwäsche oder andere Arten von direkter und indirekter psychologischer Manipulation, Beeinflussung durch Kraftfelder - die entsprechende Passage las sich fast wie Science Fiction. In einem der BND-Dokumente fand Kessler einen Hinweis, der Hamburg betraf: Einem gewissen
Kommissar Alexander Torensen, der bereits in mehreren Fällen von Selbstzerstörung ermittelte, sollte »jemand zur Seite gestellt« werden. Woraus Kessler den Schluss zog: Beim

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