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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verlassen. Wie dem auch sei … Erinnerst du dich an den USB-Stick, den ich in Torensens Wohnung fand?«
    »Ja.«

    »Er enthielt nicht nur die Listen und Fotos, sondern auch wichtige Informationen über Simon Krystek, der zu den Schlüsselpersonen zählt. Er könnte auf dem Weg nach Lettland sein, nach Riga. Torensen war sich da ziemlich sicher. Übermorgen findet dort eine Ausstellung alter Meister statt, und Krystek sollte im Auftrag eines Kunden der Galerie Pierce & Bruni einen Velázquez kaufen. Das Geld ist auf ein Konto in Riga überwiesen: rund eine Million Euro. Bevor er verschwand, holte er ein Bahnticket nach Lettland ab, das bei seinen Sachen in der Galerie lag. Auf seinen Namen ist in Riga ein Zimmer gebucht, und rate mal, in welchem Hotel?«
    Man brauchte kein Genie zu sein, um die Frage zu beantworten. »Reval Hotel Latvija?«
    »Du hast es erfasst, Kumpel. Ich zähle auf dich, hörst du? Das ist die große Sache, die wir uns immer erhofft haben, und wenn wir den Ermittlern dabei einen Schritt voraus sind, was der Fall zu sein scheint … umso besser. Kein Spesenlimit, Bastian. Die Kosten spielen keine Rolle. Besser gesagt: fast keine. Du verstehst schon, wie ich das meine. Ich maile dir weitere Bilder und Daten, okay? Und sei vorsichtig. Dieser Krystek scheint ein verdammt gefährlicher Bursche zu sein. Finde so viel wie möglich heraus.«
    »Ich möchte, dass Anna mitkommt.« Sebastian wusste nicht genau, warum er das sagte. Als er die Worte formulierte, erschienen sie ihm richtig, aber schon eine Sekunde später wunderte er sich darüber. Anna sah kurz zur Seite, als sie ihren Namen hörte, blickte dann wieder auf den Monitor ihres PCs.
    »He, das freut mich zu hören«, sagte Wolfgang. »Seid ihr euch wieder nähergekommen?«
    »Ja«, antwortete Sebastian und fragte sich, ob es stimmte. Sie
waren im Bett gewesen, ja, aber sie hatten nur wenig gesprochen, zumindest nur wenig über die Dinge, die sie beide betrafen.
    »Morgen früh liegt am Flughafen auch ein Ticket für Anna bereit.«
    Sebastian zögerte. »Wolfgang …«
    »Ja?«
    »Es ist der Junge, nicht wahr?«
    »Darauf deutet alles hin«, bestätigte Wolfgang Kessler. »Auch deshalb möchte ich, dass du Kalabrien verlässt. Komm dem Jungen nicht zu nahe. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm, und vielleicht finden wir über Krystek heraus, was hinter dieser ganzen Sache steckt. Übrigens: Ich habe deine Liste bekommen, danke dafür. Die Namen stimmen überein. Derzeit suchen wir Personen, die zwar noch nicht auffällig geworden sind, aber bei Raffaele waren. Vielleicht spreche ich morgen mit dem BND-Fritzen und biete ihm die Listen an. Mit Torensen hatte ich da eine kleine Übereinkunft. Möglicherweise kann ich mich auch mit Singerer einigen. Da fällt mir ein … Dein Name stand ganz oben auf der Liste. Ein kleiner Scherz deinerseits, oder was hat das zu bedeuten?«
    »Du erinnerst dich doch an meine Kopfschmerzen, nicht wahr? Sie haben mich über Monate hinweg geplagt.«
    »Ja. Stress und zu viel Alkohol, Kumpel …«
    »Von wegen. Ich hatte hier einen Zusammenbruch, und im Krankenhaus von Reggio wurde ein Hirntumor diagnostiziert.«
    Einige Sekunden herrschte Stille am anderen Ende. »Lieber Himmel, Bastian …«
    »Ich bin bei Raffaele gewesen, Wolfgang. Der Junge hat mich geheilt. Der Tumor ist verschwunden.«

    Wolfgang antwortete nicht sofort, und im leisen Rauschen der Leitung glaubte Sebastian, die eigenen Gedanken zu hören. Für zwei oder drei Sekunden schäumten Emotionen in ihm hoch, überraschend intensiv, aber auch sehr kurzlebig. Es ist alles Wolfgangs Schuld, sagte eine innere Stimme. Er hat dich gezwungen, nach Italien zu fliegen. Ohne ihn hätte Raffaele keine Gelegenheit bekommen, dich zu berühren. Das stimmte zweifellos, doch es gab noch eine zweite Wahrheit, und sie lautete: Ohne die Reise nach Italien wäre der Hirntumor weiter in ihm gewachsen. Raffaele hat dich geheilt, sagte die andere Stimme. Was auch immer er sonst mit dir gemacht hat: Es wuchert kein Krebs mehr in deinem Kopf .
    Aber dafür wuchs etwas anderes in ihm.
    »Verdammte Kacke«, sagte Wolfgang schließlich. »Ich meine, ich freue mich natürlich, dass der verdammte Tumor weg ist …«
    »Ich gehöre zu den Kontaminierten. Aber womit bin ich kontaminiert?«
    Wolfgang zögerte erneut. »Noch steht nicht fest, dass alle Personen, die beim Jungen waren, irgendwie … ausrasten. Wie fühlst du dich?«
    Sebastian rang kurz mit sich selbst und beschloss dann,

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