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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Verhaltensveränderungen gezeigt hat.«

    »Verschwunden?«, wiederholte Kessler. »Wie meinst du das?«
    »Sie sind weder an ihrem Arbeitsplatz noch zu Hause.«
    »Vielleicht besuchen sie Freunde oder Verwandte.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Bertram. »Von Arnim Sennstett wissen wir, dass er abgeholt worden ist, angeblich von einem Arzt und zwei Sanitätern. Wir sind dem Wagen gefolgt, haben ihn aber leider verloren.«
    Wolfgang nickte langsam. »Bleibt am Ball. Und schreib mir bis morgen einen Bericht. Wir brauchen Fakten, Leute. Durchdrehende Kontaminierte, von uns fotografiert …«
    »Oder ein Interview, bevor sie ausrasten?«, fragte die junge Isabel, die der ganzen Sache skeptisch gegenüberstand. Wolfgang wusste, dass ihr die Aufmachung der bisherigen Artikel zu reißerisch war. Genau deshalb hatte er sie ins Team geholt: als eine Art Bremse und ausgleichendes Element.
    Die Tür öffnete sich, und Susanne sah herein.
    »Wolfgang …«
    »Bitte, Susi, ich habe doch gesagt, dass ich nicht gestört werden möchte.«
    »Ich weiß, Wolfgang, aber …«
    Jemand drückte die Tür weiter auf und schob die Sekretärin mit sanftem Nachdruck beiseite. Der Mann war Mitte vierzig und trug einen grauen Anzug mit gelber Krawatte. Einige graue Strähnen zeigten sich in seinem dunklen Haar, und das Gesicht war schmal. Mehrere Kratzer zeigten sich darin, und an Kinn und Hals bemerkte Kessler zwei Pflaster.
    »Wer sind Sie?«, fragte er erstaunt. »Ich bin Roland Singerer.« Der Blick des Mannes glitt kurz zu den anderen Personen am Tisch. »Und ich möchte Sie allein sprechen.«

    Sorge erfasste Kessler, doch er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Na schön.« Er nickte den anderen Personen am Tisch zu. »Wir setzen die Besprechung später fort.«
    »Oh, lassen Sie das ruhig liegen«, sagte Singerer, als die Männer und Frauen ihre Unterlagen mitnehmen wollten.
    »Wer ist das?«, brummte der Fotograf Michael. »Kommt hier reingeschneit und erteilt Anweisungen …«
    »Schon gut, Mike«, erwiderte Kessler. »Ich erkläre es euch später.«
    Seine Mitarbeiter gingen hinaus, und als der letzte von ihnen das Zimmer verlassen hatte, kam Singerer herein, gefolgt von einem jüngeren Mann, um die dreißig. Er war hager, trug zerfranste Jeans und einen weiten Pulli. Er hatte ein Notebook dabei, setzte sich damit an den Tisch und verband es mit dem Präsentationscomputer.
    »He …«, begann Kessler.
    »Das ist Rolf«, sagte Singerer und schloss die Tür. »Ich schlage vor, Sie schließen Freundschaft mit ihm. Er wird Ihnen eine Zeit lang Gesellschaft leisten.«
    »Was macht er da?«
    »Er verbindet sich mit Ihrem Computersystem. Natürlich hat er ihm bereits den einen oder anderen Besuch abgestattet, von unserer Einsatzzentrale aus, aber er meinte, vor Ort kann er mehr erreichen. Vielleicht haben Sie bestimmte Daten in externen Speichern, auf die vom Netzwerk aus nicht immer zugegriffen werden kann.«
    Kessler stand verärgert auf. Dies ging zu weit. »Was fällt Ihnen ein, Singerer?« Er ging um den Tisch herum auf den jüngeren Mann zu, erreichte ihn aber nicht. Plötzlich stand Roland
Singerer vor ihm und drückte ihm sanft die Hand auf die Brust.
    »Bitte nehmen Sie wieder Platz, Herr Kessler«, sagte er und deutete auf den Sessel, in dem der Zack!- Chefredakteur bis eben gesessen hatte.
    Kessler kam der Aufforderung widerwillig nach. »Wer gibt Ihnen das Recht, in unser Computersystem einzudringen?«
    Singerer antwortete nicht, ging langsam um den Tisch herum, betrachtete die Fotos - einige stammten von Sebastian -, nahm Unterlagen vom Tisch und las Artikelkonzepte.
    »Der zweite Teil von › Das Grauen geht um in Europa ‹ ?« Er beendete seine Wanderung, nahm im Sessel neben Kessler Platz und drehte ihn so, dass er ihn ansehen konnte, ohne den Kopf zu drehen. »Wissen Sie, was Sie mit Ihrer neuesten Ausgabe angerichtet haben? Tausende von Menschen sind in Angst und Schrecken versetzt. Sie säen Panik.«
    »Wir machen die Wahrheit publik, die die Behörden den Bürgern vorenthalten.«
    Singerer schüttelte langsam den Kopf, und ein humorloses Lächeln erschien auf seinen Lippen. »Wie edel von Ihnen. In Wirklichkeit machen Sie ein Geschäft mit der Angst. Sie verdienen Geld damit. Wie hoch soll die Auflage der nächsten Ausgabe sein? Und wie viel kostet dann der Werbeplatz in Ihrem Schmierblatt?«
    Aus Kesslers Ärger wurde Zorn, und scharfe Worte sprangen ihm auf die Zunge. Doch er war klug genug, sie

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