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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sich nicht ein: Das Licht war da, ebenso das Fahrzeug dahinter, und am Steuer saß jemand, der ihn beobachtete - Kessler glaubte, den Blick im Nacken zu spüren.
    Seine Hände waren plötzlich feucht, und das Herz hämmerte in der Brust. Er steuerte den Mazda vom Parkplatz, bog in die Schöne Aussicht ein und fuhr langsam im zweiten Gang
am Feenteich auf der linken Seite vorbei. Der Wagen blieb hinter ihm und überholte nicht, obwohl es keinen Gegenverkehr gab. Nach etwa dreihundert Metern blinkte Kessler links und bog in die Auguststraße. Die Wischer surrten über die Windschutzscheibe, und das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich auf dem feuchten Asphalt wider. Kessler fuhr noch langsamer und hielt am rechten Straßenrand. Das Licht des anderen Wagens blieb im Rückspiegel - er hielt ebenfalls.
    Irgendwo in der Ferne erklang ein Martinshorn, und Kessler wünschte es sich viel näher. Er warf einen kurzen Blick zur Seite, zum Handy - sollte er die Polizei rufen?
    Das Licht hinter ihm veränderte sich.
    Jemand war auf der Beifahrerseite des anderen Wagens ausgestiegen und vor den rechten Scheinwerfer getreten. Eine dunkle Silhouette zeichnete sich ab und kam näher.
    Kessler handelte ohne einen bewussten Gedanken, trat aufs Gas, ließ die Kupplung kommen, und der Mazda mit seinen 147 PS machte einen Satz nach vorn. Nach einigen Dutzend Metern riss Kessler das Steuer nach rechts, bog in den schmalen Theresienstieg ein und trat das Gaspedal voll durch, mit dem Ergebnis, dass die Vorderräder durchdrehten - der Nieselregen hatte eine schmierige Schicht auf der Fahrbahn gebildet. Kessler nahm Gas weg, legte den dritten Gang ein und beschleunigte vorsichtiger. Als er den Hofweg erreichte, eine Querstraße, erschien erneut das Scheinwerferlicht hinter ihm, und es kam schnell näher.
    Kessler riss das Steuer nach rechts und bog in den Hofweg, ohne auf den Verkehr zu achten. Eine Hupe erklang, und ein Auto wich aus, als der Verfolger die Querstraße mit noch höherer Geschwindigkeit erreichte und ins Schleudern geriet.
Das Scheinwerferlicht im Rückspiegel sprang von einer Seite zur anderen, als der Fahrer versuchte, den Wagen wieder unter Kontrolle zu bringen. Zwei oder drei Sekunden hoffte Kessler, dass es ihm nicht gelang, doch dann strahlten die Scheinwerfer wieder gleichmäßig in seine Richtung. Und ihr Licht wurde heller - der Verfolger näherte sich.
    Voraus sah er das rote Licht einer Ampel, aber Kessler gab zunächst Gas, trat im letzten Augenblick auf die Bremse, warf einen Blick nach rechts und links und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der Mazda donnerte über die Kreuzung, nur zehn Meter vor einem Kleinlaster, der von rechts heranrauschte - der Fahrer beschwerte sich mit Hupe und aufblitzendem Fernlicht.
    Kesslers Blick huschte zwischen Straße und Rückspiegel hin und her. Er bog nach rechts ab, nach links, beschleunigte, überfuhr eine weitere rote Ampel, doch der Verfolger ließ sich nicht abschütteln. 147 PS waren eine ganze Menge, aber der Wagen hinter ihm schien ein paar mehr zu haben, und hinzu kam: Der Fahrer wusste offenbar, wie man Gebrauch von ihnen machte.
    Die Verfolgungsjagd ging durch den Osten von Hamburg, durch Uhlenhorst und Hohenfelde, dann weiter nach St. Georg und Hammerbrook. Kessler kannte die Hansestadt, aber trotzdem verlor er bald die Orientierung, sah nur noch Ampeln, Einbahnstraßen, verkehrsreiche Kreuzungen und Lücken, durch die er schlüpfen konnte, in der Hoffnung, dass sie sich sofort hinter ihm schlossen. Was auch immer er versuchte: Der Verfolger blieb hinter ihm.
    Ein Moment der Unschlüssigkeit führte dazu, dass die Entfernung zum anderen Wagen bis auf zehn Meter oder weniger
schrumpfte, und als Kessler erneut in den Rückspiegel sah, blitzte es an der Beifahrerseite des Verfolgers kurz auf. Fast im gleichen Moment klirrte es, und plötzlich hatte die Heckscheibe ein Loch.
    » Lieber Himmel!«, entfuhr es Kessler. Er gab erneut Gas, bog verkehrt in eine Einbahnstraße ein und wich dem wild hupenden entgegenkommenden Verkehr aus. Gleichzeitig beugte er sich zur Seite, griff nach dem Handy auf dem Beifahrersitz und gab ohne hinzusehen die Notrufnummer der Polizei ein.
    Er erreichte das Ende der Einbahnstraße und riss das Steuer nach links. Das Heck des Mazdas machte sich auf regennassem Kopfsteinpflaster selbständig, und Kessler, der das Handy gerade zum Ohr gehoben hatte, ließ es wieder sinken, um das Steuer mit beiden Händen zu packen und gegenzulenken.

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