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Äon - Roman

Titel: Äon - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Hacker-Vergangenheit. Darum werde ich Ihnen diesmal keine Dateien schicken.«
    »Er hat sich nach Ihnen erkundigt«, sagte Kessler.
    Am anderen Ende der Verbindung kam es zu einer kurzen Pause. »Und was haben Sie geantwortet?«
    »Dass ich Sie nicht kenne.«
    »Das stimmt«, bestätigte die Stimme. »Sie kennen mich nicht.«
    »Er wird alle seine Mittel nutzen, um Sie ausfindig zu machen«, sagte Kessler. Er schaute noch immer zur Tür und rechnete halb damit, dass sie sich öffnete und Singerer hereinkam.
    Der Mann lachte leise. »Ich bin ihm näher, als er ahnt. Nun, sind Sie an weiteren Informationen interessiert?«
    »Ja.«
    »Zweitausend. Ein Sonderpreis. Zahlung auf die übliche Weise.«
    Kessler überlegte. Er wusste nicht, welche Informationen Krokus für ihn hatte, und es behagte ihm nicht, gewissermaßen die Katze im Sack zu kaufen. Andererseits: Die Hinweise dieses Informanten waren ihr Geld immer wert gewesen.
    »Einverstanden.«
    »Unser Freund Singerer hat damit begonnen, Menschen zu entführen. Kontaminierte, um genau zu sein. Ihm liegt eine
Liste der Personen vor, die dem Wunderheiler in Drisiano begegnet sind. Er lässt die Betreffenden beobachten, und wer Symptome von Verhaltensstörung zeigt, wird unter dem Vorwand einer hochinfektiösen Krankheit in eine spezielle Klinik eingeliefert. In mehreren Fällen geschah das gegen den Willen der Kontaminierten. Interessant ist, dass bisher niemand von ihnen die Klinik wieder verlassen hat. Sie befindet sich im Norden von Hamburg, und die Adresse lautet …«
    »Einen Augenblick.« Kessler nahm einen Bleistift und riss einen Zettel vom Notizblock, anstatt direkt darauf zu schreiben - er wollte keine Abdrücke auf den Blättern darunter hinterlassen. »Ich bin so weit.«
    Der Mann nannte die Adresse und die Namen einiger eingelieferter Personen. »Ich fürchte, dass die Persönlichkeitsrechte dort massiv verletzt werden. Wenn Sie Singerer damit öffentlich in Verbindung bringen, dürfte er in Schwierigkeiten geraten.«
    Ein interessanter Hinweis, fand Kessler. »Haben Sie etwas gegen ihn?«
    Wieder folgte eine kurze Pause. »Ich nehme an, er hat Ihnen mit einem Publikationsverbot gedroht, nicht wahr?«
    »Ja, das hat er. Mit Hinweis auf Notstandsgesetze.«
    »Die tatsächlich existieren und kurz vor der Anwendung stehen, wie ich hörte«, sagte der Mann. »Das Innenministerium wird noch heute Abend damit beginnen, Meldungen zu lancieren, wonach eine neue Terrorwelle begonnen hat. Die Öffentlichkeit soll abgelenkt werden.«
    » Abgelenkt ?«, wiederholte Kessler verblüfft. »Wovon?«
    »Der Vatikan ist in diese Angelegenheit verwickelt, und das ist dem BND ebenso bekannt wie den anderen Geheimdiensten.
Der aus Drisiano verschwundene Raffaele wurde insgeheim nach Rom gebracht, und dort hat ein Exorzist namens Gabriel - ein Schüler von Gabriele Amorth - herauszufinden versucht, was mit ihm los ist. Es kam zu einem Zwischenfall. Ein Mann starb, mehrere andere erlitten einen schweren Schock, und Gabriel liegt im Koma. Von Raffaele fehlt jede Spur. Eine Frau erschien und brachte ihn fort.«
    »Eine Frau?« Kessler dachte an die Informationen auf Torensens USB-Stick, und vor dem inneren Auge sah er noch einmal das Messer in der Brust des Kommissars. »Langes blondes Haar, große grünblaue Augen, ein ehemaliges Topmodel?«
    »Yvonne Jacek«, bestätigte Krokus. »Eine der Schlüsselpersonen, beziehungsweise Hauptträger, wie man sie im Vatikan nennt. Nun, sind diese Informationen zweitausend Euro wert?« Den Worten folgte ein sonderbares Geräusch, wie eine Mischung aus Schnaufen und Krächzen. »Ich muss jetzt Schluss machen«, sagte der Mann, und dann war die Verbindung unterbrochen.
    Kessler ließ das Handy langsam sinken, als die Tür plötzlich aufsprang.
    Niemand stand dort. Leer und erstaunlich dunkel erstreckte sich der Flur hinter der offenen Tür. Kessler schaute auf die Uhr: fast zehn. Er hatte gar nicht bemerkt, dass es so spät geworden war.
    Langsam ging er zur offenen Tür und stellte fest, dass in den anderen Büros kein Licht mehr brannte. Auch Singerers Hacker, Rolf, war gegangen. Die ganze Redaktionsetage lag im Dunkeln, und bis auf das leise Summen des PCs auf dem Schreibtisch hinter Kessler herrschte Stille.

    Schritt um Schritt wich er zurück, ohne sich umzudrehen - es widerstrebte ihm, den Blick von der offenen Tür abzuwenden. Was hatte sie aufspringen lassen? Ein Windstoß? Die Fenster waren geschlossen.
    Kessler fuhr den PC herunter,

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