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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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einer unserer Freunde aushelfen. Rimskaya oder dieser deutsche Rudolph – oder so – Jaeger.«
    »Rimskaya ist gut, aber wohl nicht gut genug für diplomatische Feinheiten. Jaeger könnte nützlich sein. Aber ich nehm den Job nur an, wenn ich direkt mit den Russen arbeiten kann – ohne Mittelsmann. Ich kann mit dem Zug in die dritte Kammer fahren und lernen, während die Landung von Pletnew arrangiert wird.«
    »Wir haben nicht wochenlang Zeit, Garry.«
    Lanier schüttelte den Kopf. »So lange dauert’s nicht. Ist ’ne Sache von Stunden.« Er holte tief Luft und beugte sich vor. »Spricht irgendetwas dagegen, die ganze Geheimnistuerei abzustellen?«
    Gerhardt überlegte kurz. »Intern? Bin mir da nicht sicher.«
    »Würdest du gern erfahren, was es mit alldem hier auf sich hat?«
    »Natürlich. Ich meine, ich bin mir nicht sicher, wer befugt ist, die Bestimmungen zu lockern.«
    »Kirchner wurde gesagt, wir seien nicht mehr Bestandteil der militärischen Strategie der Erde. Können wir nicht davon ausgehen, dass dies auch politisch zutrifft?«
    »Wir sind unsere eigenen Herrn, meinst du?«
    »Richtig«, sagte Lanier.
    »Das ist ein heißes Eisen, mit dem ich mich im Moment nicht rumschlagen will.«
    »Nun, ich übernehme die Verantwortung für einen Schritt. Die Bibliotheken sind nicht mehr geschlossen und jedermann zugänglich.«
    »Auch den Russen?«
    »Auch den Russen, falls sie einen Frieden mit uns aushandeln«, erklärte Lanier. »Ich lerne Russisch, du klärst den Verhandlungsmodus, und wir bieten an, alles zu teilen, was uns geblieben ist.«
    »Kirchner wird es nicht gefallen, dass dieses Volk landet. Und Zugeständnisse wird er sicher nur ungern machen.«
    »Wer ist Chef der inneren Sicherheit?«, fragte Lanier pointiert. »Und bleibt uns eine andere Wahl?«
    Als Patricia erwachte, war es in der Kabine dämmrig. Sie lag mit dem Gesicht zum Fenster. Die Oberfläche des Korridors in mehr als zwanzig Kilometer Tiefe war dunkel und zerfurcht. Tiefe Risse durchzogen den gesprenkelten Boden, deren klaffende Ränder schwach glänzten.
    Sie rollte herum und blickte in die Kabine. Ein Netz aus blauen und grünen Blinklichtern umschloss ihren Entführer. Funken sprühten zwischen den Lichtern und im Netz, und ein transparenter, fahler Nebel umhüllte seinen Körper.
    Sie hatte genügend Gewicht, um den Unterschied von oben und unten zu erkennen. Nun glitt sie aus ihrem geformten Lager, streckte die Hand aus und wollte das Lichternetz berühren, um zu sehen, ob es echt war. Bevor ihre Finger das Gebilde erreichten, wurde sie von einer Stimme gestoppt.
    »Bitte nicht stören!« Olmy stand vorn in der Kabine. Patricia blickte hin und her zwischen der Gestalt auf der Liege und dem Olmy, der sie gerade angesprochen hatte. »Ich bin eine partielle Persönlichkeit, ein zugeteilter Geist. Olmy ruht und befindet sich in Talsit-Meditation. Wenn du etwas von ihm möchtest, so wende dich ersatzweise an mich.«
    »Wer bist du?«, fragte Patricia.
    »Ein zugeteilter Geist. Während er rastet, führe ich Pflichten für ihn aus, die kein physisches Handeln erfordern. Ich habe keine Substanz. Ich bin eine Projektion.«
    »Oh«, staunte Patricia stirnrunzelnd. »Was … tut er? Was geschieht mit ihm?«
    »Talsitmeditation ist der Prozess des Umschlossenseins von Talsitdatenträgern. Der Leib wird von Unreinheiten geläutert und der Geist von Hemmnissen zu klarem Denken. Talsitdaten informieren, reorganisieren, bewerten die Mentalfunktionen. Es ist eine Art von Traum.«
    »Bist du nur eine Aufzeichnung?«
    »Nein. Ich bin mit seinen Denkprozessen verbunden, allerdings auf eine Weise, die seine Ruhe nicht beeinträchtigt.«
    »Wo ist der …« Sie wollte schon »Spuk« sagen. Sie blickte nach hinten. Der schmalschädelige, x-beinige braune Geselle lag auf seinem Platz und sah sie aus ruhigen, langsam blinzelnden Augen an.
    »Hallo«, sagte er melodiös.
    Patricia nickte schluckend. »Wie heißt du gleich wieder?«
    »Ich habe keinen Namen. Ich bin ein Frant.«
    »Wer bedient Steuer und Instrumente?«
    »Das Schiff steuert automatisch im Moment. Sicher habt ihr Leute Fahrzeuge, die das auch können«, erwiderte der Frant mit mahnendem Unterton.
    »Ja, natürlich.« Patricia kehrte sich wieder der Erscheinung zu. »Warum hat sich der Korridor verändert?«
    »Vor Jahrhunderten fand hier ein Krieg statt. Das Oberflächenmaterial, das in den Weg – den Korridor – eingebracht worden war, wurde dabei verwüstet. Stellenweise kann man

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