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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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den blanken Weg sehen.«
    »Ein Krieg? « Patricia blickte hinunter in die gesprenkelte Landschaft.
    »Wo Jarts den Weg besetzten. Sie kamen von Toren Hunderttausende von Kilometern weiter unten. Diese Tore sind mittlerweile verschlossen oder werden strikt kontrolliert. Als Axis City, die Stadt an der Achse, passieren und den Weg zurückgewinnen wollte, leisteten die Jarts Widerstand. Sie wurden vertrieben, und dieser Abschnitt des Wegs, die ganze Strecke bis zur Thistledown, ist nun blockiert und verlassen.«
    »Oh.« Sie legte sich zurück und beobachtete die blinkenden Lichter um Olmy. Sie war erschöpft. Ihre Augen brannten, und ihr Hals war heiser; die Brust schmerzte, die Arme und Beine waren verspannt. »Ich habe geweint«, sagte sie.
    »Du hast zwölf Stunden lang geschlafen«, sagte der Frant. »Friedlich geschlafen, wi e’s schien. Wir haben dich nicht gestört.«
    »Danke«, sagte sie. »Zur Stadt an der Achse – dahin fahren wir?«
    »Axis City, ja«, erwiderte der Frant.
    »Was wird dort mit mir geschehen?«
    »Man wird dich ehren«, gab Olmys Ebenbild zur Antwort. »Du stammst schließlich aus unsrer Vergangenheit und bist genial.«
    »Ich mag keine … Schmeicheleien«, sagte Patricia leise. »Und ich möchte zurück und meinen Freunden helfen. Sie brauchen mich.«
    »Du bist dort nicht entscheidend, und wir sind der Meinung, dass es gefährlich dort ist.«
    »Trotzdem will ich zurück! Ihr sollt wissen, dass ihr mich gegen meinen Willen verschleppt.«
    »Wir bedauern das. Es wird dir kein Unheil widerfahren.«
    Patricia gelangte zur Einsicht, dass es zwecklos war, gegen einen Geist anzureden – ob zugeteilt oder sonst was. Sie verschränkte die Arme und beobachtete die verwüstete, verkohlte Landschaft tief drunten. Es war mittlerweile schwierig, irgendetwas für die Vergangenheit, für die Zeit vor Betreten dieses Schiffes zu empfinden. Wollte sie überhaupt zurück? Gab es tatsächlich irgendwo was dermaßen Wichtiges?
    Ja. Lanier. Er rechnete mit ihrer Hilfe. Sie gehörte zu seinem Team. Und Paul, ihre Familie. Tot. Sie tastete nach den Briefen in ihrer Tasche und griff dann nach dem Beutel mit Multimeter, Tafel und Prozessor. Sie waren ahnungslos geblieben.
    Sosnitski lag im Sterben. Von den fünf Korpsmitgliedern, die das Bataillon begleiteten, hatten es zwei in die zweite Kammer geschafft; diese hatten nun keine Lust, vor dem General die Wahrheit zu verbergen. Einer davon, ein glatzköpfiger, schmächtiger Bursche mit einer Narbe übers halbe Gesicht, nahm Mirski zur Seite, als er zur Waldlichtung kam.
    »Der General hat innere Verletzungen – unter anderem eine Milzruptur, das geringste Übel. Wir haben weder Blut und Plasma noch die Möglichkeiten für eine Notoperation. Er wird in ein, zwei Stunden sterben. Er ist stark, aber kein Supermann.«
    Sosnitski lag seitlich auf einer Bahre aus Fallschirmstoff und Ästen. Alle zwei bis drei Sekunden zwinkerte er zweimal hintereinander, und sein Gesicht war fahl und feucht. Mirski kniete sich neben ihn, und Sosnitski nahm seine Hand. Der General packte noch erstaunlich kräftig zu.
    »Meine Knochen sind im Eimer, Genosse Kommandeur«, sagte er. »Wie ich erfahren habe, sind weder ›Lev‹ noch ›Nev‹ durchgekommen.« Er lächelte oder grinste – ein Unterschied war kaum feststellbar – und hustete dann. »Ich will Sie mit einer ungewissen Ehre betrauen, Genosse. Wir brauchen einen Divisionskommandeur. Der einzige andere noch lebende Oberst ist Vielgorski, aber einem politischen Offizier möchte ich das Kommando über unsere Truppen nicht in die Hände legen. Also erteile ich Ihnen eine hohe Feldbeförderung, Genosse Oberst, die daheim auf der Erde vielleicht nicht mal anerkannt wird. Aber wen n’s stimmt, was man hört, kümmert das auf der Erde keinen mehr. Ich habe Zeugen. Belozerski hier ist einer, und per Funk verkünde ich die Beförderung den anderen Bataillonskommandeuren, bevor ich sterbe. Die Zeit drängt also. Sie sind hiermit Generalleutnant. Ich gebe Ihnen meine Rangabzeichen.« Mit der rechten Hand, das Gesicht vor Schmerz verzerrt, reichte er Mirski steif die Sterne. »Gibt womöglich Ärger mit anderen, die zur Beförderung anstehen … Aber das ist mein Wille. Ich vertraue Ihnen, General Mirski. Wenn stimmt, was der Kommandeur unserer Staffel sagt – und es klingt nicht unwahrscheinlich –, dann müssen Sie verhandeln. Wir sind vielleicht die letzten Russen … Alle anderen sind dem Feuer zum Opfer gefallen.« Er hustete

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