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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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entfernt; die verbliebenen russischen Schwertransporter bekamen Landeerlaubnis.
    Die Verhandlungen wurden in der ersten Kammer geführt, in der Cafeteria des ersten wissenschaftlichen Lagers. Die Hälfte der Unterkünfte im zweiten Lager wurde einstweilen an russische Soldaten abgetreten; eine weiße Linie markierte die Sektoren und wurde auf einer Seite von fünf Marines und auf der anderen von fünf müde dreinschauenden SST – Angehörigen der Sowjetischen Schock-Truppen – bewacht.
    Wie die Russen schließlich zu erkennen gaben, wollten sie die meisten Soldaten aus der ersten Kammer abziehen und beanspruchten einen Großteil der Kammer vier.
    Gerhardt sprach mittels Lanier und Jaeger zu Mirski. Oberst Vielgorski – ein finsterer, gut aussehender Mann mittleren Alters mit pechschwarzem Haar und grünen Augen – beriet Mirski in politischen Fragen. Major Belozerski hielt sich stets in der Nähe auf. Der dritte politische Offizier, Major Yazikow, wurde einem russischen Forscherteam in der vierten Kammer zugeteilt.
    Am Ende des zweiten Verhandlungstags – sie machten gerade eine Kaffee- und Lunchpause – erschien Kirchner in Begleitung eines Gastes und zweier Wachen im Eingang der Cafeteria. Lanier blickte auf und stellte wie in Zeitlupe die Kaffeetasse auf den Tisch.
    »Sieht aus, als brauchst du keine Hilfe«, sagte Judith Hoffman. Sie war blass und sah ungewöhnlich mitgenommen aus. Sie trug einen übergroßen Overall und hatte die Hand verbunden. In der unversehrten Hand hielt sie eine Handgepäcktasche vom Shuttle. Ohne ein Wort schob Lanier seinen Stuhl zurück, eilte zu ihr und schloss sie in die Arme. Die Russen verfolgten dieses Zwischenspiel mit milder Entrüstung; Vielgorski flüsterte Mirski etwas zu, der nickte und sich aufrecht hinsetzte.
    »Herrgott«, sagte Lanier, »ich hatte dich schon aufgegeben. Du weißt gar nicht, wie gut es tut, dich zu sehen.«
    »Beruht auf Gegenseitigkeit. Der Präsident hat mich gefeuert vier Tage vor … Vorher. Ich habe alte Gefälligkeiten eingelöst und tags darauf eine VIP-Tour zur Station sechzehn gemacht. Ich arrangierte einen OTV -Flug – war nicht einfach. Weil ich bei den Politikern in Verruf gekommen war, stellten sich die Bonzen ganz schön an, aber zwei Shuttle-Piloten waren bereit, mich an Bord zu schmuggeln. Wir waren vollgetankt und bereit zum Abflug, als der … der Krieg ausbrach. Mit sechs zivilen Umsiedlern kamen wir gerade noch davon, aber …« Sie schluckte schwer. »Ich bin hundemüde, Garry, aber ich wollte dich sehen und dich wissen lassen, dass ich hier bin. Nicht als Boss. Es sind noch neun weitere dabei – vier Frauen, zwei Männer, drei Besatzungsmitglieder. Lass mich erst mal ausschlafen. Dann sag mir, wie ich mich nützlich machen kann.«
    »Wir haben noch keine Hierarchie festgelegt. Wir wissen nicht mal, ob wir eine Außenstelle, eine Kolonie oder ein unabhängiges Land sind«, sagte Lanier. »Es wird alle Hände voll zu tun geben für dich.« Seine Augen wurden wässrig. Er wischte mit den Handrücken darüber, lächelte und deutete auf den Verhandlungstisch. »Wir führen Gespräche. Der Kampf ist eingestellt – hoffentlich ein für alle Mal.«
    »Ich hab immer gewusst, dass du ein guter Manager bist«, sagte Hoffman. »Jetzt muss ich mich hinlegen, Garry. Ich habe nicht mehr richtig geschlafen, seit wir von der Station abgeflogen sind. Übrigens … hab ich was mitgebracht.«
    Sie stellte die Box auf den Tisch und öffnete die Metallklammern. Dann klappte sie den Deckel auf und schüttete die Samentüten auf den Tisch. Ein paar rutschten auf den russischen Tisch daneben. Mirski und Vielgorski machten große Augen. Dann nahm Mirski ein Ringelblumensamenpäckchen in die Hand.
    »Bitte, behalten Sie ruhig, was Sie möchten«, sagte Hoffman zu den Russen und blickte dann zu Lanier. »Die sind für uns alle.«
    Kirchner hängte sich bei ihr ein und begleitete sie hinaus.
    Lanier kehrte an seinen Platz zurück und setzte sich. Er fühlte sich ungleich wohler jetzt. Belozerski, der hinter Vielgorski und Mirski stand, beäugte die Samentüten mit unverhohlener Skepsis.
    »Mein politischer Offizier möchte wissen, ob Sie von irgendeiner überlebenden regierungsamtlichen Stelle Weisungen erhalten haben«, sagte Mirski, was Jaeger für Gerhardt übersetzte.
    »Nein«, antwortete Lanier. »Wir handeln nach wie vor selbstständig und eigenmächtig.«
    »Wir kennen die Frau, die mit Ihnen gesprochen hat«, erklärte Vielgorski. »Sie steht im

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