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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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stieg die Treppe hinauf und trat in die Kabine.
    Pogodin hatte sich auf drei Stühlen ausgestreckt und schlief, gleichmäßig atmend. Mirski rüttelte ihn behutsam wach. »Pogodin«, sagte er. »Zeit zum Gehen.«
    Pogodin schlug die Augen auf und sah Mirski verblüfft an. »Sie haben dich erschossen«, sagte er. »Der Schuss hat dir den halben Schädel weggerissen. Ich hab’s gesehen.«
    »Du hast geträumt«, sagte Mirski, »komisches Zeug geträumt. Hast du gesehen, was mit Vielgorski, Belozerski und Jazikow passiert ist?«
    »Nein«, antwortete Pogodin. »Da war überall dieser Nebel, der juckende. Und nun auch das noch.« Er setzte sich mit aufgerissenen Augen auf; seine Lippen zitterten. »Ich will raus hier!«
    »Gute Idee. Sehn wir mal nach, was überhaupt los ist.« Mirski ging Pogodin voraus die Treppe hinunter zur schwarzen Wand. »Auf!«, sagte er.
    Die halbmondförmige Tür schob sich wie eine Blende lautlos auf.
    Annenkowski stand mit dem Rücken zur Tür und zu Mirski vor versammelter Mannschaft auf dem Vorplatz.
    »Entschuldigung, Major«, sagte Mirski. Annenkowski fuhr zusammen, wirbelte auf dem Absatz herum und riss das Gewehr hoch. »So passen Sie doch auf«, warnte Mirski.
    »Genosse Oberst … ich meine … General …«
    »Wo sind die anderen?«, fragte Mirski mit einem Blick auf die angetretene Truppe.
    »Welche anderen?«
    »Die politischen Offiziere.«
    »Die sind noch nicht herausgekommen. Entschuldigen Sie, General, aber wir müssen sofort in unser Lager, müssen rüberfunken, müssen …«
    »Wie lange war ich weg?«
    »Neun Tage, General.«
    »Wer führt’s Kommando?«, fragte Mirski, hinter dem nun Pogodin erschien.
    »Im Moment Major Garabedian und Oberstleutnant Pletnew, Genosse.«
    »Dann bringt mich zu ihnen! Was suchen die NATO -Truppen hier?«
    »Genosse …« Annenkowski schien einer Ohnmacht nahe zu sein. »Es hat viel Aufregung gegeben hier. Niemand wusste, was da drinnen passiert war. Was ist denn passiert?«
    »Gute Frage«, erwiderte Mirski. »Vielleicht finden wir das noch raus. Mir geht’s jedenfalls gut. Pogodin auch. Und jetzt müssen wir ins Lager … in der vierten Kammer?«
    »Jawohl.«
    »Dann gehen wir! Warum sind denn unsere Männer hier stationiert?«
    »Haben auf Sie gewartet, Genosse General.«
    »So, dann sollen sie uns begleiten.«
    »Jawohl.«
    Im Zug schloss Mirski die Augen und lehnte den Kopf zurück. Ich bin tot, dachte er. Ich spür’s – Teile von mir fehlen, sind ersetzt. Das heißt, ich bin ein anderer Mensch; ich bin tot und wieder zum Leben erwacht. Ein anderer, neuer Mensch – aber mit den alten Pflichten.
    Er öffnete die Augen und blickte zu Annenkowski. Der Major sah ihn mit beinahe ängstlicher Miene an, die er rasch durch ein scheues Lächeln ersetzte.

54
    »Also fassen wir zusammen«, sagte Lanier. Sie hatten sich wieder in Patricias Wohnung versammelt, um ihre Geschichte vom Schelm zu hören und sich auf eine gemeinsame Marschrichtung zu einigen. »Wir sind Gäste – bis zu einem gewissen Grad. Wir werden abgeschirmt, was bedeutet, wir sind praktisch auch Gefangene.«
    »Unser Datenservice wird zensiert«, bemerkte Farley.
    »Wir können nicht zum Stein zurück«, betonte Heineman.
    »Und wir werden – falls Patricia recht hat – Berühmtheiten hier«, meinte Carrolson.
    »Hat der Schelm gesagt, ob damit gerechnet worden ist, dass der Stein zur Erde zurückfindet?«, erkundigte sich Lanier.
    »Nein«, erwiderte Patricia. »Das glaube ich nicht. Falls ich mich nicht täusche, gingen sie davon aus, dass der Stein – aufgrund seiner bescheidenen Größe unbemerkt – seine Reise durchs All ziel- und endlos fortsetzen würde nach dem Davonschnellen bei Öffnung des Korridors.«
    »Wie stehen wir also dazu? Larry? Lenore?«
    »Was spielt unsere Haltung schon für eine Rolle? Was können wir schon tun?«, fragte Heineman mit ausgebreiteten Armen.
    »Überleg mal, Larry!«, entgegnete Carrolson und legte ihm die Hand aufs Knie. »Wir sind VIPs. Sie können unsere Wünsche nicht einfach ignorieren.«
    »O nein!«, sagte Heineman. »Aber sie können uns ’ne Gehirnwäsche verpassen. Manche von ihnen haben mit Menschen sowieso nichts mehr gemeinsam.«
    »Es sind aber Menschen«, konterte Patricia. »Auch wenn sie wählen können, welche Erscheinung und welche Talente sie haben möchten, so bleiben sie dennoch unsere Nachfahren.«
    »Herrgott«, sagte Heineman kopfschüttelnd. »Kapier ich echt nicht.«
    »Ach was«, meinte Carrolson

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