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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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öffnet, und beherrschen den Abschnitt zwischen zwei × neun und schätzungsweise vier × neun. Aber hör mal, das findest du alles im Stadtgedächtnis. Ich hab nicht viel Zeit. Ich habe Neues über Olmy. Weißt du, was orthodoxe Naderiten und Geshel sind?«
    »Ja«, antwortete Patricia.
    »Nun, die haben zwei Lösungen parat für den Fall, dass die Jarts uns überwältigen, womit derzeit zu rechnen ist. Die Geshel wollen die gesamte Axis City mobilisieren und fast mit Lichtgeschwindigkeit am Defekt über die Jart-Gebiete jagen und gleichzeitig die Thistledown vom Ende des Wegs absprengen.«
    »Was? Aber warum?«
    »Weil es eventuell den Weg abdichtet – kauterisiert sozusagen. Und damit das Risiko ausgeschaltet wird, dass die Thistledown wiederbesetzt wird und der ganze Weg den Jarts in die Hände fällt. Die Alternative wäre, die Thistledown zu einem bewohnbaren Planeten umzuleiten und den Weg aufzugeben – oder zuzumachen, auszuschalten. Die Axis City könnte entkommen, indem sie die Thistledown absprengen und in eine Umlaufbahn um den Planeten gehen würde. Das würde eine Weile dauern – oder hätte schon eine gewisse Zeit beansprucht. Die Thistledown ist in der Umlaufbahn um die Erde: eine ideale Position für die Trennung vom Weg. Das ist jedem klar. Also haben die orthodoxen Naderiten, insbesondere die Korzenowskisten …«
    »Wer sind die?«, fragte Patricia, die hellwach wurde, als sie den vertrauten Namen hörte.
    »Sie stammen ab von den Technikern, die einst Konrad Korzenowski, den Erbauer des Weges, unterstützt haben. Der harte Kern ist eine kleine Gruppe. Die Devise: zurück zur Erde. Von den Geshel wurden sie bis jetzt als Kandidaten für inaktive Erinnerung betrachtet. Nun fordern die Naderiten und Korzenowskisten eine Umbesinnung.«
    »Sie wollen den Asteroiden hochjagen und die Axis City in Erde-Mond-Orbit bringen?«
    »Du sagst es. So, meine Zeit vergeht schnell. Ich werde gleich mit einer Reihe von Schutzmaßnahmen loslegen und dich nicht mehr besuchen können. Das war mein letzter Schleichweg. Olmy ist das, was er zu sein scheint. Er …«
    Was dann geschah, ging so schnell über die Bühne, dass Patricia kaum folgen konnte. Das Bildnis des Schelms fing heftig zu wackeln an, und in der gegenüberliegenden Wand puffte etwas. Ein roter Zickzackblitz schoss aus dem Hilfspiktor auf der anderen Seite und traf ihre Tafel auf dem Nachttisch. Der Schelm verschwand. Das Licht wurde gedämpft.
    Möbel und Wände wurden grau und trüb. »Heller, bitte!«, sagte sie.
    »Bedauere vielmals«, antwortete die Raumstimme nun forsch und misstönend. »Die Piktoren im Raum sind nicht mehr funktionsfähig. Ich bitte Sie um Geduld. Eine Reparatur ist veranlasst.«
    Patricia setzte sich auf die Bettkante. Nachdem sich ihre Augen angepasst hatten, stellte sie fest, dass alle Details aus dem Zimmer verschwunden waren. Sie saß auf einer weißen Bettform inmitten weißer Möbelformen. Die Wände waren kahl. Sie hob ihre Tafel auf, um zu sehen, ob sie kaputt war.
    Auf dem Monitor erschien, in groben Strichen hingezeichnet, der Schelm in seinem supermodernen Aufzug, dann eine Reihe von Ziffern und als Schlusszeichen ein Dreieck. Hinter dem Dreieck kamen im nächsten Register drei Gleichungen mit Schlüssel. Patricia kombinierte die zwei Register und setzte die Gleichungen um.
    Schrift leuchtete blinkend auf: Olmy kannte Korzenowski. Kennt ihn noch. In Thistledown City.
    Olmy wohnte meist in Axis Nader; er behielt nie länger als vier Monate die gleiche Adresse, stieg aber in Axis Nader am häufigsten ab. Er ließ seine Wohnung nie dekorieren, sondern begnügte sich damit, mit möglichst geringen Mitteln wohnliche Räume zu schaffen. Überhaupt verzichtete er auf die meisten Dienste und Leistungen, die ein Bürger der Axis City als grundlegend voraussetzte.
    Dennoch war er kein Asket. Er hatte einfach kein Bedürfnis nach einer solchen Ausstaffierung; er machte anderen keinen Vorwurf daraus, solche Bedürfnisse zu haben.
    Er saß im total weißen Wohnzimmer und wartete auf den Abschluss seiner Suchaktion. Olmy hatte seinen Scanner dem zentralmentalen Programm einer alten irdischen Hunderasse mit dem Namen Kurzhaarterrier nachempfunden und mit verschiedenen eigenen Teilpersönlichkeiten ergänzt. Es war ein robuster, hartnäckiger Scanner, der sich nicht abhängen und ihn selten im Stich ließ.
    Nach dem Recht der Axis City waren Schelme Freiwild. Der Bürger konnte die Schelme, die er aufspürte, nicht auslöschen,

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