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Aeon

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Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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aber festhalten und eine sofortige Inaktivierung einleiten.
    An einer Inaktivierung war Olmy nicht interessiert. Er wollte lediglich die Spur des Schelms nicht verlieren – und ihn in Bedrängnis bringen, um das Gefühl des Verbotenen zu steigern. Der Schelm war vom Feinsten; er hatte Dutzende von Duellen überstanden, die zuweilen jahrzehntelang dauerten, was in City Memory faktisch Jahrtausenden gleichkam. Er führte keinen Namen, nicht mal eine angemessene Spur; er hatte seine Persönlichkeit so gestaltet, dass er effizient, flink und nur so egoistisch war, um hinreichend fürs Duell motiviert zu sein.
    Der Scanner hatte den Schelm in Patricias Unterkunft aufgespürt und war dann von Olmy so zurückgezogen worden, dass der Schelm sich in dem Glauben wähnte, er sei entwischt.
    Olmy war durchaus vertraut mit dem Persönlichkeitsprofil des durchschnittlichen Schelms. Die meisten von ihnen waren geboren worden im letzten Stadium der Konstruktion der City Memory, was in Thistledown City noch vor dem Bau des Wegs begonnen worden war und über fünf Jahrhunderte beansprucht hatte.
    Eine Reihe von Bürgern, vor allem die jungen, hatten sich die Möglichkeit geschaffen, Schlupflöcher aufzutun und dem Vollzug der höchsten Strafe – Recycling des Körpers und Inaktivierung der gespeicherten Persönlichkeit – zu umgehen. Die beliebteste Methode war die Anfertigung eines Persönlichkeitsdoppels, das im Speicher inaktiv bliebe; falls der Betroffene die Höchststrafe bekäme, würde das Persönlichkeitsdoppel aktiviert, womit die Fortdauer gewährt wäre.
    Diese »Schelme« nun hatten sich auf alle möglichen Verbrechen eingelassen und zuweilen Gewalttaten vollbracht, wie sie seit dem Ausstoß der Naderiten von Alexandria in Axis City nicht mehr vorgekommen waren. Die meisten wurden geschnappt, vor Gericht gestellt und verurteilt; das Urteil wurde vollzogen. Damit nun gelangte eine Reihe relativ gefährlicher Persönlichkeiten ins Stadtgedächtnis. Im Laufe der Zeit konnten Hexamon-Agenten den einen oder anderen Schelm davon überzeugen, dass der schönste Zeitvertreib das Duellieren sei, das Aufspüren und Ausschalten anderer Schelme. Damit war viel geholfen. Das Duellieren machte Schule, und binnen eines Jahrzehnts war die Hälfte der Schelme von seinesgleichen ausgeschaltet worden.
    Freilich hatten einige überlebt – die raffiniertesten, einfallsreichsten und somit letztendlich auch gefährlichsten.
    In den jüngsten Jahrzehnten war eins der dringlichsten Probleme des Nexus, die City Memory für alle Bürger sicher zu machen, wobei jedoch keine großen Fortschritte erzielt wurden aufgrund des überall noch anhaftenden Widerstands.
    Das Anheuern eines Schelms war immer riskant, wie Olmy wusste. Der Auftraggeber konnte nicht mit Loyalität rechnen, da ein Schelm nur so lange loyal blieb, wie es vorteilhaft für ihn war.
    In diesem Sinne belohnte Olmy den Schelm reichlich mit dem Zugang zu verschiedenen privaten Datenbanken, wobei er doppelt und dreifach sicherstellte, dass niemand – vor allem der Schelm nicht – den Auftraggeber enttarnen konnte.
    15 Spanisch: geflochtene Ledersandalen mit flacher Sohle. – Anm. d. Übers.
    16 Socken mit eingearbeitetem großem Zeh für Sandalen. – Anm. d. Übers.

53
    In der dunklen Bibliothek wurde es allmählich heller, sodass die Augen Zeit zur Anpassung hatten. Pawel Mirski stand blinzelnd auf einer Seite der Stuhlreihen mit den Chromkügelchen.
    Impulsiv schaute er sich zunächst um, was für einen Schaden Vielgorski mit seiner Ballerei angerichtet hatte. Es war nichts zu sehen. Alle Kugeln waren intakt. Mirski führte die Hand an die Seite seines Kopfes und betastete dann Nase und Kinn. Keinerlei Narben. In seinem Kopf sagte ihm ein kleines Signal unaufdringlich, dass er gerade von hinzugefügten Gehirnteilen Gebrauch mache.
    Er ging hin und her, wobei er eine beinahe unangenehme Unerfahrenheit hinter den Augen empfand. Er spazierte um die Stuhlreihen und näherte sich der schwarzen Wand, die nach wie vor geschlossen war. Stirnrunzelnd rief er: »Hallo!« Niemand antwortete. »Hallo! Ist denn da niemand?«
    Vielleicht haben die anderen nach seiner Erschießung die Bibliothek verlassen. Aber er erinnerte sich an den weißen, wallenden Nebel – und die drei Offiziere mit zurückgeworfenem Kopf und aufgesperrtem Mund.
    »Pogodin!«, rief er. »Pogodin, wo bist du?«
    Wieder keine Antwort. Er ging zum schmalen Gang, der zur Überwachungskabine führte. Die Tür war offen. Er

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