Aeon
Theotokopolos hinauszog und heimkehrte zum Hypateion, bis die eigentliche Suche begänne. Dann schloss die Königin die Augen und versuchte sich vorzustellen …
… die Heimat der Greisin. Woher mochte eine solche Frau stammen? Von einem Ort glänzender Türme und mächtiger Burgen, wo die Menschen mehr wie Götter oder Teufel wären als die Leute, die sie kannte. Nur ein solcher Ort hätte diese kleine, leidenschaftliche Soph e hervorbringen können.
»Wie seltsam«, flüsterte Kleopatra und stieg wieder auf ihren Thron, wo man sie wieder mit den schweren Roben behängte. Sie spürte einen kalten Schauder. »Wie wunderbar …«
19 P. D. (Post Death): Nach dem Tod. – Anm. d. Übers.
ANHANG
Uwe Neuhold
Notizen aus dem Multiversum
Die kleinen Unterschiede
Ich folge Greg Bears Schilderungen, um Abweichungen zwischen der Welt von Äon und meiner eigenen zu finden. Das ist notwendig, um zu erahnen, ob unsere Zukunft so ablaufen wird – ablaufen kann –, wie von ihm beschrieben. Das Universum, aus dem ich stamme, ist auf den ersten Blick kaum von dem in Äon zu unterscheiden, ja, es dürfte sogar bis in die 1980er Jahre weitgehend identisch sein. Erst bei näherem Betrachten bemerke ich zunehmende Divergenzen bis zu dem Jahr, in dem sich Patricia Vasquez zum »Stein« aufmacht: Statt 2005 einen Nuklearkrieg zu entfachen und sich Weltraumgefechte zu liefern, löste sich die Sowjetunion in meiner Welt politisch auf. Es muss also offenbar ein Paralleluniversum geben, in dem Gorbatschow die UdSSR in Richtung Konfrontation führte. Zudem fehlt in meiner Heimatwelt sowohl eine Mondstation als auch die interplanetare Raumfahrt . Und auch der »Stein« tauchte hier bislang nicht auf. Möglicherweise handelt es sich aber auch nur um Verzögerungen; 2013 verkündete US-Präsident Barack Obama immerhin, dass die NASA die Landung auf einem Asteroiden plane. Suchen wir daher nach weiteren Indizien …
Der Asteroid
Könnte etwa der Asteroid Juno besucht und zum künstlichen Habitat umgewandelt werden? Im Asteroidengürtel kreisen immerhin Tausende kleiner Objekte zwischen den Planeten Mars und Jupiter um die Sonne. Juno (nach der graeco-romanischen Göttin benannt) zählt zu den größeren: Sein Durchmesser beträgt rund 267 km, bei einer Länge von 290 km und einer Höhe von 245 km. In Äon wird Junos Länge zwar korrekt, der Durchmesser allerdings mit nur 91 km angegeben (offenbar veraltetes Datenmaterial). Seine Masse liegt bei 2,82 × 10 19 Kilogramm, und wie das Mount-Wilson-Observatorium 1996 feststellte, gleicht seine unregelmäßige Form einer Kartoffel (die Russen in Äon liegen mit ihrer respektlosen Namensgebung also ganz richtig). Spektroskopische Messungen zeigen, dass Juno der Herkunfts ort einiger auf der Erde gelandeter, gewöhnlicher Steinmeteoriten sein könnte, die aus eisenhaltigen Silikatverbindungen aufgebaut sind. Im Prinzip besteht Juno aus demselben Material, aus dem auch unser Heimatplanet entstand; seine geringe Masse verhinderte jedoch, dass er eine ähnlich komplexe Gesteinsschichtung entwickelte oder dass sich unter entsprechendem Druck flüssiges Gestein (Magma) gebildet und die Rotation um einen Metallkern zur Bildung eines Magnetfelds geführt hätte.
Juno hat gegenüber größeren Asteroiden wie Ceres jedoch den Vorteil, über keine dicke Kruste zu verfügen. Er könnte daher leichter angebohrt und ausgehöhlt werden. Dem müsste allerdings die Errichtung einer Basis vorausgehen. Die NASA will jedenfalls 2025 mit einem bemannten Raumschiff den vergleichsweise nahen Asteroiden »1999 RQ36« besuchen und auf ihm landen (eigentlich kann man auf einem Asteroiden aufgrund der geringen Schwerkraft gar nicht »landen« sondern nur »andocken«, was das Unterfangen ziemlich erschwert). Mit konventionellen Treibstoffen, wie sie bereits heute genutzt werden, würde der Flug dorthin »nur« vier Jahre dauern. Neben Untersuchungen zur Entstehung des Sonnensystems geht es bei der Mission auch darum, herauszufinden, ob und wie sich die Rohstoffe eines Asteroiden für die Raumfahrt nutzen lassen. Eisen etwa könnte ein Baumaterial für Raumstationen liefern. Sauerstoff und Wasserstoff, die in einigen Asteroiden enthalten sind, wären geeignete Treibstoffquellen.
Die Besiedlung
Ein Asteroid wie Juno, der sich alle 7 , 2 Stunden einmal um die eigene Achse dreht (die in Äon angegebenen 7 Minuten müssen also auf künstlichem Antrieb basieren) und sich mit einer mittleren Orbitalgeschwindigkeit von 17,9
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