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Aeon

Aeon

Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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noch viele andere überdauern.
    Lieber Stiefvater, wi e’s aussieht, habe ich sogar die Götter überlebt …
    Wahrlich ein Äon .
    Es gibt so viel zu lernen und so viel Neuerung. Jeden Tag atme ich tief durch, zähle meine Möglichkeiten und erkenne, wie glücklich wir dran sind. (Könnt ich nur Rimskaya davon überzeugen! Trauriger Mann.)
    Ich bin frei.
    Aigyptos, Jahr des Alexandros 2323
    Die junge Königin Kleopatra XXI. hatte gerade vier langweilige Stunden damit verbracht, träge den komplizierten Aussagen vierer verbannter Abgeordneter vom Boul e des Oxyrrhynkhos Nomos zu lauschen. Die Beschwerden waren unbegründet, wie ihre engsten Berater befanden, also wies sie sie mit einem strengen Lächeln zurück und warnte sie, ihre Beschwerden nicht über die Grenzen von Aigyptos hinaus einem anderen Staat vorzutragen, oder sie würden aus der Alexandrischen Oikoumen e ausgestoßen und müssten nach Osten oder Westen ins Land der Barbaren oder gar nach Latium auswandern.
    Dreimal wöchentlich hörte Kleopatra solche Klagen an, die von ihren Beratern aus Tausenden von Fällen publikumswirksam ausgewählt wurden, wobei der Ausgang oft schon feststand, wie sie wusste. Sie war nicht ganz glücklich mit der Einschränkung ihrer königlichen Macht, die der Oikoumenische Boul e zur Zeit ihrer Väter verhängt hatte, aber sie musste sich entweder fügen – oder ins Exil gehen; aber wohin sollte eine achtzehnjährige Königin außerhalb ihrer Oikoumen e schon gehen? Wie sich doch alles geändert hatte in den letzten fünfhundert Jahren!
    Kleopatra freute sich allerdings auf den nächsten Gast. Es waren ihr viele wunderliche Dinge über die Hauptpriesterin und Soph e des Hypateion in Rhodos zu Ohren gekommen; die Frau war nicht nur berühmt wegen der Geschichte, wie sie in die Oikoumen e gelangt war, sondern auch wegen ihrer Leistungen im letzten halben Jahrhundert. Dennoch waren sich Königin und Priesterin nie begegnet.
    Die Soph e Patrikia war vor zwei Tagen von Rhodos eingeflogen worden, auf dem Rakhotis-Flughafen westlich von Alexandria gelandet und als Ehrengast im Mouseion untergebracht worden bis zur Audienz. In diesen zwei Tagen war die Soph e zur praktisch obligatorischen Besichtigung der Pyramiden von Alexandros und Diadokhoi mit den (wie langweilig, dachte Kleopatra) vergoldeten Mumien der Gründer der Alexandrischen Oikoumen e eingeladen worden, woraufhin sie die umliegenden Pyramiden und Gräber der Nachfolger besuchte. Offenbar hatte die Soph e die Besichtigungstour wohlwollend aufgenommen; ein Teil ihrer Beobachtungen wurde zur Übertragung in die 85 Nomoi aufgezeichnet.
    Heralde meldeten, dass die Soph e auf dem Lokhias-Hügel angekommen sei und bald im Königspalast eintreffe. Die Berater räumten den Audienzsaal, und Kleopatra wurde umschwirrt von ihren Fliegen, wie sie sie nannte, den Dienern und Zofen, die den Schweiß von ihrer Stirn tupften und Wangen und Nase puderten und ihre Gewänder um den goldenen Thron drapierten. Draußen im Hof stand die Phalanx der königlichen Leibgarde. Wenn sie sich in zwei Reihen vor dem Portal aufstellten, dann nähme Königin Kleopatra Haltung an und empfinge die Soph e .
    Die Aufstellung begann, und die Heralde führten ihre ermüdenden Zeremonien aus.
    Das Datum war Sôthis 4, alte Zählung, Arkhim e d e s 27, neue Zählung.
    Kleopatra saß geduldig auf dem Thron aus Zedernholz vom beschwerlichen Reich Ioudeia, auch genannt Nea Phoenikia, und trank funkelndes gallisches Wasser von einem Kelch aus Metascythia. So nutzte sie tagtäglich die Güter aus den Nomoi, Staaten und befreundeten Nationen ringsum, wusste sie doch, dass diese sich geschmeichelt fühlten, dem ältesten der alten Reiche, der Alexandrischen Oikoumen e , zu dienen. Es wäre gut, wenn die Soph e sähe, dass Kleopatra ihren Pflichten nachkam, denn die junge Königin hatte darüber hinaus wenig zu tun. Der Boul e und der Rat der Gewählten Sprecher fällten nach dem Vorbild Athens die wahrhaft wichtigen Entscheidungen.
    Die großen Bronzetore des Theotokopolos öffneten sich weit, und der Einzug begann. Kleopatra schenkte den hereinströmenden Höflingen und Kammerherrn und kleinen Politikern keine Beachtung. Ihr Blick fiel unverzüglich auf die Soph e Patrikia, die den Saal, von ihren beiden Söhnen mittleren Alters gestützt, betrat.
    Die Priesterin trug ein Gewand aus schwarzer Chin-Chi’ing-Seide von schlichter Schönheit mit einem Stern über der einen Brust und einem Mond über der anderen. Ihr

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