Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aeon

Aeon

Titel: Aeon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
spieler zeichneten ihre Züge auf und räumten die Tafel ab, während der Laster sachte zum Stillstand kam. Die Türen glitten seitlich auf, und die Marinesoldaten kletterten mit einem Seufzer der Erleichterung aus dem Wagen. Patricia stieg als Nächste aus und streckte sich gähnend auf dem trockenen Boden. Carrolson kam von der anderen Seite um den Wagen herum und brachte kühles Wasser mit, das sie ihnen in Bechern einschenkte. »Es fehlt an nichts«, sagte sie.
    »Bier?«, erkundigte sich Reynolds.
    »Darauf wurde zugunsten der Wissenschaft verzichtet. Hat jemand Hunger?«
    Patricia nahm sich ein Sandwich aus dem Behälter und ging mit Takahashi ein paar Meter vom Laster weg. Im ersten Moment hatte sie sich nervös und unwohl gefühlt, aber das legte sich rasch. Was gäbe es schon zu befürchten in einem endlosen Wüstenstreifen, der nicht einmal Insekten beheimatete? Die leere, öde Landschaft war an sich beruhigend.
    »Das Meer war ordentlich nass, der Sand ist ordentlich trocken«, bemerkte Patricia.
    »So ist’s«, meinte Takahashi. Sie hockte sich auf den Boden, während er sich in lockerer Lotuspose neben sie setzte. »Weißt du, warum ich mitfahre?«
    Er nahm kein Blatt vor den Mund. »Um mich im Auge zu behalten, nehme ich an.«
    »Richtig. Lanier sagte, man müsse dich genauestens beobachten. Wie kommst du zurecht?«
    »Geht schon.«
    »Die Bibliothek …« Er senkte die Stimme und blickte zurück zur Kappe. »Ist nicht leicht.«
    »Ich komme mir bald vor wie eine Prinzessin inmitten ihrer Getreuen.«
    Takahashi kicherte. »So schlimm wird’s nicht werden. Ich sorge dafür, dass Laniers Besorgnis im Rahmen bleibt. Aber ich habe eine einzige Frage, die sehr wichtig ist. Kannst du arbeiten?«
    Patricia wusste genau, was er meinte. »Ich arbeite bereits – auch jetzt.«
    »Prima.« Mehr brauchte zu diesem Thema nicht gesagt zu werden.
    Patricia brach einen Zweig aus dem Gestrüpp und vergewisserte sich, ob irgendein Unterschied zu den Gewächsen beim Camp feststellbar war. Aber es waren die gleichen kleinen, wächsernen Blätter. Sogar das dürre Gras war das gleiche. »Nicht gerade ein blühender Garten«, sagte sie. »Ich habe zumindest ein paar Zwergwälder erwartet.«
    »Wird noch schlimmer«, sagte Takahashi.
    »Hast du je überlegt, wie viel Sand und Dreck sie in den Korridor schaffen mussten?«, fragte sie beim Aufstehen. Vom Sandwich hatte sie nur wenige Bissen gegessen. Seit zwei Tagen fehlte ihr der Appetit. »Wenn der Boden einen Viertel Kilometer tief ist …«
    »So schätzen wir anhand von Ultraschall«, erklärte Takahashi.
    »Und angenommen eine Milliarde Kilometer lang …«
    »Warum gerade diese Zahl?«
    »Nur ein willkürlicher Wert«, erklärte sie. »Das ergibt etwa vierzig Milliarden Kilometer Dreck.«
    »Wenn wir die Erde – Kruste, Magma und Kern – zerkleinern und den Korridor damit pflastern würden, dann brächten wir ungefähr dreißig Milliarden Kilometer zusammen.« Takahashi wühlte mit den Fingern im Sandboden.
    »Was ist, wenn weiter draußen Berge stehen? Dann ist noch mehr Dreck und Fels vonnöten.«
    »Möglich«, sagte Takahashi. »Aber die große Frage ist: Woher haben sie das alles? Und vergiss die Luft nicht. Bei einem Durchmesser von zwanzig Kilometern wären das … 1,6 Billiarden Kubikkilometer Luft von gut einem Gramm pro Liter …«
    »Das alles hast du schon berechnet.«
    »Natürlich. Mehrmals. Rimskaya fing damit an, und die Statistiker machten weiter damit. Ich habe gekiebitzt. So viele Fragen zu Logistik und Aufbau. Wie wird die Luft im Korridor erneuert? Die Regenerationsteiche des Steins schaffen das nicht – zumindest dann nicht, wenn weiter draußen tierisches Leben existiert. Vielleicht ist einfach ein entsprechend großer Luftvorrat für einige Jahrtausende angelegt.«
    »Halte ich für unwahrscheinlich«, erwiderte Patricia. »Wer – oder was – das gebaut hat, hat es für die Ewigkeit geschaffen. Hast du nicht auch diesen Eindruck?«
    »Manchmal. Aber das heißt nicht, dass es eine gültige Annahme ist.«
    »Trotzdem muss es irgendein System geben, das den Korridor unterhält.«
    Takahashi nickte. »Rimskaya hatte schon behauptet, es gebe Öffnungen im Korridor, bevor wir die Schächte entdeckten.«
    Carrolson gesellte sich nun zu ihnen. »Schon aufgefallen, wonac h’s im Korridor riecht?«, fragte sie.
    Patricia und Takahashi schüttelten den Kopf.
    »Riecht wie vor einem Unwetter. Ständig. Aber die Ozonkonzentration ist nicht gerade hoch.

Weitere Kostenlose Bücher